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Neue Ansätze der Stadtentwicklung für resiliente Städte und Gemeinden

Menschen auf einem Marktplatz

Durch die COVID-19-Pandemie kam das Leben in den Städten zeitweise zum Erliegen. Neben der Suche nach unmittelbar wirksamen Lösungen stand mit dem Ausbruch und seinen Folgen die Frage im Raum, wie Städte gestaltet sein müssen, um zukünftigen Krisensituationen trotzen zu können. Das Projekt „Post-Corona-Stadt“ hat in den vergangenen Jahren nach Antworten gesucht, für resiliente, krisenfeste Städte.

Aus Krisen lernen: Mehr Resilienz in der neuen Post-Corona-Stadt


Menschen bei einer Strasse

Die Post-Corona-Stadt: Wege zu krisenfesten Städten

Innovative Lösungen der Stadtentwicklung gegen vielfältige Störungen

Heutige Stadtentwickler sind mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert, weil lokale Besonderheiten und globale Trends auf stark verdichtetem Raum aufeinandertreffen. Die COVID-19-Pandemie hat in dem vergleichsweise kurzen Zeitraum nach ihrem Ausbruch Ende 2020 gezeigt, wie stark sich Krisen auf alle Lebensbereiche auswirken können.

In vielerlei Hinsicht war die Pandemie ein Verstärker und Beschleuniger für bekannte Trends, die noch mehr als vorher in den Fokus rückten: Digitale Transformation, Funktionswandel in urbanen Ballungsgebieten, sozioökonomische Ungleichheiten, Fachkräftemangel in öffentlichen Einrichtungen und der Verwaltung oder Nahmobilität waren Themen, die vor dem Hintergrund von COVID-19 noch an Bedeutung gewonnen haben. Deshalb startete das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) ab 2020 ein Projekt für widerstandsfähigere Städte.


Drei Themenfelder für die Post-Corona-Stadt

Die Pilotprojekte rund um Lösungen für die Post-Corona-Stadt wurden in drei unterschiedliche Themenfelder gefasst:

  • Zukunftsfähige Innenstädte drehte sich um Leerstandsaktivierung, die Steigerung der Aufenthaltsqualität und mehr Nutzungsvielfalt.
  • Öffentliche Räume konzentrierte sich auf Nutzungs- und Umgestaltungspotenziale von öffentlichen Räumen, veränderte Mobilitäts- und Freizeitbedürfnisse, Flächengerechtigkeit und Anpassungen an den Klimawandel.
  • Kollaborative Planungsprozesse widmete sich der Zusammenarbeit zwischen Vertretern aus Politik, Verwaltung, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Vereinen, um partizipative, transparente Prozesse für die Stadtentwicklung zu schaffen.

Stadtentwicklungs-Ideen für die Post-Corona-Stadt

Im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik stellte das damalige Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) fünf Millionen Euro bereit für das Projekt „Post-Corona-Stadt: Ideen und Konzepte für die resiliente Stadtentwicklung“. Drei Themenfelder wurden festgelegt, in denen Akteure aus dem Bereich der Stadtentwicklung innovative Ideen erproben sollten, um mit den Folgen der Pandemie zurechtzukommen – und um Lösungsansätze für zukünftige Krisen zu finden.

Zwischen 2021 und 2024 wurden in diesem Rahmen bundesweit insgesamt 17 Pilotprojekte von mehr als 200 eingereichten Projektideen gefördert. Dabei wurden Ansätze mit einem hohen Maß an Innovation und Beispielhaftigkeit erwartet, um die Konzepte auch auf andere Städte und Gemeinden übertragen zu können. Die Zusammenarbeit in kooperativen Organisationsstrukturen war ebenso ein Auswahlkriterium für die Förderung wie der Beitrag zu einer resilienten Stadtentwicklung.

Wir stellen einige der Pilotprojekte und ihre Konzepte vor, die aus der Projektförderung für die Post-Corona-Stadt in den drei Themenfeldern hervorgegangen sind.


Themenfeld „Zukunftsfähige Innenstädte“

Aktivieren, kuratieren und transformieren für die Post-Corona-Innenstadt

Unter der Projektkategorie „Solidarische Nachbarschaft und Wirtschaften im Quartier“ wurden verschiedene Projekte zusammengefasst, die Lösungen und Konzepte für zukunftsfähige Innenstädte suchen. Schwerpunkte waren dabei zum Beispiel die sich verändernden Bedürfnisse von Bewohnern, Gewerbetreibenden und Besuchern sowie Antworten auf die Frage, wie die Innenstädte vor diesem Hintergrund als attraktive und resiliente Zentren wahrgenommen und weiterhin Bestand haben werden.

Die verschiedenen Aspekte, die in den Projekten behandelt wurden, weisen bereits auf die teils schwierige Ausgangslage in den städtischen Zentren hin: Der Umgang mit Leerstand, der Wandel von Konsumverhalten, Aufenthaltsqualitäten, die Verkehrswende und neue Nutzungskonzepte, mit denen sich Einzelhandel und Versorgungsfunktionen stärken lassen, zählen zu den wichtigen Trends in diesem Themenfeld.

Die Projekte zielten darauf ab, die Innenstädte trotz des anhaltenden Strukturwandels als vielfältige Identifikationsorte, als Orte für Geschichte, Kultur, Erlebnisse, soziale Kontakte und Teilhabe zu erhalten – indem sie neugestaltet werden.


Sechs Thesen für die Leerstandsaktivierung

  1. Neue Nutzungskonzepte sind gefragt: Innenstadt ist mehr als Shopping!
  2. Impulse durch Zwischennutzungen setzen und „neue“ Nutzungen wirtschaftlich tragfähig machen!
  3. Erdgeschosszonen und öffentliche Räume zusammen denken!
  4. Eigentümer für neue Nutzungen sensibilisieren!
  5. Neue Nutzungen durch gemeinwohlorientierte Immobilieneigentümerschaft langfristig sichern!
  6. Es braucht Kuratoren und Aktivierer für einen guten Nutzungsmix!

Quelle: Thesenpapier „Post-Corona-Innenstadt: aktiviert | kuratiert | transformiert?“

Strukturwandel der Innenstädte: Trends und Potenziale

Ein wesentlicher Indikator für den Wandel, den Innenstädte inzwischen seit vielen Jahren durchlaufen, ist die Situation des Einzelhandels. Zu erkennen ist dies vielerorts an der Leerstandsquote, betroffen sind vor allem Erdgeschosszonen. Gründe hierfür sind neben der Konkurrenz durch den Online-Handel und das veränderte Konsumverhalten auch die damit einhergehenden Entwicklungen der Besucherfrequenzen und steigende Betriebskosten.

Da der Einzelhandel jedoch nach wie vor einer der wichtigsten Gründe für die Menschen ist, die Innenstädte aufzusuchen, bedeuten Leerstände eine geringere Angebots- und Aufenthaltsqualität – die Innenstädte werden unattraktiver, was wiederum zu Wertverlusten führen kann.

Eine ähnliche Entwicklung lässt sich bei Dienstleistungen (Verwaltung, Banken, Gesundheit, etc.) und der Rolle von Innenstädten als Arbeitsplätze beobachten. Hier hat die Pandemie die digitale Transformation ebenfalls vorangetrieben.


Homeoffice und Remote Work sind fest etabliert

Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis, Pressemitteilung vom 26. Juni 2024) hat sich das Arbeiten im Homeoffice in Deutschland als Arbeitsmodell in vielen Branchen etabliert. Mit 23,5 Prozent liegt der Homeoffice-Anteil knapp über dem EU-Durchschnitt (22,4 Prozent).

Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau hat sich der Anteil von 12,8 Prozent im Jahr 2019 in Deutschland nahezu verdoppelt. Zudem konnte der Trend nach dem Ende der Homeoffice-Pflicht im März 2022 fortgesetzt werden. Vor allem in den Altersgruppen von 25 bis 44 Jahren nutzt etwas mehr als ein Viertel der Menschen die Möglichkeit von Remote Work.

Der Homeoffice-Anteil variiert allerdings je nach Unternehmensgröße und Branche.

Effizientes Shoppen und Remote Work als Chance

Da viele Bedürfnisse stärker durch Online-Angebote abgedeckt werden, gibt es für die Menschen immer seltener zwingende Gründe, die Innenstädte aufzusuchen. Geschäftsmodelle von Handel, Gastronomie und Kulturbetrieben müssen sich darauf einstellen, um weiter wirtschaftlich zu bleiben.

Der stationäre Einzelhandel setzt deshalb seit einigen Jahren mehr auf Erlebnis in Abgrenzung zur Effizienz beim Online-Kauf. „Erlebnis“ bedeutet in diesem Zusammenhang, den Einkauf mit anderen Angeboten wie Live-Events oder der Verbindung mit Gastronomie, Tourismus, Kultur und Unterhaltung aufzuwerten.

Klein- und Mittelstädte wiederum können von Remote Work profitieren, weil Arbeitsplatz und Wohnort nicht mehr zwangsläufig in räumlicher Nähe zueinander gedacht werden müssen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Wohnstandortqualitäten stimmen: Erreichbarkeit, schnelles Internet, erschwingliche Immobilienpreise und soziale Infrastruktur sind nur einige Merkmale, die für die Anziehungskraft auf potenzielle Zuziehende ausschlaggebend sind.


BEISPIEL-PROJEKTE „ZUKUNFTSFÄHIGE INNENSTÄDTE“

Ludwigsburg | Projekt „Pop-Up-Innenstadt“

Ideen & Ziele Umsetzung

Um eine krisenfestere Innenstadt für Ludwigsburg zu gestalten, sollten im Rahmen des Projekts „Pop-Up-Innenstadt“ verschiedene Kurzzeit-Maßnahmen entwickelt und getestet werden. Dazu wurde die Innenstadt als Raum für Experimente und Erfahrungen umgewandelt: Die gesammelten Ideen konnten auf diese Weise direkt im öffentlichen Raum sicht- und erlebbar gemacht werden. Gleichzeitig erhielten die potenziellen Nutzer die Gelegenheit, ihre Eindrücke umgehend an die Stadtverwaltung rückzumelden.

Die temporären Maßnahmen wurden von Aktionen und Veranstaltungen begleitet, um die Aufenthaltsqualität zusätzlich zu verbessern. Sie sollten darüber hinaus stadtübergreifend die Aufmerksamkeit für die Innenstadtentwicklung wecken. Eine Bewertung der einzelnen Maßnahmen sollte klären, inwieweit sie verstetigt werden und welchen Beitrag zu mehr Resilienz sie damit leisten können.

Das Projekt erstreckte sich auf die barocke Innenstadt von Ludwigsburg. Im Vorfeld wurden solche Straßen und Plätze identifiziert, die gleichzeitig verschiedene Kriterien erfüllen. Sie sind

  • prägend für das Stadtbild,
  • von großer Bedeutung für die verschiedenen Nutzungsbedürfnisse im Innenstadtbereich sowie
  • problematisch im Hinblick auf Aspekte wie Hitze, fehlender Aufenthaltsqualität etc.

Ausgewählt wurden der Karlsplatz, der Arsenalplatz, das Franck-Areal (Revitalisierungsfläche) sowie die Wilhelmsstraße (zentrale innenstädtische Straße) und der Rathaushof. Um attraktive Orte für Kommunikation, Spiel, Sport und Kultur zu schaffen, wurden verschiedene Ansätze verfolgt, etwa Begrünungen und Entsiegelungen zusammen mit Wasserelementen. Weitere dauerhafte Gestaltungselemente wie Sitzmöbel oder Sport- und Spielgeräte ergänzten temporäre Umgestaltungen und kulturelle Veranstaltungen.

Feedback- und Evaluationsinstrumente dienten zusammen mit einer partizipativen Begleitung der Maßnahmen dazu, die Rückmeldungen der Bürger unmittelbar in die Planung einfließen lassen zu können.

Berlin | Projekt „Kuratiertes Erdgeschoss-Management“

Ideen & Ziele Umsetzung

Erdgeschosszonen in Innenstädten sind häufig von Leerstand betroffen, was wiederum zu einer geringeren Aufenthaltsqualität und Attraktivität in den Zentren führt. In Berlin wurde deshalb in einem Pilotprojekt nach innovativen Lösungsansätzen gesucht, um die Möglichkeiten eines aktiven, kuratierten Erdgeschoss-Managements zur Verbesserung der Krisenfestigkeit zu überprüfen.

Eine Maßnahme war das Unterbringen neuer Nutzungen in solchen Erdgeschosszonen – soziale, gewerbliche, kulturelle und/oder öffentliche. Analysiert wurde in diesem Zusammenhang, wie sich öffentliche Räume in der Schnittstelle zu den Erdgeschossen umgestalten und in konsumfreie Zonen integrieren lassen.

Ein zentraler Aspekt bei diesem Ansatz liegt darin, Kontakte zwischen Eigentümern leerstehender Erdgeschossflächen und interessierten Nutzern herzustellen.

Ausgangspunkt war eine Grundlagenanalyse, in die Projektbeispiele für Managementansätze und Gestaltungspotenziale von Übergangszonen zwischen Erdgeschoss und angrenzendem öffentlichen Raum einflossen. Ansätze, die sich auf die Berliner Zentren und Geschäftsstraßen übertragen ließen, stammten hauptsächlich aus dem informellen Bereich. Hierzu zählten

  • Förderungen von Akteurskooperationen,
  • die Etablierung von Nutzungsmischungen,
  • die Sicherung der Finanzierung über öffentliche Förderprogramme und Zuschüsse sowie
  • die Weiterentwicklung bereits vorhandener Instrumente.

Übertragen ließen sich die Projektansätze dennoch nur bedingt, weil die Voraussetzungen an den insgesamt ausgewählten Zentren in Berlin sehr spezifisch und vielfältig waren. Die Analyse zeigte eine hohe Multifunktionalität, aber auch einen spürbaren Strukturwandel aufgrund verschiedener Krisen und eine leicht steigende Leerstandsquote.

In Zusammenarbeit mit Vertretern der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften (LWU) wurde der Rahmen für ein kooperatives Gewerbeflächenmanagement entwickelt. Darauf aufbauend wurden zwei Beiträge aus dem Wettbewerb „MittendrIn Berlin! 2022/2023“ umgesetzt, um private Akteurs- und Händlernetzwerke für das Kuratieren von Erdgeschosszonen zu aktivieren.


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Themenfeld „Öffentliche Räume“

Suche nach Antworten auf gestiegene Nutzungsanforderungen für öffentliche Räume

Die im Zusammenhang mit der Aktivierung der Innenstädte angesprochenen Trends betreffen nicht nur Einrichtungen für Handel, Gewerbe und Kultur. Sie wirken sich auch auf die öffentlichen Räume aus. Durch die Folgen des Klimawandels sowie die weitreichenden Veränderungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Freizeitgestaltung, Mobilität und Konsumverhalten haben sich die Anforderungen an urbane öffentliche Räume ebenfalls stark verändert.

Die COVID-19-Pandemie hat noch einmal unterstrichen, wie wichtig Grün- und Freiflächen im städtischen Raum für die Menschen sind. Im Zuge der Pandemie wurden Parks, Plätze und Gehwege mehr als üblich in Anspruch genommen und Flächenressourcen genutzt, die zuvor eher unbeachtet geblieben waren: An Straßenrändern, Flussufern und anderen vorher ungenutzten Ecken fanden die Menschen plötzlich Gelegenheit, um die verbliebenen Möglichkeiten für soziale Kontakte zu nutzen und dem Bedürfnis nach Freiraum nachzugehen.

Um die öffentlichen Räume in den Städten nicht nur an die ohnehin gestiegenen Nutzungsanforderungen anzupassen, sondern sie für die Zukunft vorzubereiten, sind verschiedene Schwerpunkte relevant:

Neuverteilung von Flächenressourcen & Stärkung von nachhaltiger Mobilität

Darum geht es:

Durch die COVID-19-Pandemie ist die Frage danach, welche Nutzungen wie viele Flächen im öffentlichen Raum einnehmen, noch einmal akuter geworden. Das betrifft einerseits den Flächenanteil verschiedener Mobilitätsformen, andererseits die stärkere Inanspruchnahme bislang wenig beachteter, ungenutzter Flächenressourcen im öffentlichen Raum.

Projektansätze:

Nach dem Vorbild der Superblocks von Barcelona – jedoch in einer schrittweisen Annäherung – arbeitet der SUPERBLOCKS Leipzig e. V. an der Umgestaltung der öffentlichen Räume. Nachdem die Menschen während der Pandemie weitgehend auf ihr direktes Lebens- und Wohnumfeld beschränkt waren, liegt der Schwerpunkt des Projektes genau dort.

Unter dem Motto „Neue Nähen“ wurden in den Stadtteilen Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf erste verkehrsberuhigte Superblock-Elemente geschaffen. Schritt für Schritt wurden diese mit Hilfe von Diagonalsperren eingerichtet. So entstanden Flächen für verschiedene Formen der Mobilität sowie wohnungsnahe Grün- und Freiräume mit vielen unterschiedlichen nichtkommerziellen Nutzungen.

Der Leipziger Stadtrat hat im April 2024 beschlossen, dass der erste Superblock-Abschnitt in der Hildegardstraße in Volkmarsdorf bestehen bleibt – und weitere folgen werden.

Entwicklung flexibler & multifunktionaler Räume

Darum geht es:

Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit öffentlichen Räumen in Städten besteht darin, sehr viele verschiedene Nutzungsansprüche miteinander in Einklang zu bringen. Durch die COVID-19-Pandemie wurde die vielerorts herrschende Eingrenzung solcher Räume auf nur wenige Nutzungen aufgelöst. Um multicodierte Nutzungen und eine größere Resilienz zu erreichen, braucht es allerdings einen ganzheitlichen Blick auf den öffentlichen Raum: So können beispielsweise vielfältige Nutzungen für unterschiedliche Gruppen zu unterschiedlichen Tageszeiten ermöglicht werden.

Projektansätze:

Die Pilotprojekte zeigen verschiedene Möglichkeiten auf, um öffentliche Räume flexibler nutzbar zu machen. Sie verdeutlichen außerdem, welche Flächenressourcen sich dazu aktivieren lassen. Das Projekt DEIN PARK in Neuruppin hat beispielsweise den denkmalgeschützten Stadtpark durch Ergänzungen in der Infrastruktur, neue Sportgeräte oder Angebote wie grüne Klassenzimmer und Waldkindergarten für ein breiteres Spektrum an Nutzern attraktiv gemacht.

In Stuttgart wurde mit dem Projekt Neckarinsel eine vom Ufer aus erreichbare Mittelmole mit Schleusenanlage von einer Brache zu einem innerstädtischen Freizeitort mit Zugang zum Wasser geschaffen.

Stärkung von Stadtklima & Biodiversität

Darum geht es:

Öffentliche Räume sind für das Stadtklima und die Biodiversität von großer Bedeutung. Vor dem Hintergrund des Klimawandels gilt das umso mehr. Die Entwicklung urbaner Grünflächen, mit denen negative Auswirkungen wie Hitzestress, Luftverschmutzung oder Folgen von Extremwetterereignissen abgemildert werden, umfasst in vielen Städten vornehmlich Parks und öffentliche Plätze. Für die notwendige Resilienz müssen auch Straßenräume und versiegelte Flächen in die Neugestaltung einbezogen werden.

Projektansätze:

Einige der Pilotprojekte für die Post-Corona-Stadt verbinden mehrere Schwerpunkte miteinander. Die Umgestaltung des Arsenalplatzes in Ludwigsburg im Rahmen der „Pop-Up-Innenstadt“ schloss beispielsweise einen Teil des Parkplatzes ein. An seiner Stelle entstand mit einer Sandfläche, Rollrasen und einer Holzterrasse sowie 40 Bäumen in Containern ein Pop-Up-Mikrostadtpark. Dieser wiederum dient dazu, aus der temporären Maßnahme eine bleibende Umgestaltung zu machen.

Die Stadt München erhält langfristig unbebaute Räume als „Parkmeilen“. Die teilweise mehrere Kilometer langen Grünzüge verbinden innerstädtische Parkanlagen mit Landschaftsräumen in Stadtrandlagen. So helfen die Parkmeilen bei der Verbesserung von Stadtklima und Biodiversität, sie bieten zugleich aber auch Raum für Erholung, Freizeit, Kulturveranstaltungen und andere Nutzungsangebote.

Aktivierung von Optionsflächen der Stadt

Darum geht es:

Öffentliche Räume sind in stark verdichteten Städten eine endliche Ressource. Die Pandemie hat gezeigt, dass es dennoch ungenutzte Flächenpotenziale gibt, die beispielsweise für Naherholung und das soziale Miteinander nutzbar gemacht werden können. Solche „blinden Flecken“ stärker zu erschließen, trägt zu einem flexibleren, vielfältigeren Raumangebot bei.

Projektansätze:

In Mannheim wurde aus einer ehemaligen brachliegenden Biergartenfläche an der Kurpfalzbrücke die OASE geschaffen – ein Ort für Austausch, Sozialunternehmung und Entwicklung. Gemeint ist damit ein Ort mit niedrigschwelligen Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten für alle Bewohner der Mannheimer Neckarstadt. Angebote und Gestaltung der OASE sind dabei an einen gemeinschaftlichen Entwicklungsprozess geknüpft. Sie ist gleichermaßen Experimentierraum wie Treffpunkt für das Quartier.


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Themenfeld „Kollaborative Planungsprozesse“

Welche Instrumente braucht es für eine kollaborative Planung und Umsetzung?

Die Pilotprojekte zur Post-Corona-Stadt verfolgen zwar sehr unterschiedliche Ansätze und widmen sich sehr verschiedenen Schwerpunkten. Dennoch haben sie mehr als nur die Umgestaltung öffentlicher Räume gemeinsam: Sie verbindet außerdem, bei der Planung und Umsetzung neue, innovative Organisationsmodelle zu nutzen.

Notwendig sind diese unter anderem wegen der komplexen Anforderungen, die resilienzorientierte Stadtentwicklung einerseits und kollaborative und lernende Ansätze andererseits mit sich bringen. Die COVID-19-Pandemie hat im Bereich der Stadtentwicklung schnelles und flexibles Handeln erforderlich gemacht. Neuartige Lösungen mussten kurzfristig, zügig, pragmatisch und zugleich rechtssicher umgesetzt werden.

Kollaborative Planungsansätze sind der Stadtentwicklung nicht fremd. Im Rahmen der Pilotprojekte konnte an erprobte Methoden angeknüpft werden, um neue Aspekte auszutesten.

Schnell, lokal erlebbar und mit Mut zum Experiment

Für die kollaborative Planung braucht es immer eine solide Grundlage aus miteinander vernetzten Akteuren, die sich verschiedene bereichsübergreifende Zuständigkeiten aufteilen, Kontakte aufbauen und pflegen, rechtliche Möglichkeiten prüfen und die unterschiedlichen Interessen von beteiligten Akteuren verbinden. Projektbezogene Allianzen können dabei ganz verschiedene Formen annehmen. Häufig gehören zivilgesellschaftliche Initiativen und Vereine dazu, die zusammen mit Ämtern und anderen Institutionen arbeiten. Es können aber auch Schüler sein, die etwa in Neuruppin gemeinsam mit der Stadtverwaltung ihre Vorstellungen von der Weiterentwicklung des Stadtparks realisiert haben.

Unabhängig von der Organisationsstruktur der Projektteams ist Kommunikation ein Schlüsselfaktor, um Wissen auszutauschen sowie Entscheidungen und Veränderungen nachvollziehbar zu machen. Viele der Pilotprojekte zeigen außerdem, dass schnelle Umsetzungen in einem begrenzten Zeitraum immer einen Experimentiercharakter haben: Lösungsansätze können vor Ort erprobt und die gewonnen Erkenntnisse für die weitere Planung genutzt werden. Prozessdesign, Umsetzung und Evaluation führen durch ihre Wiederholung zu besseren Ergebnissen. „Planning by Doing“ wird diese Herangehensweise in Ludwigsburg genannt, weil sich aus den Experimenten heraus Impulse entwickeln lassen, die die Stadtentwicklung Schritt für Schritt zu mehr Resilienz führen.

Quellen:

Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB): Post-Corona-Stadt: Ideen und Konzepte für eine resiliente Stadtentwicklung
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Projekte/Projektaufruf/Post-Corona-Stadt/post-corona-stadt_node.html

BMWSB: „Post-Corona-Innenstadt: aktiviert | kuratiert | transformiert?“ Sechs Thesen zur Innenstadtentwicklung (Thesenpapier)
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Downloads/DE/Post-Corona-Stadt_Thesenpapier-Innenstadt.pdf;jsessionid=A5FB9249C8C73064230CFFDE4239A243.live11313?__blob=publicationFile&v=9

BMWSB: Urbane Resilienzen stärken. Beiträge der „Post-Corona-Stadt“-Pilotprojekte für eine krisenfeste Stadtentwicklung
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Downloads/DE/Post-Corona-Stadt_Transferpapier-Urbane-Resilienz.pdf?__blob=publicationFile&v=2

BMWSB: Ludwigsburg: Pop-Up Innenstadt
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/ludwigsburg_pop-up_innenstadt.html

BMWSB: Berlin: Kuratiertes Erdgeschoss-Management in Zentren und Geschäftsstraßen
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/berlin_kuratiertes_erdgeschoss-management.html

BMWSB: Neue Nähen – SUPERBLOCKS Leipzig
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/leipzig_neue_naehe.html;jsessionid=940F586CF5A01F8D1301CB096DFB45CF.live21304?nn=2932694

BMWSB: Neuruppin: DEIN PARK
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/neuruppin_dein-park.html;jsessionid=940F586CF5A01F8D1301CB096DFB45CF.live21304?nn=2932694

BMWSB: Neckarinsel Stuttgart
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/stuttgart_neckarinsel.html;jsessionid=940F586CF5A01F8D1301CB096DFB45CF.live21304?nn=2932694

BMWSB: Parkmeilen – gemeinsam multicodierbare Freiräume entwickeln
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/muenchen_parkmeilen.html;jsessionid=940F586CF5A01F8D1301CB096DFB45CF.live21304?nn=2932694

BMWSB: Mannheim: OASE – Austausch, Bildung, Sozialunternehmung und Entwicklung
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Projekte/Pilotprojekt/Post-Corona-Stadt/mannheim_zwischennutzung_oase.html;jsessionid=940F586CF5A01F8D1301CB096DFB45CF.live21304?nn=2932694

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): Urbane Resilienz in der Praxis. Impulse für die Stadt im Wandel
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Publikationen/DE/Publikationen/Urbane-Resilienz-in-der-Praxis.pdf?__blob=publicationFile&v=6

Statistisches Bundesamt (Destatis): Homeoffice 2023 ähnlich weit verbreitet wie im Vorjahr, wird jedoch an weniger Tagen genutzt
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/06/PD24_N032_13.html

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