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Die städtischen Friedhöfe verändern sich, genau wie die Städte und die Bedürfnisse ihrer Bewohner. Friedhofsentwicklungspläne sollen dabei helfen, die Ruhestätten und Trauerorte zukünftig stärker in das Grünflächenangebot der Städte zu integrieren. Mögliche Umnutzungen von Friedhofsflächen stellen dabei eine neue Aufgabe für die Stadtentwicklung dar.
Weil sie große gesellschaftlicher Bedeutung haben, sind Friedhöfe ein sensibles Thema. Dem Tod und den letzten Ruhestätten der Verstorbenen haftet vielfach immer noch ein Tabu an. Dabei gibt es durchaus Redebedarf.
Denn die Friedhöfe spiegeln, nicht anders als die Städte, zentrale Entwicklungen in der Gesellschaft wider. Die zunehmende soziale Mobilität sorgt dafür, dass Familien längst nicht mehr in nachbarschaftlicher Nähe im selben Ort wohnen. Große Entfernungen zu den Gräbern der Verwandten erschweren die regelmäßige Grabpflege.
Viele Menschen entscheiden sich deshalb für alternative Bestattungsformen wie Urnenbeisetzungen oder Baumbestattungen, um Aufwand und Kosten für die Pflege zu verringern.
Eine große Zahl an Gräbern wird zudem nach den Mindestruhefristen aufgegeben; viele Grabstätten bleiben sogar ungenutzt. Für die Friedhofsträger wiederum bedeuten mehr Leerflächen und ein geringerer Flächenbedarf für die Gräber keineswegs weniger Arbeit. Die Pflegekosten steigen im Gegenteil weiter an.
Diese Trends werfen Fragen zum Umgang mit den Friedhöfen auf, die verstärkt im Rahmen der Stadtentwicklung geklärt werden sollen. Die Friedhofsentwicklung ist dabei eine eigene Disziplin innerhalb der Stadtentwicklung.
Sie muss sich mit verschiedenen Herausforderungen auseinandersetzen. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die verbreitete Wahrnehmung der Friedhöfe: Sie sind Räume für die Toten. Dass sie aber genauso Räume voller Leben sind, mit vielen unterschiedlichen Qualitäten und Funktionen, wird durch die starke Assoziation mit dem Tod meist verdrängt. Daher braucht es neue Konzepte und Herangehensweisen, um den Friedhöfen eine zeitgemäße Rolle im Gemeinwesen zu geben.
Ein Blick zurück in der Geschichte zeigt, dass Friedhöfe in unserem Kulturraum keineswegs nur auf ihre Bestattungsfunktion festgelegt waren. Sie dienten vielmehr schon seit dem Mittelalter als Orte für Kommunikation und Handel. Selbst die heutigen Überlegungen, die Friedhöfe stärker für eine Freizeit- und Erholungsnutzung zu öffnen, sind nicht neu.
Bei den vielfältigen Funktionen – für die Gesellschaft, für das kulturelle Erbe, für die Natur – ist ebenfalls zu erkennen, wie strukturelle Entwicklungen im Verlauf der Zeit die Sichtweise auf die Friedhöfe immer wieder verändert hat. Die Ansätze moderner Friedhofsentwicklung haben ihre Anfänge in der einsetzenden Industrialisierung und der stetig wachsenden Bedeutung der Städte.
Die Problematik, dass einerseits Flächen zunehmend bebaut und versiegelt werden, während andererseits ein breites Bedürfnis nach Naturerleben besteht, ist also keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Als wichtiger Bestandteil urbaner Strukturen ist es daher nur folgerichtig, dass für Friedhöfe ebenso der Aspekt einer gemischten Nutzung gilt – wie für die meisten öffentlichen Räume.
Durch das anhaltende Wachstum der Städte, klimatische Veränderungen und andere Faktoren, werden Friedhöfe deshalb immer häufiger mit unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben betrachtet. So umfasst das Friedhofsentwicklungskonzept der Stadt Freiburg im Breisgau verschiedene funktionsbezogene Kategorien, anhand derer Friedhöfe beurteilt werden sollen:
Die funktionale Vielfältigkeit der Friedhöfe erklärt sich daraus, dass sie genau wie Parks und Wälder zu den öffentlichen Grünanlagen zählen. Nicht zuletzt wegen der wachsenden Bedeutung von Stadtgrün richtet sich der Blick der Stadtentwickler und
-planer stärker auf die Friedhöfe.
Es sind nicht nur die diversen Potenziale, die Friedhöfe so interessant für stadtplanerische Überlegungen machen. Ein wichtiger Aspekt sind die verfügbaren Flächen, die sich durch die oben beschriebenen neuen Begräbnisformen (also Urnenbeisetzungen, Baumbestattungen etc.) inzwischen in vielen Fällen ergeben.
Der Friedhof von Speyer etwa ist mit mehr als 19 ha Fläche die größte Parkanlage der Stadt, der Hauptfriedhof von Freiburg ist mit rund 27 ha noch größer. Auch wenn diese und andere Friedhöfe nicht vollumfänglich für Maßnahmen im Rahmen der Stadtentwicklung zur Verfügung stehen, ist der Anteil der Überhangsflächen sehr hoch: Deutschlandweit gehen Schätzungen von rund 41 Prozent Flächen aus, die nicht für Bestattungen genutzt werden – das sind etwa 15.000 ha, die zeitgemäß gestaltet und für neue Angebote hergerichtet werden könnten.
Eine einfache Aufgabe ist die Neugestaltung von Friedhöfen allerdings nicht. Das liegt unter anderem an den nutzbaren Flächen selbst. Denn dabei handelt es sich in den wenigsten Fällen um zusammenhängende Areale.
Dazu verändert sich durch alternative Bestattungsformen das Bild der Friedhöfe: Urnenwände und ähnliche Anlagen brechen mit dem sonst üblichen Raster von Reihengräbern. Friedhofentwicklungspläne müssen deshalb zahlreiche Anforderungen berücksichtigen, angefangen mit den veränderten Bedürfnissen im Zusammenhang mit der Bestattungsfunktion.
Dipl.-Ing. Marie-Luise Hornbogen von der Berliner Stadt- und Regionalplanung verweist auf die zahlreichen Handlungsfelder, mit denen sich die Friedhofsplanung auseinandersetzen muss:
Hinzu kommen verschiedene Zielsetzungen. Dazu gehören unter anderem
Bei möglichen Um- und Neunutzungen von Friedhofsflächen spielen verschiedene Gesichtspunkte eine Rolle. Denn nicht nur flächenmäßig unterscheiden sich die Friedhöfe voneinander, sondern genauso in ihrer Lage, ihrer Gestaltung und in vielen anderen Bereichen. Friedhofsentwicklungspläne müssen daher vermitteln zwischen der traditionellen Bestattungsfunktion, modernen Bestattungsformen und stadtplanerischen Aspekten.
Als multifunktionale, naturnahe und kulturell wertvolle Grünflächen sind Friedhöfe zwar wichtig für die Stadtentwicklung. Wie in vielen öffentlichen Räumen sind jedoch Nutzungskonflikte zu berücksichtigen – zumal Friedhöfe als Orte des Trauerns und des Erinnerns besonders sensibel betrachtet werden.
Ein nicht unerheblicher Faktor im Kontext von Friedhofsentwicklungsplänen und den damit verbundenen Konzepten für Umgestaltungen ist die Kostenfrage. Bei kommunalen Friedhöfen besteht vielerorts das Problem, diese kostendeckend zu bewirtschaften.
Der Trend zu Urnenbestattungen und die sinkende Zahl an Erdsarg-Bestattungen etwa bedeuten für die Friedhofsträger geringere Einnahmen. Viele Städte und Gemeinden reagieren deshalb mit höheren Gebühren, da der Pflegeaufwand (allgemeine Pflegemaßnahmen für Gebäude und Grünflächen, Gewährleistung der Verkehrssicherheit etc.) dennoch groß ist.
Die Finanzierung der Friedhofspflege ist daher in den meisten Kommunen eine grundsätzliche Herausforderung, die durch neue Pläne für die Friedhöfe nicht kleiner wird – vor allem in der langfristigen Perspektive.
Insgesamt bleibt die Finanzierungsfrage eine komplexe Aufgabe. Das gilt umso mehr, als andere Nutzungen und Funktionen über den Friedhofszweck hinaus nicht durch Gebühren abgedeckt werden dürfen. Sie müssen dementsprechend aus den kommunalen Haushalten bezahlt werden. An der Bedeutung der Friedhofsentwicklung als Bestandteil der modernen Stadtentwicklung ändert die Finanzierungsfrage hingegen nichts.
Quellen:
Marie-Luise Hornbogen: Heute Friedhof – und morgen? Über Friedhofsentwicklungspläne in der Stadtplanung.
https://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/08_publikationen/verbandszeitschrift/2000_2014/PDF_Dokumente/2014/3_2014/FWS_3_2014_Heute_Friedhof_-_und_morgen__Marie-Luise__Hor.pdf
Stadt + Grün: Berliner Friedhöfe als Erholungsflächen. Ein Indikator für die Friedhofsentwicklungsplanung
https://stadtundgruen.de/artikel/berliner-friedhoefe-als-erholungsflaechen-4209.html
PlanRat Landschaftsarchitektur und Städtebau: Friedhofsentwicklungskonzept. Gesamtstädtisches Entwicklungskonzept (FEK) für die Friedhöfe der Stadt Freiburg im Breisgau
https://www.freiburg.de/pb/site/Freiburg/get/params_E-1041759394/1700712/Fachgutachten_Gesamtstaedtisches_Friedhofsentwicklungskonzept.pdf
Stadt Speyer: Konzept Friedhof 2025
https://www.speyer.de/de/rathaus/standesamt/friedhof/arbeitsgruppe-friedhofsentwicklung/fh-konzept-2018-stand-23-11-18.pdf?cid=6pj
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: Zukunftsmodell Friedhof. Kulturgut oder Kostenfaktor?
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/gartenakademie/dateien/freidhofsbroschuere_traeger.pdf
Kommunal.de: So kann der Friedhof gerettet werden
https://kommunal.de/friedhof-gebuehren-bestattungen-kommunen
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