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Der städtische Verkehr ist für die Stadtplanung und -entwicklung eine große Herausforderung – sogar dann, wenn er stillsteht. Das gilt zum Beispiel auch für nachhaltige Aspekte, die beim Parkraummanagement eine immer größere Rolle spielen. Die entscheidende Frage lautet deshalb: Wie kann nachhaltiger, zukunftsfähiger Parkraum aussehen?
Rund 41 Stunden verbringen Deutsche im Durchschnitt jährlich damit, einen Parkplatz zu finden. Bei jedem Versuch brauchen sie etwa zehn Minuten. Damit verursachen sie laut ADAC etwa 30 bis 40 Prozent des innerstädtischen Gesamtverkehrs und legen 4,5 km zurück.
Paradox ist dabei: Für die etwa 65 Millionen registrierten Fahrzeuge (das umfasst Pkw, Lkw und Anhänger) sind in Deutschland nach Angaben des ADAC 160 Millionen Stellplätze vorhanden. Nach Schätzungen ist dieser Parkraum selbst zu Spitzenzeiten nur zu 70 Prozent ausgelastet.
Für die Städte und Kommunen sollten das genügend Gründe sein, um ihrerseits auf die Suche zu gehen – nach Parkraum, der sich effizienter nutzen lässt. Und der dadurch eine spürbare Entlastung für Autofahrer, Infrastruktur und die Umwelt leisten kann. Denn allein beim CO2-Ausstoß könnte weniger Parksuchverkehr dazu beitragen, jährlich bis zu 900.000 Tonnen CO2 einzusparen.
Die Bedeutung des städtischen Parkraummanagements wächst zusehends. Denn es soll Antworten liefern, mit denen sich urbane Mobilität, Lebensqualität sowie Umwelt- und Klimaschutz verbessern lassen.
Dabei sind die Aufgaben, die Städten und Kommunen im Rahmen des Parkraummanagements zu erfüllen haben, durchaus komplex. Stellplatzverordnungen knüpfen Baugenehmigungen an eine ausreichende Zahl von Parkplätzen – der Platz dafür ist vielerorts aber nicht vorhanden. Tiefgaragen wiederum lassen sich in manchen Fällen aus baulichen und statischen Gründen nicht realisieren.
Das Einrichten von Anwohnerparkplätzen ist ebenfalls nur dann eine Lösung, wenn sie in der erforderlichen Anzahl vorhanden sind. Prinzipiell müssen die Städte klären, wie sie mit Dauer- und Langzeitparkern im öffentlichen Raum umgehen wollen.
Bevor es um konkrete Lösungen geht, steht in vielen Städten nach wie vor die Frage im Raum: Wie soll das Parkraummanagement überhaupt aussehen, welche Ziele stehen im Vordergrund und welche Mittel sind dazu am besten geeignet?
Als wichtiger Ansatz für eine Entlastung des Parkverkehrs und ein vereinfachtes Parkraummanagement gelten smarte Technologien. Sie versprechen effiziente Lösungen in vielen Bereichen. Durch ein intelligentes Zufahrtsmanagement können festgelegte städtische Räume für Teile des Verkehrs gesperrt werden, automatisierte Parkhäuser sorgen für platzsparendes Parken und Apps helfen dabei, schneller einen freien Stellplatz zu finden. Vor allem die Angebote für die App-gestützte Parkplatzsuche befinden sich jedoch meist noch in Pilotphasen-
Allerdings tragen Stellplatzverordnungen, Parkraum- und Zufahrtsmanagement etc. kaum dazu bei, das Mobilitätsverhalten zu ändern. Dabei würde diese Verhaltensänderung sowohl zu einer entspannteren Verkehrslage als auch zu einer geringeren Umweltbelastung beitragen.
Ein wichtiger Baustein in Klima- und Umweltbelangen ist außerdem die Art und Weise, wie Parkflächen gestaltet werden. In diesem Bereich gewinnen nachhaltige Konzepte zunehmend an Bedeutung. Effizienteres Parkraummanagement heißt eben auch, Ressourcen zu schonen.
Wenn es um die Nachhaltigkeit von Parkhäusern und Parkplätzen geht, muss zudem deren Gestaltung berücksichtigt werden. Das betrifft verschiedene Aspekte, vom Flächenverbrauch über die energetische Optimierung bis hin zur Reduzierung von Emissionen. Zukunftsfähiger Parkraum, so die Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB), muss sich heute schon neuen Anforderungen stellen.
Um diese beispielsweise bei der Planung, Umsetzung und Bewertung von Parkhäusern ausreichend zu berücksichtigen, liefert die DGNB ein Zertifizierungssystem. Es ist auf neugebaute offene und geschlossene Parkhäuser anwendbar.
Am Standort Stuttgart haben das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und verschiedene Projektpartner bereits 2017 an möglichen Lösungen für eine effizientere Nutzung von Parkhäusern gearbeitet. Ziel des Projekts „Park_up“ war es, eine bessere Auslastung zu erreichen, um Leerstand zu vermeiden.
Eine eigens entwickelte App sollte freie Stellplätze anzeigen und eine flexiblere Preisgestaltung ermöglichen. Parkplätze konnten so günstiger angeboten werden als zum regulären Tarif – ein zusätzlicher Anreiz für die Autofahrer.
Alternative Nutzungen zu Zeiten mit schwacher Auslastung sollten durch die Umwandlung von freien Parkflächen in „Logistik-Hubs“ ermöglicht werden. Logistikunternehmen konnten dadurch Flächen für die Zwischenlagerung von Waren gewinnen, um diese über nachhaltige Zustellwege (etwa mit E-Lastenrädern) weiter zu verteilen.
Für die Zertifizierung müssen die betreffenden Gebäude eine Reihe von Merkmalen aufweisen. Dazu gehören:
Die Kriterien der DGNB sind sowohl für die Beurteilung als auch für die Planung von Parkhäusern gedacht. Sie sollen Bauherren, Investoren und anderen Organisationen helfen, indem sie unter anderem für mehr Planungssicherheit, klarere Zieldefinitionen und eine detaillierte Gebäudedokumentation sorgen.
Darüber hinaus erlaubt der Kriterienkatalog, schon in der Planungsphase besser zu analysieren, wo sich im späteren Betrieb Kosten und Ressourcen einsparen lassen. All das soll dazu beitragen, eine langfristige Nutzbarkeit der Parkhäuser zu gewährleisten.
Parkplätze für den Einzelhandel, für Gewerbe oder für Eventeinrichtungen sind in der Regel für Spitzenauslastungen konzipiert. Bei der Schaffung der dazu ausreichenden Anzahl an Stellplätzen werden entsprechend große Flächen versiegelt.
Um die daraus resultierenden Effekte – Wegfall von Sickerflächen für Regenwasser, Entstehen von Wärmeinseln etc. – zu minimieren, sollten Parkplätze so nachhaltig wie möglich gestaltet werden. Realisieren lassen sich nachhaltigere Maßnahmen in verschiedenen Bereichen.
Als Belag für Parkplätze werden zumeist Asphalt und Verbundsteine verwendet. Dabei handelt es sich um vergleichsweise günstige Materialien, die sich ohne großen Aufwand nutzen lassen und die für die Belastung durch Kraftfahrzeuge die notwendige Stabilität mitbringen. Sie sorgen allerdings auch für einen hohen Versiegelungsgrad, vor allem bei einer großflächigen Verwendung. Daneben spielen weitere Eigenschaften der Beläge eine Rolle.
Bei der Planung und Realisierung von Parkplätzen spielen Pflanzen nicht nur für die Optimierung von Versickerungsflächen eine Rolle. Bäume, Heckenpflanzen und andere Begrünungen übernehmen unterschiedliche Funktionen, die sowohl unter nachhaltigen Gesichtspunkten als auch im Hinblick auf den Komfort für deutliche Verbesserungen sorgen.
Hinzu kommt die generell positive Wirkung, die Bäume auf ihr Umfeld haben.
Die (technische) Ausstattung eines Parkplatzes umfasst sämtliche Vorrichtungen von der Beleuchtung bis zum Abfallbehälter. Im Hinblick auf eine nachhaltigere Gestaltung gibt es in diesem Bereich verschiedene Ansatzmöglichkeiten. Das schließt unter anderem ein, vorhandene Aufbauten (etwa Unterstände für Fahrräder, Einkaufswagen etc.) für zusätzliche Begrünungen und/oder die Energieerzeugung mittels Solaranlagen zu nutzen.
Ein Leitfaden der luxemburgischen Regierung (von der Administration des Eaux et Forêts) zeigt die vielen Ansatzpunkte, die es bei der naturnahen Anlage von Parkplätzen gibt: Flächenverbrauch, Versiegelung, Landschaftsbild, Lebensräume und Kosten sind allesamt grundsätzliche Aspekte, die in die Planung einfließen müssen.
Für die konkrete Umsetzung spielen weiterhin die ausgewählten Materialien sowie die Bauweise eine wichtige Rolle. Sie sollen dazu beitragen, fließende Übergänge zwischen Verkehrs- und Vegetationsflächen zu schaffen. Eine bauliche Trennung – durch Bordsteine oder ähnliche Mittel – ist laut Leitfaden nicht vorgesehen. Für beide Bereiche werden stattdessen die gleichen Substrate verwendet.
Auch bei der Bepflanzung wird eine andere Herangehensweise verfolgt, denn Anpflanzungen im eigentlichen Sinne sind prinzipiell die Ausnahme. Sie beschränken sich auf Bäume und Hecken als gliedernde Elemente. Stattdessen soll eine natürliche Krautvegetation entstehen, ohne Ansaat und Pflanzung.
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Form der naturnahen und nachhaltigen Parkplatzgestaltung ist die Aufklärungsarbeit. Immerhin erfolgt die Umsetzung weitgehend ohne gestalterische Eingriffe. Zudem wird der Pflegeaufwand (etwa das Mähen) auf ein notwendiges Minimum reduziert. Dieses Vorgehen muss den Nutzern jedoch erklärt und die Vorteile aufgezeigt werden (ökologische Aufwertung, Eingliederung des Parkplatzes in die Landschaft, geringere Kosten etc.). Der Leitfaden demonstriert aber in jedem Fall deutlich, welche verschiedenen Möglichkeiten bestehen, um Parkanlagen nachhaltiger zu machen.
Quellen:
Administration des Eaux et Forêts (Service de la Conservation de la Nature): Leitfaden – Naturnahe Anlage und Pflege von Parkplätzen
https://environnement.public.lu/dam-assets/fr/conserv_nature/publications/naturnahe_anlage_parkplaetzen/Brochure_naturnahe_anlage_parkplaetzen.pdf
Dega-Galabau. Das Magazin für den Garten- und Landschaftsbau: Grundlagen für die nachhaltige Gestaltung von Großparkplätzen
https://www.dega-galabau.de/Themen/Projekt-Gestaltung/Grundlagen-fuer-die-nachhaltige-Gestaltung-von-Grossparkplaetzen,QUlEPTY2MzAxMjcmTUlEPTE2NDk0Ng.html
Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz GALK e.V.: GALK Straßenbaumliste (Arbeitskreis Stadtbäume)
https://strassenbaumliste.galk.de
Internationales Verkehrswesen. Das technisch-wissenschaftliche Fachmagazin: Vom Parkhaus zum nachhaltig smarten „Mehrzweckhaus“
https://www.internationales-verkehrswesen.de/smartes-parkhaus/
DGNB e.V.: Parkhäuser
https://www.dgnb-system.de/de/gebaeude/parkhaeuser/index.php
Agora Verkehrswende: Parkraummanagement lohnt sich! Leitfaden für Kommunikation und Verwaltungspraxis
https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2017/Parkraummanagement/Parkraummanagemet-lohnt-sich_Agora-Verkehrswende_web.pdf
Umweltbundesamt: Parkraummanagement für eine nachhaltige urbane Mobilität in der Stadt für Morgen
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/uba_broschuere_parkraummanagement_0.pdf
ADAC: Dauerthema Parken: Kommunen müssen mehr Verantwortung übernehmen!
https://www.adac.de/der-adac/regionalclubs/nrw/nrw-kolumne-parken/
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