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Eine echte Chance für mehr urbane Lebensqualität?

Barcelona skyline aerial view with buildings in Spain.

Hohes Verkehrsaufkommen, dichte Bebauung, wenige Grünflächen: All das sind Probleme, mit denen viele Großstädte zu kämpfen haben. Bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen, die wieder mehr Lebensqualität in die urbanen Räume bringen, werden Barcelonas „Superilles“ häufig als Vorbild herangezogen. Aber wie gut lässt sich das Konzept der Superblocks auf andere Städte übertragen – und wie wirkungsvoll ist es tatsächlich?

Mehr Aufenthalts- und Lebensqualität im Superblock


Top down aerial view of Chicago Downtown urban grid with park. Late afternoon light

Stadtplanung: Wege aus der zunehmenden Verdichtung

Lösungsansätze für stark verdichtete Städte und die daraus resultierenden Probleme

Die Attraktivität von Städten – als Arbeitsmärkte, Wirtschaftsstandorte, kulturelle Zentren und nicht zuletzt als Lebensraum – hat nicht nur Vorteile. Denn um all die Menschen unterbringen zu können, die dort leben und arbeiten, braucht es Platz.

In Großstädten ist der jedoch häufig nicht in ausreichendem Maß vorhanden. Die Antwort auf diese Problematik ist daher oft eine Nachverdichtung im Bestand, bei der verschiedene Funktionen (Verkehrsflächen, Wohnbebauung, öffentliche Flächen etc.) in Konkurrenz zueinander stehen.

Mit den Folgen nachverdichteter Stadtquartiere müssen sich inzwischen die meisten Städte befassen: zu viele versiegelte Flächen, zu dichte Bebauung, zu hohes Verkehrsaufkommen. Lärm, Hitze und schlechte Luftqualität sind typische Begleiterscheinungen, welche die urbane Lebensqualität erheblich mindern.


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Stadtplanung ist immer auch Verkehrsplanung

Mehr und größere Grünflächen könnten einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Städte wieder lebenswerter zu machen: als Mittel, um die besonderen Bedingungen des Stadtklimas zu verbessern. Zudem wirken sie als attraktive öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität.

Angesichts des Platzmangels stehen Stadtplaner jedoch vor der komplexen Frage, wie solche Flächen innerhalb der Quartiere geschaffen werden können. Einen möglichen Lösungsansatz bietet das Konzept der Superblocks.

Es verbindet Stadtplanung und -gestaltung eng mit der Verkehrsplanung. Das Ziel ist es, den Straßenraum so zu gestalten und zu nutzen, dass er dabei hilft, die Lebensqualität im Alltag der Bewohner zu steigern:

  • durch weniger Verkehr
  • durch mehr Raum für verschiedene, nachhaltige Mobilitätsformen
  • durch mehr lebenswerte öffentliche Räume im direkten Umfeld der Menschen


Was ist ein Superblock?

Eigenschaften und Voraussetzungen des besonderen Stadtplanungskonzepts

Das städtebauliche Modell des Superblocks wurde etwa seit Mitte der 1990er Jahre von Salvador Rueda entwickelt. Der Spanier ließ darin Aspekte aus seinen verschiedenen Fachbereichen (Biologie, Psychologie, Umwelttechnik und Energiemanagement) einfließen, aus denen er 2012 mehrere Gestaltungsprinzipien ableitete.

Sie basieren auf dem Konzept der wiederkehrenden städtebaulichen Erscheinungsformen sowie funktionaler Gesetzmäßigkeiten, die für jede Stadt von Bedeutung sind: Die Konsequenzen urbanen Handelns für Ökonomie, Ökologie und das soziale Zusammenleben oder die Effizienz städtischer Versorgungskreisläufe gehören zu den Grundlagen, an denen sich Ruedas Modell orientiert.

In der Praxis liegt der Schwerpunkt häufig auf der Umgestaltung von Verkehrsflächen, obwohl Ruedas Ansatz grundsätzlich darüber hinausgeht. Doch selbst mit diesem Fokus bleibt das Superblock-Konzept eine weitreichende und komplexe Herangehensweise.


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Grundlagen des Superblock-Modells

Vereinfacht ausgedrückt, fasst ein Superblock mehrere Häuserblocks zu einer Einheit zusammen. Ausgewählt werden dabei solche Häuserblöcke, die in der Wahrnehmung der Bewohner ohnehin als Nachbarschaft gelten und die von größeren Straßen umgeben sind.

Ausdehnung des Superblocks

Das ursprüngliche Konzept von Salvador Rueda schlägt eine Kantenlänge des Superblocks von 400 m als Orientierungsgröße vor. Die Idee dahinter: Es sollen Anreize geschaffen werden, damit verschiedene Formen der Mobilität abhängig von der zurückzulegenden Distanz genutzt werden. Das Umfahren eines Superblocks mit dem Pkw soll deshalb zeitlich denselben Aufwand bedeuten wie das Umrunden eines einzelnen Häuserblocks zu Fuß.

Idealtypisch besteht ein Superblock aus 3 x 3 Häuserblocks. Je nach örtlichen Gegebenheiten können Stadtplaner davon aber durchaus abweichen. Das Prinzip lässt sich außerdem nach außen fortführen. So können mehrere Superblocks ihrerseits zu einem noch größeren Superblock zusammengefasst werden – theoretisch ist das Modell also auf die gesamte Stadt anwendbar.


67255 Infografik 2

Neuorganisation des Verkehrs

Innerhalb eines Superblocks wird der Verkehr neu organisiert. Das bedeutet:

  • Sperrung für Durchgangsverkehr: Die innere Zone bleibt für den Durchgangsverkehr gesperrt. Mit Kraftfahrzeugen ist sie nur für Anwohner, Rettungsfahrzeuge und Taxis erreichbar. Der Lieferverkehr unterliegt noch einmal gesonderten Regeln.
  • Vorrang für Fuß- und Radverkehr: Im Superblock haben Fußgänger und Radfahrer Vorrang. Für Pkw gelten Tempolimits zwischen 10 und 20 km/h. Es ist zudem möglich, verkehrsberuhigte Bereiche einzurichten.
  • Modalfilter für Verkehrslenkung: Mit einem System von Diagonalsperren (dabei handelt es sich um Poller, die einen Kreuzungsbereich diagonal trennen) und Einbahnstraßen wird gewährleistet, dass der öffentliche Verkehr nur noch auf den äußeren Kanten des Superblocks stattfindet. Die Querung mehrerer Straßen wird verhindert, was zu einer effizienteren Leitung der Verkehrsflüsse beitragen soll. Da in der Regel nur Linksabbiegen möglich ist, wird der Verkehr schnell wieder zurück auf die Hauptstraßen geleitet, die die Superblocks umgeben. Diese Maßnahmen werden als Modalfilter bezeichnet.

A child rides a scooter in a public space with street furniture located in Sant Antoni neighborhood in Barcelona, Spain

Umnutzung des Straßenraums

Durch das geringere Verkehrsaufkommen zwischen den einzelnen Häuserblocks entstehen neue Möglichkeiten, die verfügbaren Flächen für andere Funktionen zu nutzen. Aus dem vormaligen Straßenraum mit seinen Verkehrswegen und Parkplätzen werden öffentliche Räume für die Menschen.

Baumpflanzungen, Blumenbeete oder -kübel, Parkbänke und weitere Ausstattung für Freizeit und Erholung steigern die Aufenthaltsqualität im direkten Umfeld der Blocks. Diese Umgestaltungsmaßnahmen werten die Superblocks aber nicht nur in dieser Hinsicht auf:

  • Weniger Verkehr bedeutet zugleich weniger Konfliktpotenzial zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern (vor allem zwischen motorisiertem Individualverkehr, Fußgängern und Radfahrern) – und damit insgesamt mehr Sicherheit.
  • Neue Begrünungen helfen dabei, die klimatischen Verhältnisse in der Stadt zu verbessern. Sie filtern Schadstoffe und steigern damit die Luftqualität, sie bieten Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung und sie wirken als „Puffer“ gegen den Lärm.

Das Superblock-Konzept ist also ein umfassendes Modell, das ganzheitliche Veränderungen anstrebt. Verkehrsplanung, Klimaschutzmaßnahmen, Wiederbelebung öffentlicher Räume, wirtschaftliche Aspekte – der Superblock soll weitreichende Verbesserungen in den Stadtquartieren ermöglichen.

Passende Maßnahmen für Superblocks

Bei den möglichen Maßnahmen für die Umsetzung des Superblock-Modells in der Praxis gibt es verschiedene Schwerpunkte:

  • funktionale Aspekte, womit grundsätzliche Veränderungen wie die Veränderung der Straßennutzung gemeint sind;
  • taktische Aspekte, was bedeutet: mit kleinem Budget umsetzbar, temporär und mit der Option, die Maßnahme rückgängig machen zu können;
  • strukturelle Aspekte, worunter Eingriffe fallen, die breite Zustimmung finden, langfristig funktionieren und die größere Budgets für ihre Umsetzung benötigen.

Alle Maßnahmen zielen jedoch darauf ab, eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, nachhaltige Mobilität

Superilles: Barcelona als Superblock-Vorbild

Was andere Städte von den Umgestaltungen in Barcelona lernen können

Das städtebauliche Modell von Salvador Rueda wird meist in einem Atemzug mit Barcelona genannt, denn hier wurden die ersten Superblocks – oder „Superilles“, wie sie im Katalanischen heißen – umgesetzt. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • Barcelona zählt mit über 1,6 Millionen Einwohnern zu den am dichtesten besiedelten Städten Europas, nur in Paris ist die Bevölkerungsdichte noch höher.
  • Die katalanische Metropole verfügt über einen geringen Anteil an Grünflächen, pro Kopf betrachtet liegt er im Durchschnitt im einstelligen Quadratmeter-Bereich. Zum Vergleich: In deutschen Städten mit 500.000 Einwohnern und mehr liegt der durchschnittliche Grünflächen-Anteil laut Statistischem Bundesamt bei rund 25 m2 pro Einwohner.
  • Weite Teile von Barcelona sind nach einem typischen Schachbrettmuster gestaltet. Infrastrukturell waren die Voraussetzungen für die Umsetzung von Superblocks daher sehr gut.


Sagrada Familia Basilica aerial view as the famous landmark in Barcelona, Spain

Erste Versuche mit den Superblocks

Ein weiterer Grund dafür, dass sich Barcelona dazu entschied, das Konzept der Superblocks für die Stadtgestaltung zu nutzen, waren gesundheitliche Überlegungen. Noch in den 1990er Jahren war die Stadt weit davon entfernt, die EU-Vorgaben für Luftschadstoff-Grenzwerte zu erreichen. Mit Ruedas Modell bot sich die Möglichkeit, dieses und andere Probleme einer verdichteten urbanen Umgebung zu lösen.

Ab 2016 entstand in Poblenou im Südosten der Stadt der erste Superblock mit den typischen Eigenschaften:

  • Die Superilla besteht aus 3 x 3 Häuserblocks.
  • Im Inneren gilt eine Verkehrsberuhigung, die Fußgängern und Radfahrern Vorrang gewährt.
  • In einer zweiten Phase wurden neue Räume für Aufenthalt, Spiel und Sport gestaltet.


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Widerstände wegen fehlender Partizipation

Trotz der Vorteile, die das Konzept bietet, stieß die Umsetzung zunächst auf Widerstand. Vor allem die verkehrsplanerischen Eingriffe wurden von den Anwohnern bemängelt. Zu den Kritikpunkten zählten unter anderem:

  • wegfallende Parkplätze,
  • umgeleitete Buslinien,
  • veränderte Straßenverläufe sowie
  • eine bloße Verlagerung der Verkehrsproblematik, so dass nun an anderen Stellen Staus entstünden.

In erster Linie konnte diese Abwehrhaltung darauf zurückgeführt werden, dass die betroffenen Bewohner nicht in die Planung des Superblocks einbezogen wurden. Die Veränderungen wurden von Seiten der Stadt vorgenommen, ohne die Menschen ausreichend über Hintergründe und Ziele aufzuklären.


Weitere Superblocks für Barcelona

Nach der anfänglichen Skepsis wird der Superblock von Poblenou mittlerweile gut angenommen, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die gewünschten Effekte (etwa bessere Luft- und Aufenthaltsqualität) spürbar sind. Um bei weiteren Superblock-Projekten einen solch schweren Start zu vermeiden, setzte die Stadt auf partizipative Ansätze.

Die Superblocks von Sant Antoni im Distrikt L’Eixample im Zentrum der Stadt sowie Horta im Nordosten von Barcelona entstanden daher von Beginn an unter Einbezug der Bewohner. Beide Superilles entstanden ab 2018, das Superblock-Konzept musste dabei an jeweils eigene Voraussetzungen angepasst werden.

In Sant Antoni erlaubt die dreieckig zulaufende Struktur der Umgebung beispielsweise keine Umsetzung in einem 3 x 3 Häuserblocks großen Raster. Der Superblock ist daher kein Quadrat, sondern ein Rechteck das insgesamt zwölf Häuserblocks umfasst.

Horta wiederum ist ein reines, weitläufiges Wohnviertel mit einem schwachen Zentrum. Soziale Aktivitäten finden eher an den Rändern des Quartiers statt. Hier ist es beispielsweise ein Ziel, die Mitte des Superblocks attraktiver zu gestalten. Dazu gehört unter anderem, bessere Verbindungen zwischen den verschiedenen Zonen in Horta zu schaffen.

Positive Zwischenbilanz: Superblocks wirken

Die Superblocks von Barcelona bestehen inzwischen seit einigen Jahren, in denen ihre Entwicklung auch wissenschaftlich begleitet wurde. Mit Hilfe der Untersuchungen sollte geklärt werden, ob die gewünschten Effekte der Umgestaltung tatsächlich eintreffen. Die Agència de Salut Pública de Barcelona hat im Auftrag des Ajuntament de Barcelona (d. h. der Stadtrat) im Jahr 2021 einen Bericht über die Umwelt- und Gesundheitswirkungen der Superblocks veröffentlicht. Im Fokus von „Salut als Carrers (Health in the streets)“ lagen drei Aspekte:

  • Luftverschmutzung und Lärm
  • Nutzung der öffentlichen Räume
  • Wohlergehen und soziale Interaktion


Luftverschmutzung & Lärm Eigenschaften & Nutzung öffentlicher Räume Wohlergehen & soziale Interaktion
  • Messungen der Luftqualität konnten in allen umgestalteten Arealen Verbesserungen bescheinigen, in denen eine Verkehrsberuhigung umgesetzt und die Verkehrsdichte reduziert wurden.
  • Vor allem in Bereichen mit ansonsten hohem Verkehrsaufkommen ist der Effekt am größten.
  • Die neuen öffentlichen Räume werden zwar gut genutzt, allerdings bleibt der Anteil körperlicher Aktivität weiterhin niedrig.
  • Die Bewohner wünschen eine Ausweitung und Intensivierung der Verkehrsberuhigung, da Fahrzeuge – trotz der geltenden Tempolimits – ein Sicherheitsrisiko auf den Straßen, eine Quelle für Lärm und Luftverschmutzung darstellen und gleichzeitig öffentliche Räume einnehmen.
  • Die Untersuchungen ergaben einen positiven Effekt auf das Wohlergehen, die Ausgeglichenheit, die Schlafqualität, die Reduzierung von Lärm und Luftverschmutzung.
  • Durch die Umgestaltung wurde zudem die soziale Interaktion innerhalb des Superblocks erhöht.
  • Die Maßnahmen zeigen zwar ein großes Potenzial für die Verbesserung der Gesundheit, doch dazu müssen sie möglichst weitreichend und umfassend umgesetzt werden.
Beobachtungen aus den einzelnen Superblocks
Poblenou Horta Sant Antoni
  • Der Superblock Poblenou hat an Attraktivität für Familien mit Kindern und arbeitende Menschen gewonnen.
  • Obwohl es durch die Reduzierung des Verkehrsaufkommens gelungen ist, Lärm und Luftverschmutzung zu verringern, hält die Skepsis gegenüber der Verkehrsplanung an. Noch immer besteht die Befürchtung, die Verkehrsprobleme lediglich auf die umgebenden Straßen verlagert zu haben.
  • Die Umgestaltung in Horta hat zu unterschiedlichen Entwicklungen geführt: In manchen Bereichen (Fulton-Horta-Straße) führt das weiterhin hohe Verkehrsaufkommen zu einem Gefühl der Unsicherheit. In anderen (Chapí-Feliu Codina-Straße) steht Fußgängern der gesamte Straßenraum zur Verfügung.
  • Signifikante Verbesserungen der Luftqualität konnten in Horta nicht festgestellt werden.
  • Der Superblock von Sant Antoni wird als ruhiger und sicherer Ort geschätzt, der zu sozialen Kontakten einlädt.
  • Die Anwohner berichten von mehr Ausgeglichenheit und besserem Schlaf.
  • Vor allem die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid konnte in den verkehrsberuhigten Bereichen deutlich reduziert werden.


beautiful alley from the bird view in a german city with stunning overview

Superblock-Modell auch als Lösung für deutsche Städte?

Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Übertragung des Konzepts

Die Superblocks von Barcelona gelten als Best-Practice-Beispiel für eine nachhaltige Stadtentwicklung und urbane Verkehrswende. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu den gleichen Schlüssen wie der Report „Salut als Carrers“ und zeichnen die positiven Effekte des Modells nach – sowohl quantitativ als auch qualitativ.

In der katalanischen Metropole gibt es deshalb ambitionierte Pläne, um das Konzept über die gesamte Stadt auszudehnen. Allein für den quadratisch angelegten Stadtteil L’Eixample sind 21 neue grüne Achsen und ebenso viele neue öffentliche Plätze vorgesehen. Der streng geometrische Grundriss erleichtert die Planung und Umsetzung erheblich, die Superblocks in Horta und Sant Antoni machen aber genauso deutlich, dass Anpassungen an lokale Gegebenheiten möglich sind.


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Wo ist ein Superblock möglich?

Da viele Städte denselben Herausforderungen wie Barcelona gegenüberstehen, etwa der Veränderung des städtischen Mikroklimas, gibt es auf der ganzen Welt Versuche, das Superblock-Konzept zu übertragen. Vor allem die Umgestaltung des Straßenraums, der in europäischen Städten einen Anteil von 15 bis 25 Prozent an der Gesamtfläche hat, bietet großes Potenzial für Anpassungen an den Klimawandel.

Unterschiede der Topografie, der Bevölkerungsdichte und anderer Faktoren erfordern aber ebenso Anpassungen bei der Übertragung des städtebaulichen Modells des Superblocks auf eine andere Stadt. Neue Studien und Herangehensweisen helfen jedoch dabei, potenzielle Areale mit ähnlichen Voraussetzungen wie in Barcelona zu identifizieren.

Damit lassen sich zumindest Teile der Quartiere und der dazugehörigen Straßen nach dem katalanischen Vorbild umgestalten. Wo die Fläche nicht ausreicht, sind alternativ sogenannte Mini-Blocks möglich, die lediglich aus drei bis vier Häuserblocks bestehen. Dadurch erhält das Konzept mehr Flexibilität und ist einfacher zu adaptieren.


Berlin: Vom Superblock zum Kiezblock

Tatsächlich versucht sich inzwischen eine Reihe deutscher Städte daran, das Superblock-Modell für die Stadtplanung und -entwicklung zu nutzen. Unterstützung, vor allem für interessierte Anwohner, bietet der Verein Changing Cities mit seiner „Kiezblock“-Kampagne.

In der Bundeshauptstadt Berlin hat die #Kiezblocks-Initiative bereits einige Projekte anstoßen können. Nachbarschaftsinitiativen haben dafür gesorgt, dass bis 2026 bis zu 50 Kiezblocks nach dem katalanischen Vorbild entstehen. Viele Projekte sind bereits beschlossen und warten auf ihre Umsetzung.

Aktuell umfasst das Berliner Netzwerk mehr als 60 Initiativen, die die Umgestaltung in den Quartieren vorantreiben wollen. Die Berliner #Kiezblocks-Initiative strebt insgesamt 180 neugestaltete Blöcke an.


Vom „Heinerblock“ bis zum „Superbüttel“

Ähnlich wie in Berlin verfolgen auch andere deutsche Städte und lokale Initiativen ihre eigenen Superblock-Projekte:

Heinerblocks, Darmstadt
In Darmstadt setzt sich die Initiative „Heinerblocks“ für eine Umgestaltung des „Lichtenbergblocks“ ein, der Teile der gründerzeitlich geprägten Martins- und Johannesviertel umfasst. Von der verkehrsberuhigten, autoarmen Umgebung sollen vor allem die ansässigen Familien mit ihren Kindern, aber auch Einzelhandel und Gastronomie profitieren.

Im ersten Halbjahr 2023 soll ein erstes Konzept in der Praxis erprobt werden.

Superbüttel, Hamburg
Für den Hamburger Stadtteil Eimsbüttel haben Cities for Future und Kurs Fahrradstadt gemeinsam ein Superblock-Konzept entwickelt, das eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse zwischen Langenfelder Damm und Kieler Straße zum Ziel hat. Das als „Superbüttel“ bezeichnete Gebiet ist Heimat für rund 4.700 Einwohner, die in Zukunft deutlich mehr Grün-, Erholungs- und Spielflächen nutzen sollen. Denn der Grünflächen-Anteil ist mit etwas mehr als 1 m2 pro Einwohner verschwindend gering, demgegenüber nehmen Verkehrsflächen ein Drittel des gesamten Areals ein.

Erste Maßnahmen, die zu einer Verkehrsberuhigung beitragen sollen, wurden bereits im Herbst 2021 umgesetzt.

Superblocks in weiteren Städten
Planungen und Initiativen für entsprechende Projekte gibt es mittlerweile in vielen Städten. Ab dem Frühjahr 2023 soll auf der Augustenstraße in Stuttgart der Verkehrsversuch „Superblock West“ starten, der insgesamt zehn Häuserblocks (auf einem 2 x 5 Blocks großen Raster) umfasst. In Leipzig ist geplant, das Quartier an der Eisenbahnstraße im Rahmen des Projekts „Neue Nähen – SUPERBLOCKS Leipzig“ umzugestalten.

Ähnliche Pläne bestehen unter anderem auch für das Winzerveedel in Köln, rund um den Gärtnerplatz in der Münchener Isarvorstadt oder für das Offenbacher Nordend. Ob sich die positiven Erfahrungen von Barcelona in diesen und weiteren Städten wiederholen lassen, bleibt indes noch abzuwarten. Das katalanische Vorbild gibt zumindest ausreichend Grund für Optimismus.

Quellen:

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC): Weniger Verkehr, mehr Grün, mehr Lebensqualität. Die Superblocks in Barcelona (InnoRad-Factsheet 4/6)
https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Politik_und_Verwaltung/Download/adfc_innorad_superblocks_web.pdf

Agora Köln: Superblocks – Was wir von Barcelona lernen können
https://www.agorakoeln.de/2022/03/superblocks-was-wir-von-barcelona-lernen-koennen/

Agència de Salut Pública de Barcelona/Ajuntament de Barcelona: Results Report – Salut als Carrers (Health in the streets)
https://www.aspb.cat/wp-content/uploads/2021/10/English-ASPB_salut-carrers-resultsreport-Superblocks.pdf

Eggiman, Sven: The potential of implementing superblocks for multifunctional street use in cities
https://www.nature.com/articles/s41893-022-00855-2

Deutsches Institut für Urbanistik (Difu): Was ist eigentlich ein… Superblock?
https://difu.de/nachrichten/was-ist-eigentlich-ein-superblock

Difu: Kiezblocks für Berlin: Mehr als nur Poller!
https://difu.de/nachrichten/kiezblocks-fuer-berlin-mehr-als-nur-poller

Spektrum.de: Verkehrsplanung. Superblocks für lebenswertere Städte
https://www.spektrum.de/news/verkehrsplanung-superblocks-fuer-lebenswertere-staedte/2044237

weiterführende Informationen:

Berlin/#Kiezblocks: https://www.kiezblocks.de/kiezblocks/

Darmstadt/Heinerblocks: https://heinerblocks.de/

Köln/Winzerveedel: https://www.superblock-winzerveedel.de/

Offenbach/OFBlock: https://www.hfg-offenbach.de/system/downloads/files/631ee682686667190a040000/original/urban_design_ofblock_booklet_juli2022_low-res.pdf?1662969473

Hamburg/Superbüttel: https://kursfahrradstadt.de/lebenswerte-stadt-hamburg-superbuettel-superbuettel/

Stuttgart/Superblock West: https://www.superblock-west.de/

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