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Im städtischen Raum spielen Bäume eine große Rolle: für das Klima, für das Stadtbild, für Tiere und Vögel. Doch in eine dichte Bebauung lassen sich Neuanpflanzungen oft nur schwer integrieren und auch Bäume im Bestand brauchen besonderen Schutz und Pflege. Nur dann können sie den urbanen Raum langfristig bereichern.
Der Frühling steht unter anderem im Zeichen von Ostern, der Sommer ist für gewöhnlich den Festivals und Konzerten vorbehalten, im Herbst folgen etwa Weinfeste, ehe sich die Innenstädte auf die Weihnachtszeit einstellen. Die öffentlichen Stadträume sind ganzjährig geprägt von saisonalen Veranstaltungen.
Doch ein lebendiger Stadtraum zeichnet sich durch mehr aus als organisierte Ereignisse. Die Bewohner füllen ihn praktisch im Verlauf des gesamten Jahres mit Leben. Dabei ändern sich die Nutzungen ebenfalls mit dem Wechsel der Jahreszeiten – doch der öffentliche Raum behält seine Funktion(en) für das soziale und kulturelle Leben der Städte und Gemeinden unabhängig davon immer bei.
Im Umkehrschluss bedeutet die durchgängige Nutzbarkeit eine große Herausforderung.
Von der Bundesstiftung Baukultur wird die weitreichende Aufgabe in ihrem Baukulturbericht 2020/21 daher wie folgt formuliert:
„Öffentliche Räume sollten rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit funktionieren. Den wechselnden Ansprüchen verschiedener Nutzergruppen zu allen Tageszeiten und bei jeder Witterung ist bei ihrer Gestaltung und Planung Rechnung zu tragen.“
Ganz ähnlich umschreibt es Professor Richard Stiles vom Institut für Städtebau und Landschaftsarchitektur der Technischen Universität Wien im „Leitfaden für die Gestaltung städtischer Freiräume“. Als Identitätsträger müsse gestalteter öffentlicher Raum „für [die] tägliche Nutzung bei unterschiedlichen Wetter- und saisonalen Bedingungen eingerichtet sein“.
Letztendlich bedeutet das für die verantwortlichen Stellen bei der Stadtplanung und entwicklung eine zweigeteilte Aufgabe:
Diese anspruchsvolle Herausforderung beinhaltet aber zugleich vielfältige Möglichkeiten, um Stadträume ganzjährig abwechslungsreich, attraktiv und damit lebendig zu gestalten – über die organisierten Events des jährlichen Veranstaltungskalenders hinaus. Oder anders ausgedrückt: schon bei der Planung, Gestaltung und Ausstattung des öffentlichen Raums die Voraussetzungen für eine solche Vielfalt zu schaffen.
Herausnehmbare Absperrpfosten zum Beispiel erlauben ein hohes Maß an Flexibilität, um Stadträume – vor allem öffentliche Plätze – für verschiedene Nutzungen zu öffnen oder zu schließen. Eigentlich abgetrennte Bereiche können so für Wochenmärkte, Konzerte oder ähnliche Veranstaltungen zugänglich gemacht werden.
Für Plätze, die regelmäßig als Fläche für derartige Ereignisse eingesetzt werden, können außerdem sogenannte Funktionspoller die benötigte Versorgung von Ständen oder Fahrgeschäften mit Strom und Wasser bereitstellen. Mit solchen, vergleichsweise einfachen Maßnahmen, lässt sich die Infrastruktur des öffentlichen Raums sinnvoll für unterschiedliche Nutzungen und Funktionen ausstatten.
Im öffentlichen Raum besteht prinzipiell eine große Vielfalt an Nutzungen, von gastronomischen Angeboten über Verbindungswege, Begegnungsräume, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten bis hin zum
Parkraum. Welche davon vorkommen und welche Rolle sie spielen, hängt nicht zuletzt von der Lage, der Art und der Kernfunktion der jeweiligen Stadträume ab.
Zwischen Fußgängerzonen und historischen Plätzen mag es Überschneidungen geben, aber genauso lassen sich deutliche Unterschiede erkennen: Shopping auf der einen, Tourismus auf der anderen Seite. Mit anderen Stadträumen verhält es sich hinsichtlich der unterschiedlichen Gewichtung einzelner Nutzungen ähnlich.
Das Umfeld und seine Funktion geben gewissermaßen die Art und Weise, wie es genutzt wird, bereits vor.
Darüber hinaus unterscheidet sich die Nutzung je nach Tages- und Jahreszeit oder auch in ihrer Dauer. In einer Fußgängerzone dienen die verfügbaren Räume zum Beispiel einerseits für Shopping-Angebote, Verbindungswege und Gastronomie (regelmäßig) und andererseits fungieren sie als „Bühne“ für Stadtfeste und ähnliche Veranstaltungen (temporär).
Zeitlich befristete Ereignisse (vom Wochenmarkt bis zum Großevent), Geschäftszeiten, das Wetter und natürlich die Jahreszeiten beeinflussen die Nutzungen. Das sorgt für große Vielfalt, aber genauso für die Notwendigkeit, bei der Gestaltung der Stadträume mit ihren jeweiligen Nutzungsangeboten zu differenzieren.
In den Ergebnissen des Forschungsprojekts „Die Innenstadt und ihre öffentlichen Räume. Erkenntnisse aus Klein- und Mittelstädten“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) heißt es in dieser Hinsicht:
„Öffentliche Räume, die rund um die Uhr und das ganze Jahr über in der gleichen Art und Intensität genutzt werden, gibt es nicht. Die Art und Intensität der Nutzungen unterscheiden sich nach Tages- und Jahreszeiten sowie nach der Wetterlage.“
Wie lassen sich die Forderungen nach einem ganzjährig nutzbaren Stadtraum und saisonal angemessenen Nutzungsangeboten miteinander verbinden? In München beschreitet man inzwischen einen Weg mit namhaften internationalen Vorbildern und richtet in der Stadt sogenannte Sommerstraßen ein.
Nach einem Pilotprojekt im Jahr 2019 erleben die Münchner Sommerstraßen auch 2021 eine Neuauflage. Das Konzept ist einfach: Während der Sommerferien werden verschiedene Straßenräume in der Stadt durch verkehrsberuhigende Maßnahmen umgestaltet.
Für einige Wochen haben Menschen die Gelegenheit, die (weitgehend) autofreien Straßen als Bewegungs- und Aufenthaltsräume direkt vor ihrer Haustür zu nutzen. Die temporäre Neugestaltung können sie dabei selbst vornehmen, auf ein Programm oder Veranstaltungen wird verzichtet und die neue Aufenthaltsqualität schaffen die Bürger miteinander.
Orientierung für das Sommerstraßen-Projekt boten Beispiele aus anderen Städten, die mit ähnlichen Maßnahmen für mehr Aufenthaltsqualität und Diversität der Nutzungsmöglichkeiten sorgen:
Die Ausstattung hat die Stadt München als zentrales Mittel verstanden, um die Menschen für das Projekt zu gewinnen. So wurden unter anderem verschiedene Sitzgelegenheiten und große Pflanzkübel bereitgestellt, um den Straßenraum ansprechend zu gestalten.
Seit 2015 besteht in der schwedischen Hauptstadt das Programm „Levande Stockholm“, also „lebendiges Stockholm“. Die Anfänge waren zunächst überschaubar. Zwei Straßenzüge im Zentrum der Stadt wurden für Autos gesperrt, Blumenkübel und Sitzmöbel nahmen den verfügbar geworden Raum ein.
Seitdem wurde das Konzept von Jahr zu Jahr ausgeweitet, so dass eine immer größere Zahl an Straßen zwischen Mai und September als Begegnungsraum genutzt werden kann.
Wegen der positiven Resonanz wurde „Levande Stockholm“ nicht nur räumlich, sondern ebenfalls zeitlich ausgedehnt: Einige Straßen bleiben deshalb sogar im Winter autofrei.
Autofreie Straßen haben in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá eine lange Tradition. Seit über 45 Jahren bestimmt „Ciclovía“ an Sonn- und Feiertagen das Geschehen auf vielen Straßen der Stadt.
Ursprünglich als Maßnahme für mehr Bewegung und für eine Stärkung des Fahrrads als Verkehrsmittel gedacht, hat „Ciclovía“ den Straßenraum außerdem als Begegnungsraum geöffnet. Rund 130 Kilometer städtischer Straßen stehen den Menschen dafür zur Verfügung.
Gemeinsamer Sport, kulturelle Angebote oder Verkaufsstände laden an jedem Wochenende fast zwei Millionen Menschen zu Bewegung, Begegnung und Entspannung ein.
„Paris respire“, Paris atmet, und zwar ausgerechnet auf der sonst vielbefahrenen Champs-Élysées. Seit 2016 gehört die bekannteste Straße der französischen Hauptstadt ganz den Fußgängern und Fahrradfahrern.
An jedem 1. Sonntag im Monat bleibt die 70 Meter breite und knapp zwei Kilometer lange Avenue des Champs-Élysées autofrei. Sie reiht sich damit in 13 weitere Gebiete ein, die jeden Sonntag für Autos gesperrt sind. Dazu kommen vier Bereiche, die während der Sommermonate an Sonn- und Feiertagen Fußgängern vorbehalten bleiben.
Die Maßnahmen dienen vor allem der Reduzierung der hohen Schadstoffbelastungen, die in Paris ein großes Problem darstellen.
Die Münchner Sommerstraßen und ähnliche Versuche in anderen deutschen Städten zeigen das gestalterische Potenzial, das die Bürger im öffentlichen Raum entfalten können, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Auch die Ausstattung für neue Nutzungen bringen sie dabei selbst mit, wodurch einzigartige, individuelle Stadträume entstehen.
Trotzdem bleiben Nutzung und -intensität eng mit den jeweiligen Jahreszeiten verknüpft, genauso wie die Erwartungen. Zum Sommer etwa gehören Möglichkeiten zu grillen, in der Vorweihnachtszeit trägt unter anderem die Beleuchtung der Innenstädte zu einer besonderen Atmosphäre bei.
Zu den verschiedenen saisonalen Nutzungen gehört daher selbstverständlich die entsprechende Ausstattung. In diesem Zusammenhang können auch Städte und Gemeinden attraktive Angebote schaffen, und zwar für jede Jahreszeit. Einige Beispiele:
Für die saisonal sinnvolle Ausstattung von Stadträumen mit Mobiliar gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Schließlich muss es nicht immer der künstliche Sandstrand sein, um im öffentlichen Raum während des gesamten Jahres für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen.
Quellen:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC): Temporär autofrei in Bogotá und Stockholm.
https://www.adfc.de/artikel/temporaer-autofrei-in-bogota-und-stockholm
Bayerischer Städtetag 2021: Zukunft der Innenstädte und Ortskerne.
https://www.bay-staedtetag.de/fileadmin/Downloads/Jahrestagungen/2021/Tagungspapier_20210707_web_NEU.pdf
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): Die Innenstadt und ihre öffentlichen Räume. Erkenntnisse aus Klein- und Mittelstädten.
https://www.staedteforum-brandenburg.de/uploads/pdf/veroeffentlichungen/empfehlungen/innenstadt-oeffentliche-raeume-dl.pdf
Bundesstiftung Baukultur (BSBK): Baukulturbericht 2020/21. Öffentliche Räume.
https://www.bundesstiftung-baukultur.de/sites/default/files/medien/8349/downloads/bsbk_bkb_2021_0.pdf
Kienzl, Philipp: Die Champs Elysées ist jetzt einmal im Monat autofrei.
https://ze.tt/die-champs-elysees-ist-ab-jetzt-einmal-im-monat-autofrei/
München.de: Münchens Sommerstraßen 2021. Mehr Platz zum Spielen und Flanieren.
https://www.muenchen.de/freizeit/aktuell/temporaere-fussgaengerzonen-weitere-sommerstrassen-kommen.html
Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur Stuttgart: How To Parklet. Eine Anleitung wie Du Stuttgart mit einem Parklet bereichern kannst.
http://parklet-stuttgart.de/wp-content/uploads/2017/08/ParkletsFuerStuttgart_HowToParklet1.pdf
Göttingen: Sommer, Sonne, Grillvergnügen. Grillen in Göttingen.
https://goettingen.de/magazin/artikel.php?artikel=3679&menuid=197
Stadt Leipzig: Stadtreinigung stellt Behälter für Grillasche auf.
https://www.leipzig.de/news/news/stadtreinigung-stellt-behaelter-fuer-grillasche-auf/
Stadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung: Saisonale Stadträume.
https://www.muenchen-transparent.de/dokumente/6332323/datei
Stadtentwicklung Wien, Magistratsabteilung 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung: STEP 2025. Fachkonzept Öffentlicher Raum.
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008522.pdf
Standpunkte Online-Magazin (Münchner Forum, Diskussionsforum für Entwicklungsfragen e.V.): Straßenräume anders nutzen.
https://muenchner-forum.de/wp-content/uploads/2020/04/Standpunkte_04-05_2020_Stra%C3%9Fenraeume-anders-nutzen.pdf
Stiles, Richard: Ein Leitfaden für die Gestaltung städtischer Freiräume.
https://www.fh-erfurt.de/fhe/fileadmin/Material/Institut/Verkehr_Raum/Publikationen/Joint-Strategy-in-German.pdf
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