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Gemeinschaftliches Zentrum als Antwort auf den traditionellen Dorfplatz

Der Dorfplatz ist die Urform eines gemeinschaftlich genutzten öffentlichen Bereichs und bestes Beispiel für gut funktionierende soziale Interaktionsräume. Dieses traditionelle Konzept wird heute als Blaupause für ein lebenswertes Wohnumfeld für die Gestaltung öffentlicher Räume im urbanen Umfeld genutzt. Was macht den typischen Dorfplatz aus und was lässt sich dabei auf städtische Quartiere übertragen?

Gemeinschaftliche Nutzung als zentraler Gedanke

Der Dorfplatz, wie wir ihn heute vor Augen haben, hat seine Ursprünge seit jeher in der gemeinschaftlichen Nutzung. Er war zentraler Punkt für die verschiedensten Aktivitäten. Zunächst standen dafür vor allem funktionale Aspekte im Vordergrund – dort fand sich etwa wichtige Infrastruktur, wie eine Wasserstelle, über die zunächst nicht alle Behausungen selbst verfügten.
Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang bereits zur Zeit der Germanen entstand ist der Anger. Er bezeichnet eine gemeinschaftlich genutzte Fläche meist innerhalb eines Dorfes, die gleichzeitig auch allen Bewohnern gehörte.

Das urbane Quartier als Mikrogesellschaft in der Stadt

Heute zieht es viele Menschen aus dünner besiedelten Regionen in die lebendigen Städte. Die Quartiere werden zum neuen Mikrokosmos – ähnlich wie bei einer Dorfgemeinschaft. Statt anonymer Bezirke mit unpersönlichen Straßenzügen ist es dabei ein grundlegendes Anliegen der Stadtplaner, Quartiere zu schaffen, die Identität stiften und verschiedene niedrigschwellige Möglichkeiten der sozialen Interaktion bieten. Die Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Wünsche und Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum unter einen Hut zu bringen. Vor allem öffentliche und private Interessen sind dabei zu berücksichtigen.

Grafik_Nutzerinteressen

Typische Elemente eines traditionellen Dorfplatzes und ihr zeitgenössisches urbanes Adäquat

Ein Dorfplatz als gemeinschaftlich genutzte öffentliche Fläche zeichnet sich traditionell durch verschiedene spezifische Bestandteile aus. Viele davon haben ihren Ursprung in den Notwendigkeiten der allerersten Siedlungsstrukturen. Dazu zählen etwa Wasserstellen oder Brunnen. Andere gründen auf dem Wunsch der Menschen, soziale Räume ansprechend zu gestalten und Komfort oder Nutzungsmöglichkeiten zu vergrößern.

  • Wasser
    Der gemeinschaftlich genutzte Brunnen oder auch ein angrenzender Weiher war früher zentrales Element auf dem Dorfplatz und wurde neben seiner Funktion als Wasserstelle auch als sozialer Treffpunkt zum kurzen Plausch genutzt. Nachdem schrittweise die dezentrale Wasserversorgung ausgebaut wurde, übernimmt der Dorfbrunnen seither eher dekorative Zwecke. Im Rahmen besonderer Feste wie Ostern wird er in vielen Gemeinden besonders geschmückt.

    Auch heute kann Wasser als gestalterisches Element und Anziehungspunkt für die Menschen einen Quartiersplatz schöner machen. Stadtplaner begreifen Wasser dabei als Möglichkeit, ganz vielfältige Ansprüche zu befriedigen. Leben am Wasser stellt immer ein besonderes Qualitätsmerkmal mit zusätzlichem Erholungsfaktor dar. Brunnen, Wasserläufe oder renaturierte Wasserflächen werden zu Erlebnisbereichen, in denen das nasse Element hautnah erfahrbar wird. Dabei können entsprechende Flächen zudem ein angenehmes Kleinklima fördern oder im Sommer für Kühlung sorgen.

    Darüber hinaus ist bei der Planung auch ein sinnvolles (Regen-)Wassermanagement zu berücksichtigen. Bodenversiegelung, Überlauf- und Ausweichflächen oder allgemein Hochwasserschutz sind Schlagworte, welche die besondere Bedeutung dieses Punktes für viele Städte heute widerspiegeln.

  • Natur
    In der mitteleuropäischen Kulturgeschichte spielt der Lindenbaum in der Dorftradition eine zentrale Rolle. Die Dorflinde stand oder steht als weithin sichtbares Zentrum des Platzes. Sie ist Schutzort und Schattenspender zugleich. „Tanzlinde“ oder „Gerichtslinde“ sind andere Bezeichnungen und zeugen von weiteren typischen Aktivitäten auf dem Dorfplatz wie Tanzfeste oder lokale Versammlungen zur Rechtsprechung. Weitere typische Elemente sind Blumenrabatten oder –kübel und andere Grünflächen, wie etwa ein einfacher Rasen.

    Zur heutigen Zeit muss die Begrünung eines Platzes im urbanen Umfeld neben gestalterischen Aspekten vor allem einen geringen Pflegeaufwand mit sich bringen. Bäume sind effiziente Schattenspender oder können eine Fläche rhythmisch strukturieren. Zum Einsatz kommen überwiegend Laubgehölze. Bäume wie Linden, Platanen, Kastanien, aber auch Ginkgo oder verschiedene Ahornarten sind hierzulande am häufigsten zu sehen.

    Das Stadtgrün hat zudem die wichtige Aufgabe, das Kleinklima zu verbessern und dient im Rahmen der Stadtökologie nicht nur der Luftverbesserung, sondern reduziert gleichzeitig Lärm. Innovative Ansätze mit begrünten Fassaden, Gemeinschaftsgärten oder urbaner Agrikultur sind moderne Antworten auf die Notwendigkeit eines grünen und natürlichen Lebensumfeldes. Auch ein Quartiersplatz bietet vielfältige Möglichkeiten zur Implementierung von mehr Natur.

  • Sitzen
    Eine oder mehrere Bänke zum Ausruhen oder als Ort zum Plauschen fehlt auf keinem Dorfplatz. Die Sitzgelegenheiten schaffen die Möglichkeiten zur Rast, zum Innehalten, zum sozialen Interagieren mit anderen.

    Sitzgelegenheiten machen selbst kleinste Flächen im urbanen Raum zu besonderen Anlaufpunkten. Zur klassischen Bank gibt es weitere Alternativen um Sitzplätze zu schaffen. Nicht nur, um Höhenunterschiede zu überwinden – auch um einen Raum zu strukturieren sind größere oder kleiner Stufen ein sinnvolles Instrument. Gleichzeitig können diese als Sitzplatz genutzt werden.

    Freier gestaltete Objekte – oft aus Beton – dienen als Sitz- und Ruhefläche, laden zu freierem Sitzen ein und bereichern einen Platz optisch als Kunst im öffentlichen Raum. Eine Erfolgsgeschichte sind beispielsweise die MQ-Möbel im Wiener MuseumsQuartier. Die witterungsbeständigen Outdoormöbel mit der markanten Silhouette bevölkern seit ihrer Einführung 2002 die Höfe des Viertels. Sie lassen sich vielseitig nutzen und verwandeln den öffentlichen Raum in das beliebte „Wohnzimmer der Stadt“.

Museumsquartier Vienna, Austria

  • Freiraum
    Das vielleicht wichtigste Charakteristikum eines Platzes ist eine Freifläche, die für Märkte, für Zusammenkünfte, temporäre Gastronomie oder zum Spielen genutzt werden kann.

    Bis heute haben sich die Nutzungsansprüche kaum verändert. Allerdings fungiert der Freiraum eines Platzes inzwischen als Pufferzone zwischen dichter Bebauung und dient somit dem Lärmschutz und der Luftreinhaltung. Die Fläche sollte so gestaltet sein, dass sie für unterschiedlichste Events und Veranstaltungen, aber auch für lose Zusammenkünfte der Anwohner oder die Bedürfnisse von Gastronomie und Handel gleichermaßen geeignet ist. Zusätzlich verfügbare Infrastruktur wie mobile oder fest installierte Wasser- und Stromanschlüsse erhöhen die Flexibilität und erweitern die Nutzungsmöglichkeiten.

  • Wege
    Sichtbare Wege führen nicht nur visuell zum und über den Platz, sondern sorgen auch für Struktur. Die wichtigsten Wege und Verkehrsflächen wurden in der Regel durch die umgebende Bebauung vorgegeben. Üblicherweise lag der Dorfplatz in einem natürlich gewachsenen Ort an der Hauptverkehrsstraße und war so nicht nur von den Einheimischen, sondern auch von Personen außerhalb gut zu finden und zu erreichen.

    Durch die Gestaltung eines Platzes – etwa durch verschiedenfarbige oder strukturierte Bodenbeläge – können gezielt Wegeachsen vorgegeben werden. Auf diese Weise lassen sich unterschiedliche Nutzungsflächen, sowie öffentliche, halböffentliche und private Bereiche visuell voneinander abtrennen.

    Barrierefreiheit ist darüber hinaus ein Faktor von zentraler Bedeutung. So sollen nicht nur Personen mit eingeschränkter Mobilität einfachen Zugang zum Platz haben und sich dort möglichst frei bewegen können. Auch Rettungswege oder der Lieferverkehr ist dabei zu berücksichtigen.

Die baulichen Besonderheiten

Die besondere Form und soziale Nutzung eines Dorfplatzes findet in der Moderne adäquate Entsprechungen bei der Planung von Stadtvierteln oder Wohnquartieren. Auch hier soll ein gemeinschaftlicher Platz als zentrale Anlaufstelle den sozialen Zusammenhalt fördern und gleichzeitig Naturraum zur Verfügung stellen.
Aus dem historischen Vorbild eines Dorfplatzes und seiner typischen Strukturierung ergeben sich verschiedene Szenarien, die als Orientierung für die städteplanerische Organisation eines neuen Platzes herangezogen werden können. Was sich über die Jahrhunderte für das Sozialgefüge eines Dorfes entwickelt und bewährt hat, lässt sich in gewissem Umfang auf die Gestaltung moderner Quartiersplätze übertragen.

Mit einer Sozialraumanalyse lassen sich notwendige Informationen über die Anwohnerstruktur und die grundlegenden Nutzerinteressen eruieren. Sie ist eine gute Basis für die Erstellung des weiteren Konzepts.

Soziale Brennpunkte und kritische Ecken wie schlecht beleuchtete Bereiche müssen bei der Platzgestaltung besonders berücksichtigt werden. Schwer einsehbare Räume gilt es zu vermeiden. Eine visuelle Öffnung kritischer Bereiche, eine zusätzliche Beleuchtung und die Auswahl ausreichend robuster Möblierung sind passende Maßnahmen, um attraktive und sichere öffentliche Plätze zu schaffen.

Ein gelungener Quartiersplatz kann dazu beitragen, soziale Brennpunkte aufzuwerten und für die Bewohner dort zu einem attraktiven Treffpunkt werden. Ein starker Bezug der Bevölkerung zu „ihrem“ Platz ist dabei eine wichtige Basis zur Vermeidung von Vandalismus und Vermüllung. Die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Anlage durch städtisches Personal ist Pflicht, um Sauberkeit und Ordnung zu bewahren. Sie gehen mit gutem Beispiel voran und animieren dazu, dass die Bürger sich ebenfalls um die Sauberhaltung bemühen.

Ein gepflegter Platz erhöht die Hemmschwelle, dort Unrat liegen zu lassen oder gar eine Sachbeschädigung zu begehen. Unter Umständen kann auch die Präsenz von Sicherheitspersonal zu einem besseren Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum beitragen.

Die Lage des Platzes im Dorf oder Quartier

Bei diesem Punkt sind zwei ganz verschiedene Szenarien zu unterscheiden: Wird ein neues Quartier von Grund auf neu geplant, können gemeinschaftlich genutzte öffentliche Flächen im Rahmen des Bebauungsplanes und weiterer bauchrechtlichen Vorgaben direkt mit etwas mehr Freiheit eingeplant und gestaltet werden. Bei der Restrukturierung eines Stadtviertels oder der Umnutzung vorhandener Flächen ist der Rahmen dabei enger gesteckt.

Eine genaue Verortung richtet sich nach vielfältigen Kriterien und den jeweils priorisierten Nutzungsansprüchen. Ein Quartiersplatz, der eher den Anwohnern als Raum für sozialen Austausch und Erholungsfläche dienen soll, wird meist direkt auf den Grundstücken der Wohngebäude geplant. Je stärker der Standort sich in den öffentlichen Raum verschiebt, umso stärker die Einladung an weitere Nutzer, sich die Flächen zu eigen zu machen.

Zu den wichtigsten Faktoren, welche die Lage mitbestimmen, zählen die folgenden Punkte:

  • Vorhandene Grünflächen, etwa mit älterem Baumbestand, Wasserflächen, Bachläufen etc.
  • Geplante und vorhandene Verkehrswege und Raumachsen zwischen den Gebäuden (Verkehrskonzept)
  • Notwendigkeit zur Schaffung von Pufferflächen (Luftreinhaltung, Lärmschutz)
  • Günstige Anbindung für Handel und Gastronomie oder weitere Infrastruktur

Neben der Lage ist auch die Größe des Platzes ein Gestaltungskriterium. Die geplante und/oder voraussichtliche Zahl der Nutzer ist dabei genauso ein bestimmendes Kriterium, wie der Einsatz zur Verbesserung des Stadtklimas. Gerade bei letzterem zeigt sich ein spürbarer Effekt erst ab einer bestimmten Größe des freien Raums bzw. der begrünten Fläche.

Abgrenzung des Platzes vom übrigen öffentlichen oder privaten Raum

Die Trennung bestimmter Zonen ist ein besonders kritischer Punkt, der darüber entscheidet, ob ein Platz von allen Nutzergruppen akzeptiert wird. Vor allem Anwohner tun sich schwer damit, einen Quartiersplatz anzunehmen und ihr Leben in den öffentlichen Raum auszudehnen, wenn ihre Privatsphäre dabei nicht ausreichend gewahrt wird.

Begegnungsorte, wie Bänke oder Spielplätze, die sich explizit an die Bewohner eines Quartiers richten, werden deshalb oft abseits öffentlicher Flächen – etwa innerhalb eines Wohnblocks – realisiert. Hauseingänge gewinnen durch vorgelagerte Verkehrsflächen wie Vorgärten oder Bereiche, die als Abstellplatz (Fahrräder, Briefkästen) genutzt werden, zusätzlich zum eigentlichen Gemeinschaftsplatz eine gewisse Schutzzone.

Darüber hinaus spielt die Abgrenzung zu Verkehrsflächen eine wichtige Rolle. Visuelle und/oder bauliche Barrieren gewährleisten eine klare Trennung. Dies können einzelne oder mehrere Poller sein, größere Steine, Bänke oder auch Stufen und Absätze oder Grünflächen. Mobile Lösungen ermöglichen darüber hinaus eine temporäre Umnutzung der Flächen, sowie verbesserten Zugang – etwa durch Fahrzeuge oder fliegende Bauten.

Sinnvolle Zonen und Strukturierung für funktionierende Plätze

Je nach verfügbarem Platz können die einzelnen typischen Gestaltungs- und Nutzungselemente klar voneinander getrennt sein oder fließend ineinander übergehen. In der Realität ist eine Mischnutzung die übliche Variante. Vielseitige Nutzungsmöglichkeiten bei größtmöglicher Wahrung der einzelnen Interessen zeichnen eine gelungene Platzgestaltung aus.

Im besten Fall können verschiedene Elemente stets mehrere Ansprüche gleichzeitig erfüllen. Die Verbindung eines Erholungseffektes mit den ökologischen Vorteilen von Grünflächen oder dem geschickten Einsatz von Wasser sind hier ein einfaches Beispiel. Diese können gleichzeitig Rückzugsflächen zum Sitzen begleiten oder andere Aktivitäten anregen.

Auch durch eine Abstufung in unterschiedlichen Höhen können Bereiche voneinander abgegrenzt werden. Stufen und Treppen lassen sich dabei als Sitzflächen nutzen oder dienen als Zugangsmöglichkeit. Sie sind gleichermaßen als verbindende Elemente zu betrachten, die einen Platz mit dem umgebenden Raum in eine Beziehung setzen. Die Menschen stehen bei der Planung einer gemeinschaftlich genutzten Fläche in modernen Quartieren immer im Mittelpunkt. An ihren Bedürfnissen orientieren sich alle oben genannten Kriterien und sie sind Maß für die Gestaltung der einzelnen Details und für ein stimmiges Gesamtkonzept.

Quellen:

Straßenbaumliste der deutschen Gartenamtsleiterkonferenz e.V.
galk.de/strassenbaumliste/
Grünbuch Stadtgrün vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
bbsr.bund.de/gruenbuch-2015-dl.pdf
Projektbeispiele Wasser in der Stadt von Morgen der Emscherregion
wasser-in-der-stadt.de/projekte/

Informationen zur Platzgestaltung
stadtmarketing.eu/platzgestaltung/

Bilder:

Titelbild: fotolia.com © Frank Wagner
Hintergrundbild Grafik Nutzerinteressen: unsplash.com © Ryan Jacobson
Bild Museumsquartier Wien: fotolia.com © mRGB
Hintergrundbild Grafik Elemente: fotolia.com © Animaflora PicsStock
Bild Quartiersplatz mit Wasserspiel: fotolia.com © seventyfour

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