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Im Alltag hat das Fahrrad längst einen festen Platz gewonnen, für Arbeits- und Schulweg oder den Einkauf. Daneben wächst der Radtourismus und eröffnet die Frage: Welche unterschiedlichen Anforderungen stellen Alltags- und touristischer Radverkehr jeweils an die Infrastruktur?
Das Fahrrad als umweltschonendes Verkehrsmittel gewinnt im Alltag zunehmend an Bedeutung – nicht zuletzt, weil es gerade im Stadtverkehr häufig auch noch die schnellere Alternative ist. Dazu haben E-Bikes dem Fahrradtourismus einen neuen Schub gegeben. Längere Strecken lassen sich damit vergleichsweise bequem erfahren, ganz ohne Auto.
Die Ansprüche von Alltagsradlern und Radtouristen liegen dabei in manchen Bereichen weit auseinander. Trotzdem gibt es eine Vielzahl von Überschneidungen, wenn es um die Anforderungen an eine geeignete Radverkehrsinfrastruktur geht.
Insofern lassen sich die beiden Radnutzungen in der Praxis – und der Planung – nur bedingt voneinander trennen. Vielmehr gilt es die bestehenden Schnittmengen zu nutzen, um eine umfassende Radverkehrsförderung zu erreichen.
Der Stellenwert des Fahrrads in Deutschland lässt sich auch an den Zahlen festmachen. Zum Beispiel an denen, die der „Fahrrad-Monitor Deutschland 2019“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erfasst hat:
Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen zeigt sich bei der regelmäßigen Nutzung ein positiver Trend. Der bewegt sich zwar in überschaubaren Bereichen (plus drei Prozent gegenüber 2017), aber er hält kontinuierlich an. Da außerdem 41 Prozent der Befragten ihr Fahrrad zukünftig häufiger nutzen möchten, wird er vermutlich anhalten.
Allerdings zeigt die Radreiseanalyse 2021 des ADFC, dass hierin ein Wachstumsmarkt liegt. Denn 51 Prozent der Radreisenden verbringen ihren Haupturlaub auf dem Fahrrad, jeder Vierte entscheidet sich für diese Variante, wenn anderweitige Reisen storniert werden. Das deutsche Radwanderwegenetz trägt weiterhin dazu bei, dass diese Art des Urlaubs immer beliebter wird.
Eine weitere Erkenntnis der ADFC-Radreiseanalyse: Ein überwiegender Teil der deutschen Radreisenden bleibt in Deutschland – 88 Prozent freuen sich unter anderem über kurze Anreisen, problemlose Rückreisen und das hohe Sicherheitsgefühl. Für 41 Prozent der befragten Radler ist darüber hinaus die gute Infrastruktur ein ausschlaggebender Faktor.
Das wiederum kann vieles bedeuten, immerhin ist „Fahrradtourismus“ bei genauerer Betrachtung ein vielschichtiger Begriff. Er umfasst mehrtägige Urlaubsreisen inklusive Übernachtungen genauso wie Tagesausflüge. Für die touristische Radnutzung muss das Radfahren übrigens gar nicht zwingend das Hauptmotiv sein. Viele Reisende nutzen das Fahrrad in der Freizeit oder im Urlaub trotzdem gerne, um es mit anderen Aktivitäten zu verbinden.
Eine Frage stellt sich im Zusammenhang mit Radreisen – ganz unabhängig von der jeweiligen Art der touristischen Radnutzung: Welche Voraussetzungen muss die Infrastruktur für einen attraktiven Radtourismus erfüllen?
1 Erlebnis- und abwechslungsreichIn vielen Aspekten unterscheidet sich der Radtourismus nicht von anderen Möglichkeiten, den Urlaub zu gestalten. Erlebnisse und Abwechslung zum Alltag wünschen sich auch Radreisende – aber bereits entlang der Strecke und nicht erst an den Zielorten. |
2 Zugeständnisse an die WegqualitätBei Radreisen gilt in der Regel der bekannte Spruch: Der Weg ist das Ziel. Schnellstmögliches Vorankommen ist vielfach gar nicht der Maßstab, es geht stattdessen darum, die Urlaubsregion regelrecht zu erkunden. |
3 Mehr WegweisungRadreisende sind genau wie andere Touristen meistens ortsunkundig. Nur sind radelnde Urlauber davon doppelt betroffen: |
Der überwiegende Teil des Radverkehrs findet aber nach wie vor nicht im Zusammenhang mit Urlaubsplänen statt. Im Gegenteil geht es zumeist darum, Strecken für den alltäglichen Bedarf mit dem Fahrrad zurücklegen zu können. Vor allem Einkäufe und Arbeitswege fallen deshalb in die Rubrik „Alltagsradverkehr“.
Dabei spielt touristische Attraktivität eine eher untergeordnete Rolle. Wichtiger ist stattdessen, notwendige Wege möglichst schnell und sicher befahren zu können, im Idealfall wetterunabhängig. Für viele ist das sogar ein ganzjährig gültiges Anliegen.
Entsprechend anders sollte die Radverkehrsinfrastruktur für den Alltag gestaltet sein. Hierzu gehört allerdings nicht allein der Ausbau der Wege. Diese sind zwar von besonderer Bedeutung – gerade in Situationen mit Mischverkehr und damit erhöhtem Unfallrisiko –, die Bedürfnisse der Alltagsradler enden aber nicht auf den Radwegen, sondern am Zielort.
Der Radverkehrsexperte Michael Meschik vom Institut für Verkehrswesen an der Universität für Bodenkultur Wien hat diese Bedürfnisse unter anderem im Rahmen einer Ringvorlesung zu den Planungsgrundlagen des Radverkehrs zusammengetragen:
Sinnvoll ist ein möglichst dichtes Netz an Radfahranlagen, das für ein geringes Maß an Berührungen – im wahrsten Sinne – mit anderen Verkehrsteilnehmern sorgt. Das betrifft sowohl den fließenden als auch den ruhenden Verkehr. Die Führung ist dabei einfach und trägt besonders an Verkehrsknotenpunkten zur notwendigen Sicherheit bei. Direkte Verbindungen werden bevorzugt, im Gegensatz zu vermeidbaren Umwegen.
Für die Radwege selbst wünschen sich Alltagsradler einen Ausbau, damit die Strecken auch für hohe Geschwindigkeiten (zwischen 20 und 30 km/h) geeignet sind. Diese lassen sich schließlich mit Pedelecs problemlos erreichen. Eine Voraussetzung hierfür sind Überholmöglichkeiten, da Radfahrer mit sehr unterschiedlichem Tempo unterwegs sind. Im Einzugsbereich von Schulen und Kindergärten ist darüber hinaus eine kindergerechte Gestaltung der Fahrradanlagen erwünscht.
Die Radverkehrsinfrastruktur für den Alltag steht vor allem im Zeichen von schnellem Vorankommen und Sicherheit. Ein gewisser Komfort spielt dabei aber ebenfalls eine Rolle. Beispielsweise in Städten, deren Wegenetz aufgrund ihrer topografischen Lage deutliche Steigungen aufweist. Was für den motorisierten Verkehr kaum ein Hindernis darstellt, ist für Radfahrer genau das. Immerhin fährt ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen noch ohne elektrische Unterstützung.
Was die Alltagsradler wiederum gar nicht von motorisierten Verkehrsteilnehmern unterscheidet, ist der Wunsch nach einem geringen Zeitaufwand – die Wartebereitschaft ist nämlich ebenfalls gering, was einerseits verständlich, andererseits im Straßenverkehr aber problematisch ist.
Der Alltagsradverkehr ist üblicherweise in das „normale“ Verkehrswegenetz eingebunden. Das unterscheidet ihn beispielsweise vom Radtourismus, der viel mehr abseits der Straßen verläuft und dadurch weniger Interaktionen mit anderen Verkehrsteilnehmern hat.
Dementsprechend anders sind Alltagsradler aber auch belastenden Umwelteinflüssen ausgesetzt, die sie durch das Radfahren selbst verhindern: Vor allem Lärm und Abgase gehören hierzu. Diese Belastung ließe sich nur dadurch verringern, dass Rad- und motorisierter Verkehr stärker voneinander getrennt würden.
Ohne Frage bestehen zwischen dem alltäglichen und dem touristischen Radverkehr viele Unterschiede. Die fangen schon bei der Betrachtungsweise des Fahrrads selbst an: Für die einen stellt es ein reines Verkehrsmittel dar, für die anderen eine neue Art, den Urlaub zu erleben. Unterschiedliche Nutzung bedeutet auch heute noch vielfach eine unterschiedliche Gestaltung der jeweiligen Infrastrukturen: einerseits engmaschige, lückenlose Wegenetze für Alltagsradler, andererseits abwechslungsreiche Wege abseits der Straßen für Radreisende.
Dabei bestehen in vielen Bereichen Schnittmengen, die der Gestaltung der Radverkehrsinfrastruktur insgesamt nur förderlich sein können. So weist Rainer Mühlnickel vom Büro für Stadt- und Regionalentwicklung Braunschweig beispielsweise darauf hin, dass gerade im ländlichen Raum der Alltags- und der Radtourismusverkehr die gleichen Wegeverbindungen nutzen. Berufspendler etwa profitieren dann davon, dass das außerörtliche Radwegenetz für Fahrradreisen immer weiter verdichtet wird. Umgekehrt kommt es Radtouristen zugute, wenn Städte und Kommunen innerorts ein klares Konzept für den Radverkehr verfolgen. Radwege und Fahrradstraßen sind in dieser Hinsicht nur ein Aspekt, der für beide Fahrradnutzungen interessant ist.
Qualitätsstandards |
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Abstellanlagen und Service-Angebote |
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Einbindung in andere Mobilitätsangebote |
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In vielen Belangen unterscheiden sich die Bedürfnisse von Radtouristen und Alltagsradfahrern nicht voneinander. Umso sinnvoller ist es deshalb, beide Nutzungen in Radverkehrskonzepten nicht getrennt voneinander zu betrachten. Vielfach werden dieselben Wegenetze genutzt und dieselben Dienstleistungen in Anspruch genommen. In diesen Überschneidungen liegt viel Potenzial für Synergieeffekte, die insgesamt zu einer noch besseren Qualität der Radverkehrsinfrastruktur führen kann – und zwar für alle Fahrradnutzer.
Quellen:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.: ADCF-Radreiseanalyse 2021.
https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/ADFC-_Radreiseanalyse_2021_-_Handout.pdf
ADFC: Klassifizierung von ADFC-Qualitätsrouten.
https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Touristik_und_Hotellerie/Downloads/Klassifizierungskriterien_fuer_ADFC-Qualitaetsradrouten.pdf
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI): Fahrrad-Monitor Deutschland 2019.
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/K/fahrradmonitor-2019-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile
Deutscher Tourismusverband e.V. (DTV): Grundlagenuntersuchung Fahrradtourismus in Deutschland, Langfassung.
http://www.deutschertourismusverband.de/fileadmin/Mediendatenbank/PDFs/Grundlagenuntersuchung_Fahrradtourismus_Langfassung.pdf
Kurzfassung unter: http://www.deutschertourismusverband.de/fileadmin/Mediendatenbank/PDFs/Grundlagenuntersuchung_Fahrradtourismus_Kurzfassung.pdf
Rainer Mühlnickel: Radtourismus und Radverkehrsplanung – Daten und Fakten (zum Download).
http://www.boeregio.de/app/download/5813279510/Planerin+6-2018_muehlnickel.pdf
Michael Meschik: Planungsgrundlagen des Radverkehrs (Ringvorlesung Radfahren in der Stadt, TU Wien).
https://www.fvv.tuwien.ac.at/fileadmin/mediapool-verkehrsplanung/Bilder/Lehre/Ring-VO_Radfahren/2013-06-03_meschik.pdf
Kathrin Konrad, Gernot Steinberg, Christian Holz-Rau: Leitfaden zur Radverkehrsförderung in Städten mit Höhenunterschieden.
https://www.aktivmobil-bw.de/fileadmin/user_upload_fahrradlandbw/Downloads/Leitfaden_fuer_Radverkehr_in_Kommunen_mit_Hoehenunterschied.pdf
Tobias Klein: Fahrradtourismus als Wegbereiter für den Alltagsverkehr – Synergien erfolgreich nutzen.
https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/forschung/schwerpunktthemen/fahrradtourismus-als-wegbereiter-fuer-den
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