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Selbstbestimmt alt werden bedeutet, auch im fortschreitenden Alter weiterhin mobil zu sein. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels spielt das Thema Gesundheitsprävention im öffentlichen Raum deshalb eine immer größere Rolle. Dessen Gestaltung kann gezielt dazu beitragen, Bewegungsangebote für Senioren zu schaffen – und ihnen so eine aktive Teilhabe am Leben zu ermöglichen.
Die Folgen des demografischen Wandels in Deutschland lassen sich anhand der Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) nachvollziehen: Die Hälfte der Bevölkerung ist heute schon älter als 45 Jahre, jede fünfte Person ist älter als 66 Jahre. Zwischen 1990 und 2019 ist die Zahl der Menschen ab 70 Jahren um fünf Millionen angestiegen, auf insgesamt 13 Millionen – Tendenz weiter steigend.
Für die Quartiers- und Stadtentwicklung ist deshalb ein Umdenken notwendig, um den Bedürfnissen der größer werdenden Gruppe der Senioren gerecht zu werden. Im Fokus stehen dabei nicht zuletzt der öffentliche Raum und seine Gestaltung.
Damit soll älteren Menschen die Möglichkeit gegeben werden, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Um individuelle und flexible Alltagsmobilität zu gewährleisten, geht es um mehr als barrierefreie Zugänglichkeit.
Stadt- und Quartiersentwicklung für Senioren ist aus verschiedenen Gründen keine leichte Aufgabe. Denn „den“ alten Menschen gibt es nicht. Die Ansprüche und Bedürfnisse der sogenannten „Best Ager“ unterscheiden sich von „Hochbetagten“, und innerhalb dieser Gruppen kann wiederum keine Homogenität vorausgesetzt werden.
Unabhängig von der individuellen gesundheitlichen, finanziellen und sozialen Situation, von persönlichen Interessen und Gewohnheiten, bleibt dennoch eine wichtige Gemeinsamkeit: der Wunsch nach Selbstbestimmung und Selbständigkeit bis ins hohe Alter.
Ein zentraler Faktor bei der altersgerechten Stadtentwicklung ist die Mobilität. Ohne sie sind soziale Teilhabe, Versorgung und die vielen Dinge, die zum Alltag dazugehören, nur schwer möglich.
Dabei sorgen altersbedingte Einschränkungen wie nachlassende Ausdauer, Motorik und Sinneswahrnehmungen ohnehin schon dafür, dass Mobilität mit zunehmendem Alter zu einer Herausforderung wird. Ein Ansatzpunkt ist deshalb der Abbau von Barrieren: im Verkehrsraum, auf öffentlichen Plätzen, in öffentlichen Gebäuden.
Mit Maßnahmen für Barrierefreiheit werden unterschiedliche Ziele verfolgt:
Der demografische Wandel erfordert in vielerlei Hinsicht ein Umdenken. Am deutlichsten wird das beim grundsätzlichen Umgang mit „dem Alter“. In der allgemeinen Wahrnehmung sind daran Assoziationen wie Gebrechlichkeit, Krankheit und Pflegebedürftigkeit geknüpft.
Dabei steigt neben der Lebenserwartung auch die Zahl an Jahren, die Senioren heutzutage weitgehend frei von Krankheiten oder körperlichen Einschränkungen verbringen. Pflegebedarf besteht häufig erst ab einem hohen Alter. Hilfsangebote sind jedoch schon vorher sinnvoll und bei psychischen Erkrankungen (wie Demenz) unerlässlich.
Hinzu kommt, dass körperliche Folgeerscheinungen des Alters und psychische Belastungen sich gegenseitig bedingen können: Altersbedingte Mobilitätseinschränkungen gehen beispielsweise häufig mit dem Verlust sozialer Kontakte einher. Die Isolation befördert wiederum Depressionen und verstärkt damit den Bewegungsmangel.
Barrierefreiheit ist mit ihren Möglichkeiten der Mobilität und Teilhabe für ältere Menschen daher nur ein erster Schritt hin zu Umgebungen, die ein aktives Altern fördern. Dr. Horst-Dietrich Elvers, Leiter der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit am Berliner Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg spricht in Anlehnung an den weit gefassten Gesundheitsbegriff der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von „gesundheitsrelevanten Rahmenbedingungen“.
Das heißt, der öffentliche Raum sollte so gestaltet sein, „dass er Bewegung nicht nur ermöglicht, sondern nahelegt“ (Elvers). Es geht also nicht allein darum, Gesundheitsrisiken in diesen Räumen zu erkennen und zu verringern. Vielmehr richtet sich die Gestaltung stärker nach der Frage, wie sie gleichzeitig die Gesundheit der Menschen fördern kann.
Bewegung ist bei der Gesundheitsprävention ein zentraler Baustein. Für ältere Menschen wird ausreichende körperliche Aktivität sogar noch wichtiger:
Aufenthalte im Grünen fördern diese Effekte zusätzlich, vor allem bei psychischen Belastungen. Es bleibt jedoch die Frage, wie gesundheitsfördernde Strukturen und Angebote für Senioren in der Praxis aussehen können.
Tatsächlich ist die Antwort auf die Frage nach dem „Wie“ nicht zu leicht zu finden. Das hat damit zu tun, dass die Gruppe der Senioren einerseits sehr groß und andererseits sehr heterogen ist, wenn es um Bedürfnisse und Ansprüche geht. Gesundheitsfördernde Angebote brauchen deshalb unter anderem eine gewisse Vielfalt.
Dass diese allein jedoch nicht ausreicht, damit die Zielgruppe Bewegungsangebote wirklich annimmt, zeigt das Beispiel der sogenannten „Seniorenspielplätze“. Analog zu Kinderspielplätzen sollen verschiedene Geräte zu mehr Bewegung animieren. Die grundsätzlich gute Intention ist jedoch mit einigen Schwierigkeiten verbunden:
Genauso schwierig, wenn auch aus anderen Gründen, sind leistungsorientierte Bewegungsangebote. Diese bestehen oft aus Trainingsgeräten für den Outdoor-Bereich, die ansonsten in Fitness-Studios zum Einsatz kommen. Die notwendige Erfahrung im Umgang mit diesen Geräten kann jedoch bei Senioren nicht vorausgesetzt werden.
Unter diesen Bedingungen stellen sie sogar ein Risiko für die Gesundheit dar, etwa in Folge einer falschen Nutzung oder weil die Absicherungen nicht auf die motorischen Fähigkeiten älterer Menschen zugeschnitten sind. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Faktor Öffentlichkeit. Potenzielle Zuschauer oder (jüngere) sportliche Konkurrenten tragen nicht zur Motivation bei, sondern führen eher zu Ablehnung.
Das Praxishandbuch zur „Gesundheitsförderung für ältere Menschen in sozial benachteiligten Lebenslagen im Setting Stadtbezirk“, herausgegeben von der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. am Institut für Gerontologie an der TU Dortmund, gibt einige grundlegende Handlungsempfehlungen für die Umsetzung.
Den größten Effekt haben Maßnahmen für die öffentliche Gesundheitsprävention,
Gesundheitsförderung muss für ältere Menschen also nachvollziehbar sein. Das betrifft die Nutzung der Angebote genauso wie deren positive Wirkung. Die Gestaltung sollte daher einfache Antworten auf die Frage „Was bringt mir das?“ liefern können.
Bewegungsfördernde Elemente müssen dazu gar nicht übermäßig komplex sein. Ein niedrigschwelliger Zugang ist in der Regel die bessere Lösung. Die allgemeine Gestaltung des öffentlichen Raums ist hierfür bereits eine gute Voraussetzung.
Um Bewegung und Gesundheit von älteren Menschen zu fördern, sollte etwa Barrierefreiheit in den größeren Kontext einer gesundheitlich orientierten Stadt- und Quartiersentwicklung eingebettet werden: mit gut erreichbaren und vernetzten Grünflächen, mit ausreichend Raum für Fußgänger und Radfahrer, mit vielfältigen Möglichkeiten für Bewegung und Begegnung – und zwar nicht nur für die „Alten“.
Quellen:
Stadt + Grün: Bewegung fördern ohne zu überfordern. Abgestimmte Angebote für das Alter im öffentlichen Raum
https://stadtundgruen.de/artikel/bewegung-foerdern-ohne-zu-ueberfordern-6944.html
Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. (FFG)/Institut für Gerontologie an der TU Dortmund: Praxishandbuch – Gesundheitsförderung für ältere Menschen in sozial benachteiligten Lebenslagen im Setting Stadtbezirk. Ein Leitfaden mit praktischen Handlungsempfehlungen
http://www.ffg.tu-dortmund.de/cms/Medienpool/Projektdateien/110708_Praxishandbuch_Aelter_werden_in_Eving_v01.pdf
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek): Praxisleitfaden. Gesund älter werden im ländlichen Raum. Gesundheitsfördernde Strukturen im Quartier entwickeln
https://www.gesunde-lebenswelten.com/fileadmin/user_upload/Gesund_vor_Ort/Projekte/Quartiersprojekt_fuer_AEltere/Praxisleitfaden_gesund_aelter_werden.pdf
Nachrichten der ARL: Mehr Gesundheitsförderung in der Stadtplanung. Interview mit Horst Elvers
https://shop.arl-net.de/media/direct/pdf/nachrichten/2017-3/NR_3_2017_Elvers_S13-16_online.pdf
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg: Handbuch zur Kommunalen Gesundheitsförderung. Städte und Gemeinden gesundheitsförderlich, lebenswert und generationenfreundlich gestalten
https://www.michelfeld.de/fileadmin/Dateien/Dateien/Familie/Handbuch_zur_Kommunalen_Gesundheitsfo__rderung.pdf
Statistisches Bundesamt (Destatis): Mitten im demografischen Wandel
https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/demografie-mitten-im-wandel.html
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