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Als Fahrradstadt galt Karlsruhe noch zu Beginn der 2000er Jahre keineswegs. Seitdem sorgt eine ambitionierte Radverkehrspolitik jedoch für stetige Verbesserungen. Den Grundstein hierfür legte das „20-Punkte-Programm zur Förderung des Radverkehrs“ von 2005, das heute im „Karlsruher Programm für Aktive Mobilität“ weitergeführt wird.
„Tradition verpflichtet“, dieses Motto könnte auch für die Radverkehrspolitik in Karlsruhe gelten. Immerhin kommt Karl von Drais, der Erfinder der Laufmaschine und damit des Vorläufers heutiger Fahrräder gebürtig aus dieser Stadt (erfunden hat er sie allerdings in Mannheim).
Die topographischen und klimatischen Bedingungen sind außerdem ideal für das Radfahren: eine ebene Innenstadt mit vielen straßenbegleitenden Radwegen, dazu ein mildes Klima. Tatsächlich zählt Karlsruhe sogar zu den wärmsten Städten Deutschlands. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass Karlsruhe bereits Mitte der 1980er Jahre als fahrradfreundliche Stadt ausgezeichnet wurde.
Umso ernüchternder wirkte jedoch das Urteil im Rahmen des ADAC-Mobilitätstests „Radfahren in Großstädten“ von 2004: Ein enttäuschender 18. Platz bei 22 getesteten Städten gab Gemeinderat und Stadtverwaltung viele Gründe zu handeln.
Im Grunde bestätigte der ADAC-Test nur die Ergebnisse, die eine Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V. (ADFC) bereits ein Jahr zuvor offengelegt hatte: Eine zeitgemäße Förderung des Radverkehrs bestand in Karlsruhe – wie in vielen anderen Städten – nicht.
Die Fokussierung auf den Infrastrukturausbau allein reichte schon zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr aus. Der planerische und verkehrspolitische Blick auf den Radverkehr hatte sich geändert (zum Radverkehr als System), die Maßnahmen vielerorts aber nicht.
Um Versäumnisse schnellstmöglich beheben und den früheren Titel als fahrradfreundliche Stadt zurückgewinnen zu können, wurde 2005 ein BYPAD-Verfahren (Bicycle-Policy-Audit) durchgeführt. Vertreter aus Politik, Stadtverwaltung, Verbänden und Nutzergruppen überprüften in einem zweitägigen Workshop die bisherige kommunale Radverkehrsförderung unter Leitung eines externen Experten.
Den Vorteil, alle wichtigen Akteure von Anfang an zu beteiligen, beschreibt Alfons Brisbois – ehemaliger Bereichsleiter Verkehr im Stadtplanungsamt Karlsruhe – im Leitfaden „Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken“. Um Probleme offen zu benennen und Verbesserungsmöglichkeiten zu erörtern, müssen…
„…alle relevanten Ämter mit an den Tisch geholt werden, um sie frühzeitig in die Problemanalyse und die Entstehung des Grundsatzbeschlusses einzubinden, ihre Erfahrungen und ihre Sichtweisen einzuholen. […] So können Unstimmigkeiten im Vorfeld ausgeräumt werden.“
Im Karlsruher Fallbeispiel erwies sich das Zusammenbringen der unterschiedlichen Akteursgruppen als wirkungsvoll. Im Oktober 2005 beschloss der Gemeinderat einstimmig das Leitbild und das dazugehörige Handlungskonzept, die im BYPAD-Verfahren erarbeitet worden waren. Das „20-Punkte-Programm“ verband messbare Ziele mit konkreten Maßnahmen, um den Radverkehr in Karlsruhe bis 2015 nachhaltig zu verbessern.
Das ambitionierte Ziel der neuen Radverkehrsförderung lautete, Karlsruhe bis zum 300. Geburtstag der Stadt zur „Fahrradstadt Nr. 1 in Süddeutschland“ umzugestalten. Die Stärkung des Radverkehrs sollte dabei nicht zu Lasten anderer Mobilitätsformen gehen. Vielmehr dienen die Maßnahmen dazu, die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer und der jeweiligen Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
Als allgemein Ziele formulierte das 20-Punkte-Programm folgende Ziele:
Die konkreten Maßnahmen reichten von einer einheitlichen Wegweisung für Radfahrer über bessere Anbindungen an Radfernwanderwege bis zur Einrichtung von Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Innenstadt und in Wohngebieten.
Das neue Leitbild der Karlsruher Radverkehrsförderung beinhaltet auch das Aufgreifen weiterer Aspekte neben den reinen Infrastrukturmaßnahmen. Dazu zählen Öffentlichkeitsarbeit, Service und die administrativen Rahmenbedingungen. Ein erstes Zwischenziel konnte bereits 2011 erreicht werden – mit der Landesauszeichnung als „Fahrradfreundliche Stadt“.
Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen Baden-Württemberg (kurz AFGK-BW), in der Karlsruhe als Gründungsmitglied aktiv ist, hat für diesen Zeitraum ebenfalls eine Zwischenbilanz der bisherigen Maßnahmen gezogen.
Die AG-Radverkehr
Das Radlerforum findet jährlich statt, erörtert die bereits umgesetzten sowie geplante Maßnahmen und erklärt die Unfallbilanz.
Seit 2010 besteht in Karlsruhe zudem eine flächendeckende wegweisende Beschilderung für Fahrradfahrer.
Nach 15 Jahren erfuhr das 20-Punkte-Programm zur Förderung des Radverkehrs 2020 eine Weiterentwicklung. Auf der Basis des Klimaschutzkonzeptes, des Verkehrsentwicklungsplans der Stadt und eines erneuten BYPAD-Verfahrens formuliert das Karlsruher Programm für Aktive Mobilität neue verkehrspolitische Bestrebungen, die bis 2030 bzw. 2035 umgesetzt werden sollen.
Mit diesen formulierten Zielen rückt nun auch der Fußgängerverkehr stärker in den Fokus. Die Auszeichnung als „Fußgängerfreundliche Kommune“ wird deshalb genauso angestrebt wie die Wiederauszeichnung als „Fahrradfreundliche Kommune“. Mit der Mobilitätswende sollen aber nicht allein die Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger verbessert werden. Die Pläne für die Infrastruktur sind eng an Klimaziele gebunden.
Um die CO2-Emissionen gemäß den Vereinbarungen des Pariser Klimaschutzabkommens zu reduzieren, soll eine deutliche Verlagerung hin zu mehr Fuß- und Radverkehr und eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs erreicht werden:
Bei der Umsetzung sollen sogenannte „push-and-pull“-Maßnahmen helfen:
Das neue Radverkehrskonzept für Karlsruhe bleibt ambitioniert. Voraussetzung für die Realisierung ist nicht zuletzt die Neu- und Umverteilung von Flächen zu Gunsten der aktiven Mobilität. Um potenzielle Konflikte frühzeitig klären zu können, stützt sich das Programm stark auf intensive und transparente Bürgerbeteiligungsprozesse. Die Mobilitätswende betrifft schließlich alle.
Quellen:
Stadt Karlsruhe (Stadtplanungsamt): Radverkehr 20-Punkte-Programm. Zwischenstand und Fortschreibung des 20-Punkte-Programms zur Förderung des Radverkehrs in Karlsruhe.
https://docplayer.org/195034-Radverkehr-20-punkte-programm.html
Stadt Karlsruhe: Radverkehrskonzept der Stadt Karlsruhe – „Meilensteine auf dem Weg zu einer Radler-Stadt“ (Regionalkonferenz Mobilität – Bruchsal, 14. Juni 2018).
https://technologieregion-karlsruhe.de/fileadmin/user_upload/1_Meilensteine_auf_dem_Weg_zu_einer_Radler-Stadt_Vortrag_BM_Obert.pdf
Stadt Karlsruhe: Karlsruher Programm für Aktive Mobilität. Weiterentwicklung des 20-Punkte-Programms zur Förderung des Radverkehrs und Ergänzung von Aspekten für den Fußverkehr.
https://www.karlsruhe.de/b3/mobilitaet/radverkehr/fahrradstadt/aktive_mobilitaet/HF_sections/content/1637759884162/Karlsruher_Programm_fuer_Aktive_Mobilitaet.pdf
Stadt Karlsruhe: Radverkehr.
https://www.karlsruhe.de/b3/mobilitaet/radverkehr.de
Landratsamt Karlsruhe: Radverkehrskonzept des Landkreises Karlsruhe (1. Fortschreibung).
https://www.landkreis-karlsruhe.de/PDF/Radverkehrskonzept_Landkreis_Karlsruhe_2018.PDF?ObjSvrID=3051&ObjID=112&ObjLa=1&Ext=PDF&WTR=1&_ts=1544436179
AGFK Baden-Württemberg: Stadt Karlsruhe.
https://www.agfk-bw.de/verein/stadt-karlsruhe/
ADFC Karlsruhe: So wird Karlsruhe zur Fahrradstadt! Radverkehrspolitisches Programm des ADFC Karlsruhe bis 2025.
https://karlsruhe.adfc.de/fileadmin/Gliederungen/Pedale/karlsruhe/PDF/rad_programm_ka_web.pdf
Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken – Die Blaupause.
http://www.kopf-an.de/uploads/media/Die_Blaupause_06.pdf
Heinrich Böll Stiftung: Karlsruhe: Gemeinsam für mehr Radverkehr.
https://www.boell.de/de/2018/12/05/karlsruhe-arbeiten-alle-gemeinsam-fuer-mehr-radverkehr?dimension1=ds_regionale_verkehrswende
Kommunal.de: So fördern Sie den Radverkehr richtig!
https://kommunal.de/so-foerdern-sie-den-radverkehr-richtig
Bilder:
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