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Mehr InformationenStädte sind lebendig, das ist nicht zu übersehen – und genauso wenig zu überhören. Die urbane Geräuschkulisse ist für die Menschen eine nahezu permanente Belastung. Deshalb genießen Ruheorte im Stadtbild einen großen Stellenwert: Sie versprechen eine Pause von der alltäglichen Hektik und ruhige Momente für Jung und Alt.
Städte leben von der Vielfalt ihrer Funktionen und Nutzungen. Sie bieten alles Notwendige für den Alltag auf vergleichsweise geringer Fläche – von der Wohnung über die Versorgung bis hin zu Gewerbe und Industrie.
Durch das dichte Nebeneinander von Nachbarschaft, Verkehr, Freizeit etc. entstehen im städtischen Raum jedoch auch Nachteile. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) fühlt sich in den deutschen Städten jeder Dritte (34 Prozent) von Lärm belästigt.
Als häufigste Ursachen für Lärmbelästigung gibt das Umweltbundesamt Straßenverkehrslärm (76 Prozent) und Nachbarschaftslärm (57 Prozent) an. Lärm ist ein oft dauerpräsentes Problem, der Kommunikation, Erholung und Entspannung stört. Im schlimmsten Fall kommt es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
„Raum in der Stadt ist begrenzt. In der Verwaltung der öffentlichen Räume müssen ständig unterschiedliche Interessen abgewogen werden. In einer Straße hat vieles Platz, aber eben nicht alles – wer Mittagspause macht, möchte im Schanigarten sitzen, wer ein Geschäft hat, braucht den Stellplatz für den Lieferwagen in der Nähe, wer einkauft, braucht ausreichend Platz zum Flanieren, wer mit Kinderwagen unterwegs ist, braucht eine glatte Oberfläche und genug Platz zum Gehen, und nicht zuletzt brauchen Nachbarinnen und Nachbarn Ruhe. All das will unter einen Hut gebracht werden.“
Stadt Wien: Da schau her… Strategien für den öffentlichen Raum in Wien
Lärmaktionspläne helfen dabei, solche negativen Auswirkungen zu reduzieren. Dadurch lassen sich ruhige Gebiete identifizieren und langfristig als solche erhalten. Die EU-Umgebungslärmrichtlinie gibt dabei vor, ab wann ein Bereich in einem städtischen Ballungsraum als ruhig gilt. In Deutschland bietet die Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz (LAI), bestehend aus Vertretern des Bundes und der Länder, Leitfäden und Handlungsempfehlungen.
Die Umgebungslärmrichtlinie zielt aber zunächst lediglich darauf ab, bereits bestehende ruhige Gebiete zu schützen. Um städtische Lärmemissionen generell stärker einzudämmen und mehr Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen zu fördern, müsste die aktive Gestaltung solcher Bereiche in die Stadtentwicklung integriert werden.
Eine der Schwierigkeiten bei der Umsetzung entsprechender Pläne besteht allerdings in den vielen Nutzungen und Funktionen der Städte, denn für neue ruhige Orte müssen die Verantwortlichen Platz schaffen. Das Dilemma der Planer hat die Stadt Wien im Begleitmaterial ihrer Strategien für den öffentlichen Raum treffend zusammengefasst. Denn das Ruhebedürfnis von Bewohnern und Besuchern ist nur eines von vielen Anliegen, die Stadtentwickler berücksichtigen müssen.
Der Ruheort als Gegenpart zu den lauten und belebten öffentlichen Räumen erweckt möglicherweise falsche Assoziationen. Denn in erster Linie geht es bei diesen Orten darum, so wenig wie möglich von den üblichen Lärmquellen belästigt zu werden.
Welche Ansprüche die Bewohner in dieser Hinsicht haben, wollte die Stadt Berlin vor einigen Jahren in einer Online-Umfrage herausfinden. Das Ergebnis zeigt, dass ein städtischer Ruheort keineswegs leise sein muss:
Die Umfrage in Berlin befasste sich darüber hinaus mit den Anforderungen, die Menschen an einen Ruheort stellen – abgesehen vom Fehlen der üblichen Geräuschkulisse. Wichtige Kriterien sind demnach:
Ein weiterer Wunsch ist eine möglichst geringe Frequentierung durch andere Menschen, um einmal mehr ungestörte Muße für sich selbst zu haben.
Dennoch: „Ruhe“ im Allgemeinen ist ein dehnbarer Begriff. Tatsächlich sind die Ruhezonen auch als Begegnungsorte zu verstehen, an denen die Menschen ihre Kontakte pflegen und Kommunikation betreiben können.
Ruheorte sind grundsätzlich Rückzugsorte für die Menschen. Da das Ruhen dabei auf unterschiedliche Weise ausgelegt werden kann – vom kurzen Ausruhen während eines Spaziergangs bis zum ungestörten Ausüben eines Hobbys –, liegt in der Gestaltung von Ruheorten immer ein gewisses Konfliktpotenzial.
Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass öffentliche Räume in dichtbesiedelten Städten ohnehin meist knapp sind. Die Nachverdichtung vergrößert die Herausforderung zusätzlich. Nicht nur die Gestaltung von ruhigen Bereichen wird so schwieriger – es finden sich auch immer weniger geeignete Möglichkeiten, um solche Zonen in das urbane Umfeld zu integrieren.
In London wurde mit der Hampstead Heath die drittgrößte Grünanlage der Stadt offiziell zu einem „Urban Quiet Park“ umgewandelt. Im New Yorker Central Park wurden acht Bereiche als „Quiet Zones“ eingerichtet: ohne lautes Musikhören, ohne sportliche Aktivitäten. Dafür ist dort umso mehr Platz zum Lesen, für Gespräche, zum Lernen, zum Ausruhen etc.
Ein Lärmaktionsplan gibt den Städten und Kommunen bereits Auskunft darüber, ob die akustische Belastung an identifizierten Ruheorten ausreichend eingedämmt wird oder ob zusätzliche Vorkehrungen getroffen werden müssen.
Pläne für eine zukünftige Bebauung im Umfeld eines ruhigen Bereichs können es beispielsweise erforderlich machen, weitere Maßnahmen zur Lärmreduzierung umzusetzen. Dazu gehören unter anderem Tempo-30-Zonen oder Verkehrsberuhigungen, die in den umliegenden Straßen für weniger Verkehrslärm sorgen.
Der Verkehrsplanung im Umfeld von städtischen Ruhezonen kommt in vielerlei Hinsicht große Bedeutung zu. Die mögliche Lärmbelastung durch Verkehrsmittel hängt dabei eng mit dem Wunsch nach guter Erreichbarkeit zusammen.
Wie weitreichend verkehrsplanerische Eingriffe in das Umfeld eines Ruheorts sein sollten, ist im Einzelfall zu untersuchen. Bei stark frequentierten Straßen in der unmittelbaren Umgebung ist der Bedarf größer. Wo sich die Verkehrssituation nicht wesentlich verändern lässt (etwa, weil der Platz für bauliche Maßnahmen fehlt), lassen sich andere Mittel heranziehen, um Lärmimmissionen zu verringern.
Die Gestaltung der Ruheorte selbst kann dazu beitragen, die Geräusche der Umgebung abzumildern. Der Vorteil besteht nicht zuletzt darin, dass es sich dabei vielfach um natürliche Mittel handelt, die zugleich der Aufwertung der Bereiche dienen:
Auf gestalterischem Wege lassen sich also im Prinzip Lärmschutz und verbesserte Aufenthaltsqualität sehr gut miteinander verbinden.
Eine bessere Aufenthaltsqualität heißt, dass die Verweildauer größer ist: Fühlen sich die Menschen in einer Ruhezone wirklich wohl, bleiben sie dort länger. Das ist auch eine Frage der Ausstattung.
Vor allem Ruhe- und Sitzmöglichkeiten sind elementare Bestandteile eines attraktiven Ruheorts. Allein die Anordnung von Bänken und Stühlen hat unterschiedliche Effekte:
Der räumliche Bezug zu Baumbeständen, Bepflanzung und Wasserflächen, das Vorhandensein von Beleuchtung und selbst so etwas Pragmatisches wie das Aufstellen ausreichender Mittel für die Müllentsorgung – all dies sind Teilaspekte, die aus einem ruhigen Bereich einen echten Ort zum Wohlfühlen machen. Denn darum geht es schlussendlich: Den Menschen in der Stadt Gelegenheiten zu geben, um im öffentlichen Raum positive Sinneseindrücke sammeln und für sich etwas Ruhe zu finden.
Quellen:
Umweltbundesamt: Lärmbelästigung
https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/laermwirkung/laermbelaestigung
Statistisches Bundesamt (Destatis): Zahl der Woche – Gut jede vierte Person fühlte sich 2019 durch Lärm im Wohnumfeld belästigt
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2021/PD21_17_p002.html
Stadt Wien: Da schau her… Strategien für den öffentlichen Raum in Wien
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008523.pdf
mein.berlin.de: Ihr Rückzugsort in der Stadt – Beschreiben Sie uns Ihre städtischen Ruheorte!
https://mein.berlin.de/projekte/ruckzugsorte-in-der-stadt-was-macht-sie-aus/
Treffpunkt Kommune: Begehrte Ruhepunkte in der Stadt
https://www.treffpunkt-kommune.de/begehrte-ruhepunkte-in-der-stadt/
Urbanes Wohnen e. V. München: Öffentlicher Raum und Kunst auf Grüner Achse. Beispiel Urbane Mitte im Ackermannbogen
http://www.urbanes-wohnen.de/typo3/uw/uploads/media/Urbane_Mitte_Ackerm.pdf
Quiet Parks International: Hampstead Heath, London – Europe’s First Urban Quiet Park
https://www.quietparks.org/hampstead-heath-europes-first-urban-quiet-park
centralpark.com: Quiet Zones
https://www.centralpark.com/visitor-info/quiet-zones/
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