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Die historischen Plätze sind ein wichtiger Bestandteil der Identität von Städten. Alte, wertvolle Bausubstanz trifft hier auf das pulsierende Leben. Deswegen gilt es, bei der Gestaltung dieser Plätze eine Balance zwischen Tradition und modernen
Seit jeher sind Altstadtplätze ein wichtiger Ort, an dem das öffentliche Leben stattfindet. Zusammen mit der historischen Bebauung sind sie außerdem ein zentrales Aushängeschild für Stadtbild und -identität.
Nichtsdestotrotz ändern sich die Ansprüche an die Gestaltung, Erscheinung und Nutzung solcher Plätze im Laufe der Zeit. Und daraus ergeben sich Fragen, die nicht immer leicht zu beantworten sind. Die bedeutsamste darunter lautet: Wie können historische Plätze zeitgemäß gestaltet werden, ohne sie ihrer charakteristischen Eigenheiten zu berauben?
Denkmalschutz und -pflege treffen dabei auf – häufig notwendige – Modernisierungswünsche. Sie gilt es in Einklang zu bringen. Denn nur so bleibt das historische Erbe ebenso erhalten wie die vielfältigen Funktionen, die die Plätze im öffentlichen Raum der Städte einnehmen.
Historische Plätze und Fußgängerzonen verbindet mehr als ihre räumliche Nähe zueinander. Weil sie meistens sogar ineinander übergehen, teilen sie die gleichen Ansprüche, die an sie gestellt werden.
An erster Stelle steht hierbei ihre Multifunktionalität. Denn sie ist gleichermaßen Notwendigkeit und Anforderung an städtische Plätze: Die öffentlichen Freiräume werden schließlich von einer Vielzahl an Nutzergruppen beansprucht. Leichter wird die Gestaltungsplanung dadurch nicht.
Alle Nutzungen – als Marktplatz, als Erholungs- und Spielraum, als Teil der Infrastruktur etc. – ausreichend zu berücksichtigen ist eine komplexe Aufgabe. Dazu kommt die Besonderheit historischer Plätze. Deren Erscheinungsbild und Wirkung ist von den umliegenden Gebäuden und vorhandenen Denkmälern geprägt. Sie tragen zur besonderen (etwa touristischen) Qualität eines Platzes bei, sind aber unter Umständen eine zusätzliche Herausforderung bei der Um- und Neugestaltung.
Um den unterschiedlichen Nutzergruppen und deren vielfältigen Interessen gerecht zu werden, muss ein Platz einige wichtige Eigenschaften vorweisen können. Sie sind gleichzeitig die zentralen Stellschrauben für eine sinnvolle Umgestaltung. Vier Faktoren sind laut „Project for Public Spaces“ von besonderer Bedeutung:
Der freie Zugang zum Platz ist eine Grundvoraussetzung. Dazu gehören auch Verbindungen zur Umgebung und anderen wichtigen Orten in der Stadt. Maßgeblich für Planungen in diesem Bereich ist das Nutzerverhalten der Passanten. Es muss aber auch berücksichtigt werden, welche Verkehrsanbindungen zur Erreichbarkeit des Platzes beitragen können – ohne dessen sichere Begehbarkeit zu beeinträchtigen.
Plätze im öffentlichen Raum sind dazu da, um mit Leben gefüllt zu werden. Je mehr Möglichkeiten für Aktivitäten sie den Menschen eröffnen, desto regelmäßiger werden sie genutzt. Dazu gehören aber auch Angebote, die das Umfeld eines Platzes bietet – beispielsweise Büro- und Geschäftsräume, Gastronomie etc. Eine nachhaltige Platzgestaltung muss daher Sorge dafür tragen, dass es auch bei den Aktivitäten eine gute Durchmischung für möglichst viele Gruppen gibt.
Unter diesem Punkt fallen mehrere Aspekte zusammen, aus denen sich die Attraktivität eines Platzes ergibt. Sichere und saubere Räume, ausreichende Sitzgelegenheiten, eine insgesamt ansehnliche Umgebung mit gepflegtem Baubestand. Hierzu können auch Grünflächen oder Wasserspiele gehören, genauso wie Spielflächen für Kinder.
Was macht einen öffentlichen Platz zu einem geselligen Ort und welche Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein? Alles, was zum Komfort beiträgt, fördert gleichzeitig die Geselligkeit. Je besser die bauliche und stadtplanerische Gestaltung, desto mehr unterschiedliche Menschen fühlen sich an einem solchen Platz wohl. Eine angenehme Atmosphäre lockt sie an, während sie gleichzeitig selbst ein wichtiger Bestandteil dieser Atmosphäre sind.
Wie gut die einzelnen Faktoren ineinandergreifen, lässt sich dann an belebten Plätzen ablesen, die von jungen wie alten Menschen gerne, häufig und bis in die Abendstunden hinein genutzt werden.
Die Planung für die Umgestaltung eines Platzes ist aufgrund der Komplexität immer eine interdisziplinäre Aufgabe – selbst dann, wenn keine historische Bausubstanz als zusätzliche Herausforderung berücksichtigt werden muss. Um die vielfältigen Aspekte eines lebenswerten öffentlichen Raums zu einem stimmigen Ergebnis zusammenfließen zu lassen, ist die Expertise aus den Bereichen Verkehrs-, Freiraum-, Stadt- und Landschaftsplanung sowie dem Bauingenieurwesen unerlässlich.
Weiterhin sind bei vielen Umgestaltungsprojekten die Verkehrsbetriebe, Stadtwerke oder andere Energieversorger einzubinden. Neben den eigentlichen Arbeiten vor Ort stehen deswegen umfangreiche Kommunikation und Koordination an. Sie sind ein Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung – besonders in Projekten, die einen integrativen Ansatz verfolgen. Dann kommen noch verschiedene Akteure der Öffentlichkeit dazu.
Was die tatsächliche Umsetzung betrifft, so haben sich über die Jahre bereits einige vordringliche Aufgabenfelder herauskristallisiert.
Die Maßgabe der „autogerechten Stadt“ hat über Jahrzehnte auch die Gestaltung vieler Plätze betroffen: Sie waren gleichermaßen Straßenraum und zwar für den motorisierten Verkehr.
Dabei wünschen sich die meisten Menschen laut Umweltbundesamt weniger Verkehr in öffentlichen Räumen – im Zweifelsfall sogar weniger Rad- und öffentlichen Nahverkehr.
Möglichst wenige und wenn, dann möglichst umweltschonende Mobilitätsangebote sind deshalb ein wichtiger Baustein, um lebendige Plätze zu schaffen
Um die Erreichbarkeit eines Platzes und die Verbindung zu dessen Umfeld gewährleisten zu können, braucht es natürlich Verkehrsanbindungen. Diese gilt es so sicher wie möglich zu gestalten.
Freie Sichtbeziehungen und niedrige Geschwindigkeiten tragen in erheblichem Maße zu einem geringeren Unfallaufkommen bei. Ein kritischer Faktor sind in diesem Zusammenhang Parkplätze für Pkw. Können diese Flächen verringert oder verlagert werden, entsteht mehr Raum für Radwege, Lieferzonen und Aufenthaltsbereiche.
Daneben müssen Falschparker zurückgedrängt werden, die Sichtachsen stören und damit zum Sicherheitsrisiko werden.
Wenn öffentliche Plätze ein Begegnungsort für alle Menschen sein sollen, müssen sie auch von allen Menschen erreicht werden können. Zumal Barrierefreiheit in einer alternden Gesellschaft generell ein wichtiges Thema ist, das aber eben nicht nur Senioren betrifft: Menschen mit Behinderungen, Eltern mit Kinderwagen und Kinder selbst stellen jeweils eigene Anforderungen an einen öffentlichen Raum, der ihnen ungehindert zugänglich ist.
Hierzu sollten unter anderem Verkehrswege ausreichend gesichert und Mobilitätsangebote des ÖPNV gut erreichbar sein. Historische Plätze sind außerdem wegen gepflasterter Untergründe ein Hindernis für viele Menschen. Dann müssen Lösungen gefunden werden, die Barrierefreiheit erlauben, ohne den Gesamteindruck zu stören.
Alle denkbaren Maßnahmen für die Umgestaltung eines historischen Platzes müssen sich aber auch an ihren Auswirkungen auf den Baubestand messen lassen. Es geht darum, zwei unterschiedliche Perspektiven auf die Stadt oder bestimmte Teile der Stadt miteinander zu verbinden:
Die Lösungen für eine Neu- oder Umgestaltung können beiden Aspekten nur dann ausreichend Rechnung tragen, wenn sie individuell auf die jeweilige Situation und die Eigenheiten des Standorts eingehen. Dazu gehört auch, jede (bauliche) Veränderung als Teil eines fortlaufenden Prozesses zu verstehen: Selbst die historische Bausubstanz ist schließlich in einem langen Prozess mit der Stadt gewachsen und hat dabei immer wieder Wandlungen durchlaufen.
Was ihre Qualitäten und Funktionen anbelangt, bestehen zwischen Fußgängerzonen und (historischen) Plätzen im Grunde genommen keine großen Unterschiede. Das ist natürlich nicht zuletzt dadurch bedingt, dass diese beiden Räume in vielen Städten zusammenhängen.
Zugleich erfüllen beide ähnliche Funktionen im öffentlichen Raum. Entsprechend zeigen sich sowohl bei den Aufgaben als auch bei den möglichen Lösungen und Konzepten für die Neugestaltung an vielen Stellen Überschneidungen. Das gilt zum Beispiel bei Maßnahmen, die für mehr Verkehrssicherheit sorgen sollen oder die vor allem auf eine verbesserte Aufenthaltsqualität abzielen.
Wie sich die einzelnen Veränderungen zu einem gelungenen Gesamtbild miteinander verbinden lassen, hat unter anderem die Kleinstadt Schönebeck in Sachsen-Anhalt bewiesen. Voraussetzung für die Umgestaltung des dortigen Marktplatzes waren grundlegende Veränderungen im Vorfeld: eine Ortsumgehung leitet den Lkw-Verkehr aus dem Zentrum, eine querende Landesstraße wurde zur Gemeindestraße umgewandelt.
Das umgesetzte Konzept stützte sich vor allem auf den Verkehrsentwicklungsplan sowie einen Rahmenplan für die Sanierung der Altstadt:
Insgesamt konnten durch die Maßnahmen die Aufenthaltsräume des Platzes wieder vergrößert werden. Dieser kann somit auch wieder für Feste und Markttage genutzt werden. Der historische Marktbrunnen ist ebenfalls erneut ein zentrales und prägendes Element für das Gesamtbild geworden. Aufgestellte Sitzbänke heben darüber hinaus die Aufenthaltsqualität.
Schönebecks neuer Marktplatz ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie mit vergleichsweise einfachen baulichen Mitteln und gestalterischen Elementen ein historischer Platz wieder völlig neu erschlossen werden kann. Diese Elemente zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie generell eine Bereicherung für die Gestaltung des öffentlichen Raums darstellen – und genau deswegen nahezu überall bei der Entwicklung neuer Platzkonzepte funktionieren:
In Schönebeck haben diese Mittel dabei geholfen, dem Marktplatz ein neues Gesicht zu verleihen und ihm seine Multifunktionalität zurückzugeben. Der historische Charakter ist durch die vorgenommenen Maßnahmen so sichtbar wie lange nicht: Durch den geringeren Durchgangsverkehr kommt die historische Bausubstanz (etwa das Rathaus oder der Brunnen) umso besser zur Geltung.
Quellen:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Historisches Erbe als Ausgangspunkt integrierter Stadtentwicklung (Informationsdienste Städtebaulicher Denkmalschutz 39).
https://www.staedtebaufoerderung.info/SharedDocs/downloads/DE/ProgrammeVor2020/Denkmalschutz/Informationsdienste39.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Stadtmarketing Austria: Fünf Schritte zur idealen Platzgestaltung.
https://www.stadtmarketing.eu/platzgestaltung/
Umweltbundesamt: Straßen und Plätze neu denken (Fachbroschüre).
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/publikationen/180109_uba_broschuere_strassen_und_plaetze_neu_denken.pdf
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