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Welche Bäume brauchen klimarobuste Städte?

Neubaugebiet in Frankfurt am Main
Für Stadtbäume werden die Auswirkungen des Klimawandels einerseits immer gravierender: Zunehmende Trockenheit und Hitze sowie ungleich verteilte Niederschläge erschweren die Bedingungen für das Stadtgrün. Weil die Bäume andererseits von großer Bedeutung für die Klimaresilienz der Städte sind, beschäftigen sich Experten seit Jahren mit der Frage, welche Baumarten in urbanen Umgebungen besser geeignet sein könnten.

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Viewn on autumn lanscape in the streets of Munich, Germany

Die Suche nach neuen Bäumen für die Städte

Forschungsprojekte für Zukunftsbäume

Welche Baumarten kommen mit den teilweise extremen Standortbedingungen in Städten und entlang von Stadtstraßen gut zurecht? Diese Frage steht unter anderem beim Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) im Fokus. Zusammen mit dem Bund deutscher Baumschulen e.V. (BdB) befasst sich der Arbeitskreis bereits seit vielen Jahren mit Empfehlungen für die Pflanzung von Bäumen an Stadtstraßen.

Seit Mitte der 1990er Jahre führt der Arbeitskreis deshalb Untersuchungen und Tests durch, um die Wirkung der klimatischen Bedingungen auf Bäume in verdichteten Städten und insbesondere am Standort Stadtstraße zu überprüfen. Auf diese Weise werden bundesweit praxisnahe Erfahrungen gesammelt – in den kommunalen Grünflächenämtern und den Baumschulen, die die Stadtbäume liefern. Daraus entwickelt der GALK-Arbeitskreis gemeinsam mit dem BdB eine ständig aktualisierte Straßenbaumliste.


Wenige Arten unter deutschen Stadtbäumen

Entlang deutscher Straßen finden sich hauptsächlich sechs verschiedene Arten von Bäumen und ihre Sorten: Sommerlinde, Spitzahorn, Bergahorn, Platane, Rosskastanie und Esche stellen den Großteil der Stadtbäume. Allerdings leiden diese Arten besonders häufig unter den Folgen des Klimawandels.

Trockenstress und Stammaufrisse gehören zu den gängigsten Symptomen. Hinzu kommen verschiedene, baumspezifische Krankheiten und Anfälligkeiten für Schädlinge. Aus diesem Grund suchen Experten nach Möglichkeiten, um die Artenauswahl sinnvoll zu erweitern.

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) verfolgt mit dem Klimawandel-Projekt „Stadtgrün 2021+“ ähnliche Ziele. Die Untersuchungen konzentrieren sich darauf, zukunftsträchtige Baumarten zu sichten und in der Praxis zu erproben. Ausgewählt werden diese nach ihrer Eignung, sich an prognostizierte Klimaveränderungen in den Städten anzupassen.

Denn gängige, heimische Baumarten kommen mit den wärmeren und trockeneren Sommern immer schlechter zurecht. Das macht sie zugleich anfälliger für Schädlinge oder Erkrankungen. Die Auswirkungen reichen von mangelnder Ästhetik durch einen Schädlingsbefall bis hin zum vollständigen Absterben der Bäume.

Sowohl das bayerische Stadtgrün-Projekt als auch die GALK-Stadtbaumliste sollen dazu beitragen, langfristige Lösungen für eine klimarobuste Bepflanzung der Städte mit Bäumen zu finden. Langzeitversuche, in denen Frost- und Trockenschäden, Kronenvitalität, Gesundheit und Zuwachsleistung beobachtet werden, sind die Grundlage für Empfehlungen passender Baumarten.


berlin, deutschland - 30.10.2019 - bergmannstraße in kreuzberg

Herausforderungen bei der Auswahl neuer Baumarten

Welche Anforderungen müssen die Stadtbäume der Zukunft erfüllen?

Die Bedingungen für Straßenbäume sind an den meisten innerstädtischen Standorten nicht optimal, vielmehr fördern sie häufig den Stress für die Bäume. Problematisch sind unter anderem

  • zu kleine Baumscheiben,
  • ungeeigneter und/oder stark verdichteter Boden,
  • Luftmangel,
  • Trockenstress,
  • Schadstoffemissionen und einige Faktoren mehr.

Die höheren Lufttemperaturen in der Stadt, die oftmals deutlich über dem Niveau des Umlandes liegen, und der Wechsel von Trockenperioden und Starkwetterereignissen (Regen, Sturm etc.) bedeuten ebenfalls Stress.


GALK-Bewertungskriterien für Stadtbäume

Maßgeblich für die Beurteilung von Bäumen, die sich für den städtischen Straßenraum eignen, sind laut GALK folgende Kriterien:

  • die morphologischen und physiologischen Eigenschaften (d. h. Wuchskraft, Kronen-, Stamm- und Wurzelbildung, Habitus, Lichtdurchlässigkeit etc.)
  • die Standortansprüche (Klima, Boden, Wasser und Lichtbedarf)
  • der gärtnerische Aufwand (Pflegeaufwand, Verbesserung der Wachstumsbedingungen)
  • Erfahrungen über Lebenserwartung, Widerstandsfähigkeit gegen Umweltbelastungen, extreme Wachstumsverhältnisse
  • Verkehrssicherheit (Stand- und Bruchsicherheit)
  • regionale Besonderheiten und Erfahrungen
  • Verwendungsmöglichkeiten für besondere Fälle

Kriterien für die Auswahl neuer Stadtbaumarten

Aus diesen Herausforderungen ergeben sich umgekehrt die wichtigsten Kriterien, die bei der Auswahl neuer, zukunftsträchtiger Baumarten angelegt werden:

  • Trockenstresstoleranz
  • Frosthärte bzw. Spätfrosthärte
  • Standortansprüche, vor allem im Hinblick auf die pH-Toleranz
  • Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit

Daneben untersucht das Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021+“ ebenso wie der GALK-Arbeitskreis Stadtbäume, wie der natürliche Lebensbereich neuer Bäume mit den Bedingungen in den hiesigen Städten zusammenpasst, wie die Wuchsform sich am Standort einfügt und nicht zuletzt, welche Erfahrungen mit den potenziellen Stadtbaumarten bereits in der Praxis gemacht werden konnten.

Die größere Vielfalt soll nicht nur verhindern, dass einzelne Arten durch Schädlinge gänzlich ausfallen. Vielmehr geht es darum, Baumarten zu finden, die langfristig wichtige Aufgaben für das Stadtklima übernehmen können: Sie binden CO2, spenden Schatten und sorgen für Abkühlung.


Stadtbäume als „Bienenweide“

Seit 2021 umfasst die Straßenbaumliste der GALK die Rubrik „Bienenweide“, um Bäume bestimmen zu können, die für Bienen, Hummeln und andere Insekten von besonderem Interesse bei der Nahrungssuche sind. Die Erweiterung der Bewertungskriterien ist vor dem
Hintergrund zu verstehen, dass Stadtbäume einen wesentlichen Beitrag gegen das zunehmende Insektensterben leisten können.

Die GALK-Straßenbaumliste enthält insgesamt 134 Baumarten und -sorten, die die Voraussetzungen als Bienenweide erfüllen und zusätzliche Nahrungsangebote für Zucht- und Wildbienen, Hummeln und weitere Insekten bieten, die auf Nektar und Pollen angewiesen sind.

Suche nach passenden Arten

Größere Vielfalt unter den Stadtbäumen bedeutet, auch nicht einheimische Arten zu testen. Das gilt insbesondere für Baumarten, die in ihrer natürlichen Umgebung bereits mit ähnlichen Bedingungen zurechtkommen müssen, wie sie mittlerweile vielfach in deutschen Städten herrschen. Sie sind deshalb von Natur aus beispielsweise resistenter gegen Trockenheit und Hitze.

Zu diesem Zweck hat der GALK-Arbeitskreis in zwei Straßenbaumtests seit 1995 eine Reihe unterschiedlicher Arten in mehreren deutschen Städten angepflanzt. Im Sommer 2000 wurde auf Basis der abschließenden Auswertung des ersten Tests die erste GALK-Straßenbaumliste erstellt.

Seither wurden weitere Testbäume gepflanzt und beobachtet. Für den Straßenbaumtest 2 wurden insgesamt 45 Baumarten und -sorten ausgewählt. An 220 Standorten in den insgesamt 16 teilnehmenden Städten (darunter Berlin, Bonn, Dresden, Düsseldorf und München) wurden mehr als 2.800 Bäume angepflanzt. Für diesen zweiten Test wurde der Teilnehmerkreis vergrößert sowie das Testsortiment mit sechs zusätzlichen Baumarten und -sorten erweitert.


Junge frische Buchenblätter im Frühling

Ausgewählte Beispiele für geeignete Zukunftsbäume

Zukunftsträchtige Baumarten und -sorten aus der GALK-Straßenbaumliste

Bei den Straßenbaumtests der GALK wie auch beim Projekt „Stadtgrün 2021+“ wurden zu Testzwecken Baumarten und -sorten aus verschiedenen Teilen der Welt auf ihre Eignung überprüft. Die Herkunft der Testbäume reicht von Mittel- und Südeuropa über die beiden amerikanischen Kontinente bis Asien und Afrika.

Dazwischen finden sich Kandidaten, die hierzulande heimisch sind und selbst unter den veränderten klimatischen Bedingungen sehr gut wachsen. Ein Beispiel hierfür ist die in Europa beheimatete Hainbuche. Die Sorte „Fastigiata“ etwa ist interessant, weil sie im Vergleich zu anderen Hainbuchen-Arten weniger empfindlich ist bei Hitze und hoher Strahlungsintensität. Sie eignet sich außerdem für Kübel und Container. In Bayern wurde mit „Frans Fontaine“ eine noch recht unbekannte Sorte geprüft, die jedoch als Jungbaum zu Stammrissen durch Frost neigt und den Halbschatten als Standort bevorzugt.


Mehlbeere

Vielfältigeres Sortiment für klimarobuste Städte

Als Alternative zur Platane gilt der Zürgelbaum, der in südeuropäischen Städten bereits fest als Straßenbaum etabliert ist. Die Art stammt aus Südeuropa, Nordafrika und Westasien, ist resistent gegen Sonneneinstrahlung, bevorzugt warme Standorte und ist selbst bei Trockenheit gut geeignet. Der Nachteil des Zürgelbaums liegt in seiner Frostanfälligkeit. Allerdings gilt er als Bienengehölz und übernimmt somit eine weitere wichtige Funktion innerhalb des städtischen Grüns.

Mehlbeeren gelten als trockenstress- und hitzeverträglich, es gibt mehrere Arten, die als Stadt- und Straßenbaum infrage kommen. „Magnifica“ ist eine deutsche Züchtung, die stadtklimafest und frosthart ist. Die Mehlbeere ist außerdem anspruchslos und sehr windfest. Bei manchen Arten ist darauf zu achten, dass sie keiner anhaltenden Nässe ausgesetzt sind.

Diese wenigen Beispiele zeigen, dass es durchaus möglich ist, für mehr Vielfalt unter deutschen Straßenbäumen zu sorgen. Die ständig wachsende Straßenbaumliste der GALK eröffnet den Städten und Gemeinden immer neue Möglichkeiten, um klimaresilientes Grün anzulegen.

Quellen:

Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)/ Bund deutscher Baumschulen e. V. (BdB): Zukunftsbäume für die Stadt. Auswahl aus der GALK-Straßenbaumliste
https://www.gruen-ist-leben.de/epaper/epaper-zukunftsbumefrdiestadt/epaper/ausgabe.pdf

GALK: Straßenbaumliste
https://www.galk.de/arbeitskreise/stadtbaeume/themenuebersicht/strassenbaumliste

GALK: Straßenbaumtest 1
https://www.galk.de/arbeitskreise/stadtbaeume/themenuebersicht/strassenbaumtest-1

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG Bayern): „Stadtgrün 2021+“: Neue Bäume braucht das Land!
https://www.lwg.bayern.de/landespflege/urbanes_gruen/085113/index.php

Schönfeld, Philipp: „Klimabäume“ – welche Arten können in Zukunft gepflanzt werden?
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/zukunft_klimabaeume.pdf

Böll, Susanne/Albrecht, Rosa/Mahsberg, Dieter: Stadtklimabäume – geeignete Habitate für die urbane Insektenvielfalt?
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/stadtgruen_2021_insektenvielfalt_bf.pdf

Böll, Susanne: Trockenstressreaktionen heimischer und nicht-heimischer Stadtbaumarten in Extremsommern
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/lwg_anpassungsstrategien_stadtgruen21_bf.pdf

LWG Bayern: „Fieberkurven“ von Stadtbäumen (Endbericht zum Forschungsvorhaben Nr. KL/18/03)
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/lwg_stadtgruen2021_fieberkurven_abschlussbericht_opt_bf.pdf

LWG Bayern: Stadtbaumarten im Klimawandel
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/landespflege/dateien/lwg_stadtgruen_falzflyer_bf.pdf

Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK): Projektbroschüre 2023
https://www.zsk.tum.de/fileadmin/w00bqp/www/_my_direct_uploads/TP_7_Anhang_Kurzbroschuere_Schlussbericht_231231_comp.pdf

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