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Der Beton, die Stadt und die Auswirkungen auf unsere Lebensräume

Denkt man an Beton in Verbindung mit einer Stadt, fällt einem zunächst wenig naturnahes ein. Im Gegenteil: Was war es doch früher romantisch in unserem Land! Im Einklang mit der Natur lebten unsere Vorfahren zwischen Feldern, Wäldern, Wiesen und Flüssen und waren umgeben von einer schier endlosen Artenvielfalt in Flora und Fauna. Wie in einem Märchen von Disney waren alle Menschen glücklich, froh und zufrieden. Und dann kam die Moderne mit allen ihren Begleiterscheinungen – und unsere Erde wurde zu einem Moloch der Urbanisierung. Vollgestopft mit Technik, jede freie Fläche betoniert, der Mensch abgespalten von der Natur: Der Planet ist am Ende. So scheint es jedenfalls, wenn man sich nur grob mit den Auswirkungen der Zivilisation beschäftigt. Die Moderne als Anfang vom Ende und Beton als Symbol für den Raubbau an der Natur – es fällt schwer, sich nicht den wild wuchernden Untergangsphantasien der Endzeitpropheten und radikalen Naturschützern im Netz, am Stammtisch oder auf der Straße hinzugeben.

Doch ist die Zivilisation wirklich eine schlechtere geworden, seit dem der Mensch massiv in die Natur eingegriffen hat? Gibt es zwischen all den unzweifelhaft vorhandenen negativen Auswirkungen des Strukturwandels nicht auch positive Effekte der Verstädterung?

Man muss zwar schon genauer hinsehen, um zwischen Autobahnen, Brutalismus-Architektur und stetig wachsender Weltbevölkerung den berühmten Hoffnungsschimmer zu entdecken, aber es gibt ihn zweifelsohne. Und genau diesem Hoffnungsschimmer sei dieser Text gewidmet.


Der Beton in der Stadt als Treibstoff der Verstädterung

In Deutschland stellt der zweite Weltkrieg beziehungsweise dessen Ende 1945 eine städtebauliche Zäsur dar. Aus den Trümmerlandschaften der ehemals noch häufig mittelalterlich geprägten Städte wuchsen binnen weniger Jahre komplett architektonisch neu konzipierte Lebensräume. Während 1930 nur rund 30 % aller Menschen in Städten wohnten, waren es 1950 bereits 68 %. Aktuell sind es rund 75 % der deutschen Bevölkerung, die in den engen Straßenschluchten der Großstädte leben – Tendenz steigend. Nicht nur in Deutschland zeigt sich der Trend zur Urbanisierung, sondern weltweit. Man nimmt an, dass in wenigen Jahren mehr Menschen in Städten als auf dem Land wohnen. Megacitys mit mehreren Millionen Einwohnern wachsen rund um den Globus aus dem Boden – und auch in Deutschland breiten sich die großen Städte an Rhein und Ruhr, an der Spree oder am Main immer weiter ins Umland aus.

Wo einst dreigeschossige Häuser das Stadtbild dominierten, sind es heute Wolkenkratzer, die stellenweise mehrere hundert Meter hoch in den Himmel ragen. Und ganz gleich ob in Kalkutta oder Korschenbroich: Immer ist ein Begleiter konstant vor Ort, um den Menschen Dächer über dem Kopf zu bieten, für Transportwege zu sorgen oder um aus Städten lebenswerte Räume zu machen. Der Beton als Baustoff in der Stadt ist aus unserer Zeit nicht wegzudenken, ermöglicht er uns doch erst die Zivilisation, die wir kennen. Und in großen Teilen auch zu schätzen gelernt haben.

Die Renaissance des Betons in der modernen Stadt

Als in den 1960er Jahren der Bauboom in Deutschland so richtig in Fahrt kam, wurden die noch vorhandenen Freiflächen in den Städten in kürzester Zeit mit Wohnungen zugebaut. Als Gegenpol zu der strengen, hierarchischen Architektur der Nazizeit wählte man eine vermeintlich demokratische, offene Form des Bauens. Die Gebäude aus >béton brut< waren in der damaligen Zeit eine durchaus angemessene Form der Wohnraumgestaltung. Doch nur wenige Jahre später schon galt die Architektur des Brutalismus (wie diese Bauepoche auch genannt wird) als hässlich, wenig lebenswert und abrissreif. Mehr noch, die Utopien der damaligen Architekten verkamen zu unheimlichen Orten – wer jemals an der Ruhr-Uni in Bochum studiert hat, kennt die Geschichten über die außergewöhnlich hohe Selbstmordrate in „Deutschlands hässlichstem Beton-Bunker“.

In der beginnenden Postmoderne, kurz vor der Globalisierung und gemeinsam mit der Einführung der „neuen Religion“ namens Neoliberalismus schien die Zeit für Beton-Architektur in den Städten dann endgültig vorbei zu sein. Betonbauten mussten glatten, spiegelnden Glasfassaden weichen und wo einst Fenster den Blick nach draußen gewährten, waren es plötzlich schießschartenähnliche Sehschlitze, die bestenfalls eine Ahnung von Natur durch die Granitfassaden der Innenstädte hereinließen.

Interessanterweise verliert die „neoliberale Kälte“ in der Architektur aktuell wieder viel Boden, und zwar zu Gunsten des alten Baustoffes Beton. In den sozialen Medien versammeln sich Menschen, um die ästhetischen Qualitäten der 60er Jahre Zweckbauten wertzuschätzen. Gruppen mit mehreren tausend Mitgliedern tauschen sich in den Netzwerken nicht nur aus, sondern ermöglichen sogar ganz konkrete „Rettungsmaßnahmen“ für die Architektur des Brutalismus. 2013 gelang es einer Gruppe, die Preston Bus Station in Lancashire/England vor dem Abriss zu schützen. Kein Wunder, dass diese Bus Station aus Beton mittlerweile sogar einen eigenen Twitter Account besitzt.


Beton in der Stadt lässt neue Pflanzenarten entstehen

Es klingt paradox: Immer mehr freie Flächen in der Stadt werden im Zuge der Urbanisierung zugebaut, trotzdem steigt die Zahl der Pflanzenarten stetig an. Sollte man nicht eigentlich das genaue Gegenteil erwarten? Denn schließlich kann auf Beton kein Kraut gedeihen, oder?

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung und des Helmholtz.Zentrums für Umweltforschung haben sich genau dieser Fragestellung gewidmet. Am Beispiel der Stadt Halle (Saale) werteten sie vorliegende Daten aus drei Jahrhunderten aus – mit erstaunlichem Ergebnis! So ist die Zahl der in der Stadt heimischen Pflanzenarten zwischen dem 17. Und 21. Jahrhundert massiv gestiegen, nämlich von 711 auf 860 Arten. Gleichzeitig sank allerdings die Vielfalt der Pflanzen, denn viele der neu entstandenen Arten sind miteinander verwandt. Auf der Strecke geblieben und damit aus den Städten verschwunden sind vor allem solche Pflanzen, die zum Wachstum kühle, feuchte Orte benötigen. Als Beispiel führen die Wissenschaftler hier Bärlappgewächse auf. Diese Pflanzen konnten nicht mit den veränderten Lebensbedingungen zwischen Stahl und Beton Schritt halten – und mussten anderen Pflanzen weichen, die wesentlich besser auf ein Leben in der Stadt angepasst sind. Auffällig an der Studie ist auch, dass es vor allem einheimische Arten sind, die den Kampf um den Lebensraum verloren haben.
Ist diese Schrumpfung der Vielfalt nun als gravierendes Problem einzustufen? Fakt ist, dass es gerade die Vielfalt ist, die Ökosystemen die dringend benötigte Stabilität verleiht. Fakt ist aber auch, dass sich die Evolution immer einen Weg sucht, um Organismen veränderten Lebenssituationen anzupassen.

Der Einsatz von Beton als Schöpfer neuer Spezies in der Stadt

Zur Evolution gehört das Aussterben von Spezies genauso dazu wie die Weiterentwicklung und Spezialisierung auf neue Lebensräume. Städtische Lebensräume gehören zu den Faktoren, die neue Spezies hervorbringen, eindeutig dazu. Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie durch den Einsatz von Beton eine völlig neue Spezies entstanden ist, ist Culex Pipiens, besser bekannt unter ihrem Namen „Gemeine Stechmücke“. Die kleinen Plagegeister finden sich auf dem gesamten europäischen Kontinent – und somit auch in London. Die Stadt London ist nicht nur bekannt für die Queen, die Taxis und Big Ben, sondern auch für den „Underground“, das innerstädtische U-Bahn-Nahverkehrsnetz. In dem dunklen Geflecht aus Stahlbeton und Ziegelsteinen hat sich vor Jahrzehnten eine Population der Stechmücken niedergelassen – und fühlt sich in dem U-Bahn Netz ganz offensichtlich so wohl, dass es keine der Mücken jemals wieder zurück ans Tageslicht zog. Im Laufe der Zeit hat sich die Population so perfekt an das Leben unter Tage angepasst, dass sich über die Generationen hinweg genetische Mutationen entwickelt haben. Diese Weiterentwicklungen im Erbgut haben dafür gesorgt, dass sich die unterirdisch hausenden Mücken nicht mehr mit den oberirdischen Verwandten paaren können. Eine neue, eigenständige Art ist entstanden, die sogar einen eigenen Namen trägt: Die „London Underground Mücke“.

Auch bei unseren gefiederten Freunden zeigt sich die hohe Anpassung der Natur an die vom Menschen durch Beton umgestaltete Lebensräume. Nicht nur physisch, auch psychisch müssen sich Tiere – und hier in unserem Beispiel vor allem die Vögel – an neue, vom Menschen geprägte Umweltbedingungen anpassen. Turdus Merula, die gewöhnliche Amsel, ist vom Ursprung her eigentlich ein überaus scheuer Waldbewohner. Nun haben wir allerdings viel weniger Waldflächen als denn zugebaute Städte – was die Amsel nicht weiter stört, gehört sie doch mit zu den am häufigsten in unseren Städten anzutreffende Vogelart überhaupt. Überaus interessant ist bei der Amsel der direkte Vergleich im Verhalten zwischen Wild- und Stadtamseln. Während Wildamseln überaus neugierig gegenüber neuen, fremden Gegenständen sind, halten sich Stadtamseln hier eher bedeckt und zurückhaltend. Auch ziehen Stadtamseln wesentlich weniger häufig im Winter gen Süden, beginnen früher mit dem Brüten und leben enger mit Ihren Artgenossen zusammen.

Eine eindeutige Erklärung für das unterschiedliche Verhalten von Vögeln aus der Stadt zu den Kollegen aus dem Wald können Forscher bis heute noch nicht liefern. Sie vermuten aber, dass es mit der schnelllebigen Stadtwelt und den immer neuen Situationen zusammenhängt, dass sich Stadtvögel so grundsätzlich im Verhalten von ihren Verwandten aus den Wäldern unterscheiden. Es scheint, als hätte die Evolution die Entstehung von bestimmten Persönlichkeitstypen in urbanen Umgebungen begünstigt.


Beton: Auch in Zukunft der Baustoff Nummer Eins in der Stadt

Ob wir es einsehen wollen oder nicht: Der Mensch verdrängt zusehends die Natur. Mit traurigen Folgen. Die Artenvielfalt nimmt ab, Wälder verschwinden und in unseren Meeren gibt es bald mehr Plastik als Fische. Man kann nun entweder die Augen verschließen, oder sich der Herausforderung stellen und mit innovativen Konzepten dem Planeten trotz aller Widrigkeiten eine lebenswerte Zukunft zu geben.

Ganz vorne dabei im Reigen der Innovation ist die Baubranche. Denn gerade in dem uralten Baustoff Beton steckt eine Menge Potential, auch was die Reduzierung von Umweltbelastungen in unseren Lebensräumen anbelangt.

Große Debatten in Lobbyvereinen, der Politik und der Automobilbranche lösen aktuell die hohen Stickstoff-Dioxidbelastungen in unseren Städten aus. Während die Autohersteller vorzugsweise mit Manipulationen der Software versuchen, die Grenzwerte einzuhalten und Politiker sich gegenseitig mit ineffizienten Maßnahmenkatalogen übertrumpfen, geht die Baustoff-Industrie hier wesentlich pragmatischer ans Werk. Das in Dinslaken ansässige Unternehmen STEAG Power Minerals GmbH beispielsweise hat einen Betonzusatzstoff entwickelt, der durch Lichteinwirkung und damit einhergehender, photokatalytischer Reaktion Stickstoff-Dioxide in ungiftiges Nitrat umwandelt. Der Zusatzstoff kann als Pulver dem Beton beigemischt werden. Ein wirklich innovatives Konzept, was dem Unternehmen 2016 den begehrten Green-Tec Award eingebracht hat.

Doch damit noch nicht genug der Innovationskraft im Bereich Beton. Lang vorbei sind die Zeiten, von Beton ein einfaches Gemisch aus Zement, Wasser und Kies war. Heute verleihen Nanopartikel oder nachwachsende Additive wie Bambus dem Baustoff extreme Formbarkeit, Stabilität und Langlebigkeit. Auch eine der größten Schwierigkeiten der Betonindustrie wird langsam aber stetig beseitigt: Der immens hohe CO2-Ausstoß bei der Produktion. Aktuell gehen noch bis zu 12 % der weltweiten jährlichen CO2 Emissionen auf das Konto der Betonherstellung. Dies wird sich aber zukünftig ändern, denn mit der Entwicklung des „Ultra High Performance Concrete“, kurz UHPC, steht ein Beton zur Verfügung, der nicht nur 50 % Material einsparen, sondern auch doppelt so lange halten soll wie konventioneller Beton. Eine weltweite Einsparung von CO2 von 40 % gegenüber den aktuellen Werten ist mit UHPC durchaus realistisch.

Nicht nur im Sinne der Umwelt wird an Innovationen beim Beton geforscht, auch in Sachen Ästhetik ist der moderne Beton kaum noch mit seinem Ursprung zu vergleichen. Durch Additive in der Ausgangsmischung sind in einer Stadt nicht mehr nur klobige Bauten realisierbar, sondern auch filigranste Brücken, frei schwebende Dächer über Bahnhöfen und Messehallen oder Hochhäuser, die mehr als 1000 Meter hoch in den Himmel reichen.

Keine Frage – Der Mensch formt sich die Natur nach seinem Wunsch und greift damit massiv in das bestehende Ökosystem ein. Doch anders als gerne gebetsmühlenartig propagiert liegt in der Strukturveränderung unserer Umwelt nicht nur eine große Gefahr. Altes vergeht, neues entsteht – ganz getreu diesem Motto passen sich nicht nur Pflanze und Tier, sondern auch unsere Baustoffe den veränderten Lebensbedingungen an. Was der gemeinen Stechmücke das Leben unter Tage und der Amsel die Stadt ist, das ist dem Beton die Urbanisierung: Eine Triebfeder zur Evolution und Weiterentwicklung im positiven Sinne.

Mehr zum Thema Beton:
Teil 1: Eine kleine (Erfolgs-) Geschichte des Betons
Teil 3: Was genau ist eigentlich ein Fundament?

Quellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152879/umfrage/in-staedten-lebende-bevoelkerung-in-deutschland-und-weltweit/
https://www.monopol-magazin.de/schönheit-und-zerstörung-0
https://www.mdr.de/wissen/urbanisierung-108.html
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20336-2016-06-29.html
https://www.mpg.de/7314957/amseln_persoenlichkeit
https://equapio.com/technik/bautechnik/umwelttechnologien-im-baugewerbe-beton-im-wandel/
https://www.heise.de/tr/artikel/Beton-kann-auch-anders-3530335.html

Bilder:
BalkansCat / Shutterstock.com
JJFarq / Shutterstock.com

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