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Wirklich gelebte Nachhaltigkeit orientiert sich nicht an den Mindestanforderungen der Gegenwart, sondern übernimmt eine zukunftsorientierte Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Planeten.
Der Grundgedanke lässt sich treffend zusammenfassen mit einem Wort, dass die Stadt Geestland geprägt hat: enkelkindtauglich. Denn es geht vor allem darum, eine Lebensweise in der Gegenwart zu etablieren, die sich nicht nur „nicht negativ“, sondern positiv auf die Lebensrealität der kommenden Generationen auswirkt.
Die große Herausforderung einer ganzheitlichen Betrachtung von Nachhaltigkeit liegt in den vielen Teilaspekten, aus denen sich die Philosophie zusammensetzt. Allerdings schafft dies gleichzeitig Raum für verschiedene Möglichkeiten und Herangehensweisen, die von Großstädten wie kleinen Gemeinden individuell implementiert werden können.
Die Umsetzung eines ganzheitlichen Konzepts wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern auch auf die Lebensqualität und damit unmittelbar auf das Image der Stadt.
Die Entlastung des Stadtzentrums vom hohen Verkehrsaufkommen ist vor allem für Großstädte ein zentrales Thema. Das ist historisch begründet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Städte unter einer bestimmten Prämisse wiederaufgebaut: Sie sollten in erster Linie autofreundlich sein, denn der motorisierte (Individual-)Verkehr galt als zukunftsweisend.
Aus diesem Grund prägen breite Straßen und versiegelte Parkflächen das Bild vieler urbaner Landschaften. Für deren Errichtung wurden nicht nur Grünflächen geopfert, sondern sogar historische Gebäude abgerissen, die von den Bomben des Zweiten Weltkriegs verschont blieben.
Heute geht der Trend wieder in eine andere Richtung: Nachhaltige Städte setzen auf verkehrsberuhigte Zonen und autofreie Innenstädte, nicht zuletzt wegen der hohen Co2-Belastung, die vor allem in Ballungsräumen ein Problem darstellt. Die Förderung der Fahrradnutzung und der E-Mobilität steht ebenfalls im Fokus. Dazu muss die passende Infrastruktur aufgebaut werden – seien es Ladesäulen für Elektrofahrräder, Fahrradwege oder auch Fahrradabstellmöglichkeiten.
Doch Verkehr, Lärm- und Luftbelastung sind nur einige von vielen Teilaspekten, die es bei einer ganzheitlichen Betrachtung zu berücksichtigen gilt – denn Nachhaltigkeitsstrategien sind vielfältig in ihrer Konzeption und Umsetzung. Sie hängen darüber hinaus immer von den individuellen Gegebenheiten vor Ort und der Lebenssituation der Menschen ab.
Die Uno hat mit den SGDs (Sustainable Development Goals) einen Katalog zusammengestellt, der alle Indikatoren für umfassende Nachhaltigkeitskonzepte festlegt. Die Liste beinhaltet 17 Hauptziele und insgesamt 169 Unterziele. Zusammengefasst beschäftigen sich die SDGs mit folgenden Zielsetzungen:
Soziale Aspekte | Armut, Hunger, Gesundheit und Wohlergehen, hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, soziale Gerechtigkeit, Frieden, starke Institutionen und Partnerschaften |
Wirtschaftliche Aspekte | menschenwürdige Arbeit, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Innovationen in der Industrie und der Infrastruktur, ressourcenschonender Konsum und Produktion |
Umweltpolitische Aspekte | bezahlbare und saubere Energie, Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben unter Wasser und an Land, nachhaltige Städte und Gemeinden |
Die Aufzählung macht deutlich, wie viele Teilaspekte bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Themas Nachhaltigkeit zum Tragen kommen. Es ist jedoch von großer Wichtigkeit, eine allumfassende Strategie anzustreben, statt sich auf einzelne Bereiche zu fokussieren.
Seit 2008 existiert die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V., die besondere Projekte auszeichnet – in Kooperation mit der Bundesregierung und mehreren zivilgesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kommunalen Verbänden sowie dem Rat für nachhaltige Entwicklung. Seit 2012 sind darunter auch Städte und Gemeinden.
Dabei ist ausschlaggebend, wie eine Stadt im Verhältnis zu ihrem Kapital nachhaltige Projekte gewinnbringend vorantreibt und wie ganzheitlich dieses Konzept implementiert wird. Ziel der Stiftung ist es zum einen, das öffentliche Interesse für diese Thematik zu erhöhen. Zum anderen kann kommunalen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern gezeigt werden, welche Vorteile sich mit nachhaltigem Handeln erzielen lassen.
Die Preisverleihung erfolgt Ende des Jahres für das aktuelle Jahr. Die Preisträger 2021 stehen somit bereits fest: es sind drei Großstädte, drei mittelgroße Städte sowie vier Kleinstädte. In jeder Kategorie wird jeweils ein Gesamtsieger auserkoren.
Großstädte haben andere Voraussetzungen als kleinere Gemeinden. Ihnen steht meist wesentlich mehr Geld zur Verfügung, dafür ist aber die Belastung weitaus größer und Projekte sind komplexer und schwieriger umzusetzen – das erfordert eine besondere Planung und Herangehensweise.
Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist der diesjährige Sieger in der Kategorie Großstädte. Seit 2019 erprobt die Stadt die Verfolgung der SDG-Indikatoren. Städtische Gebäude werden im Plusenergie-Standard gebaut. Das bedeutet, sie produzieren mehr Energie, als sie verbrauchen. Es existiert eine umfassende Förderkultur für energetische und klimaschützende Maßnahmen. Bereits seit 2006 werden zudem Methoden und Strategien zur nachhaltigen Bodennutzung bei der Bauleitplanung berücksichtigt.
Auch das Thema Kindergerechtigkeit ist für Stuttgart wichtig. Durch Projekte und Maßnahmen wie dem Kinderbüro mit Beratung und Service-Angeboten für Familien hat der Nachwuchs der Stadt verschiedene Anlaufstellen – und bekommt die Möglichkeit, sich selbst in die Gestaltung der Stadt miteinzubringen.
Stuttgart ist es ein besonderes Anliegen, verschiedene Bevölkerungsgruppen gleichzustellen, sie gezielt zu unterstützen und sich gegen Diskriminierung und Gewalt einzusetzen. Daher wurde die Stadt bereits 2020 als „Kinderfreundliche Kommune“ ausgezeichnet.
Die Stadt hat sich als Vorreiter für klimagerechte und nachhaltige Stadtentwicklung etabliert und wurde bereits mehrfach mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet. Sie beteiligt sich an mehreren Projekten:
Bottrop verfügt zudem über eine überdurchschnittlich hohe Dichte an E-Ladesäulen und setzt beim Öffentlichen Verkehr stark auf Elektromobilität. Das Bewusstsein für Konzepte dieser Art werden Kindern in Klimaschutz-Kitas von klein auf mitgegeben. Neben dem „Grünen Klassenzimmer“ werden sie mit dem „Blauen Klassenzimmer“ für Themen wie Revitalisierung, Aufwertung von Grünflächen sowie verbesserte Lebensqualität und Stadtstruktur begeistert.
Die sinnvolle Nachnutzung der aufgegebenen Bergflächen, beispielweise als Kulturstätten, sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts der Stadt.
Im Gegensatz zu den größeren Metropolen haben Entscheidungen in Städten dieser Kategorie einen unmittelbar besser wahrnehmbaren Einfluss auf die Lebensrealität der Einwohner. Auch der kommunale Verwaltungsaufwand ist kleiner und die Entscheidungswege kürzer. Dafür steht den Mittelstädten meist weniger Geld zur Verfügung.
Die Stadt in Niedersachsen ist der Gewinner dieser Kategorie. Sie hat bereits 2019 eine Strategie mit dem Namen „Enkelkindtauglich“ ins Leben gerufen, die Nachhaltigkeit ganzheitlich und generationsübergreifend betrachtet. Entsprechende Ziele wurden im Kontext der SDGs formuliert und in vielen verschiedenen Bereichen umgesetzt:
Durch die Nutzung regenerativer Energie wurde Geestland außerdem als „dena-Energieeffizienz-Kommune“ zertifiziert. Auch im Bereich Bildung konnte sich die Stadt hervortun: Das Jugendparlament, die Gemüse-Acker-Kita und die Umweltschule haben die Jury überzeugt.
Besonders hervorgehoben wird die Vernetzung von Bürgern und Entscheidungsträgern, die gemeinsam Nachhaltigkeitskonzepte für ihre Stadt gestalten. Unternehmer und Privatpersonen erhalten kostenlose Unterstützung in Form von Beratung zum Thema Umstieg auf erneuerbare Energien. Mit der „Aktion Klimafasten“ hat die Stadt Erfolge im Bereich „klimafreundlicher Konsum“ erzielt.
Ein neues Stadtquartier mit 375 Wohnungen bietet bezahlbaren Lebensraum für alle sozialen Schichten. Die Integration von Migrationsfamilien mit besonderem Schwerpunkt auf Kinder im Kindergartenalter trägt ebenfalls zur sozialen Gerechtigkeit für alle stadtgesellschaftlichen Gruppen bei.
Im Bereich Bildung wird Kindern durch außerschulische Projekte ein Verständnis für ganzheitlich betrachtete Nachhaltigkeit vermittelt. Die Bildungsmöglichkeiten werden durch den großflächigen Ausbau von Ganztagsschulen erweitert.
Kommunen dieser Größenordnung steht meist am wenigsten Geld zur Verfügung. Sie verfügen gleichzeitig über eine kleinere Infrastruktur. Vor allem die kurzen Entscheidungswege sorgen dafür, dass sich Veränderungen schnell bemerkbar machen können und sich deren Effektivität besser messen lässt. Ein besonderer Vorteil für diese Städte ist eine hohe Bürgerbeteiligung, die sich aufgrund der niedrigeren Einwohnerzahl sehr gut adressieren und umsetzen lässt.
Der Kategorie-Gewinner aus dem oberbayrischen Landkreis Landsberg am Lech konnte mit seinem integrierten interkommunalen Dorfentwicklungskonzept überzeugen, dass die Bürger eng mit einbindet.
Erneuerbare Strom- und Wärmeerzeugung wird durch das Projekt „Energiezukunft Fuchstal“ umgesetzt – mit dem Einsatz von Photovoltaikanlagen, einem Wasserkraftwerk, vier Bürgerwindanlagen und einer Biogasanlage. Planungen für die Mobilitätswende sehen die Erhöhung der E-Ladesäulendichte, die Förderung von Carsharing sowie der Aufbau einer intermodalen Mobilitätsapp vor.
Die Gemeinde in Niederbayern plant bis 2030 eine autarke Energieversorgung, die durch ein Biomassenheizkraftwerk, eine Biogasanlage und ein Bürgersolarkraftwerk erzielt wird. Darüber hinaus wurden die Straßenbeleuchtung sowie die Beleuchtung in öffentlichen Räumen auf LED umgestellt.
Ascha ist zudem „Plastiktütenfreie Gemeinde“ und erarbeitet – ähnlich wie Geestland – nachhaltige Konzepte in Kooperation mit anderen Kommunen. Die Stadt verfügt ebenfalls über einen Klimaschutzmanager und zeigt, dass es gelingen kann, vielfältige und nachhaltige Maßnahmen zu verfolgen. So wird auch der Ausbau öffentlicher Gebäude für mehr Energieeffizienz vorangetrieben. Ein Wohngebiet ist exemplarisch als „Energiesiedlung“ ausgewiesen.
Die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises und deren Konzepte machen deutlich, dass ganzheitliche Strategien von Städten aller Größenkategorien erfolgreich umgesetzt werden können. Wenn sich die Lösungsansätze individuell gestalten lassen, können besonders spürbare Synergieeffekte erzielt werden. Der Einsatz von Klimaschutzmanagern hat sich bereits für viele Kommunen unterschiedlichster Größe als Bereicherung herausgestellt. So ist zu erwarten, dass dieses Berufsbild in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Autarke Energieerzeugung, der Verzicht auf (Einweg-)Plastik, die Reduktion von Emissionen und vor allem der Diskurs mit den Einwohnern sind eine gute Basis, anhand derer die Konzepte der Zukunft weiterentwickelt werden können. Besonders die Vermittlung der Grundwerte in Kitas und Schulen wird für zukünftige Entwicklungen von großer Wichtigkeit sein. Denn die Menschen, die in der Gegenwart heranwachsen, werden in Zukunft die Architektur nachhaltiger Stadtentwicklung übernehmen.
Quellen:
SDG-Indikatoren:
https://sdg-indikatoren.de/
Bertelsmann Stiftung: SDG-Indikatoren für Kommunen
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/agenda-2030-nachhaltige-entwicklung-vor-ort/projektnachrichten/sdg-indikatoren-fuer-kommunen
Nachhaltigkeitspreis.de:
https://www.nachhaltigkeitspreis.de/
Stuttgarter-Zeitung: Klimapaket von Oberbürgermeister Kuhn 2019
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.debatte-ueber-haushalt-kuhn-bringt-sein-klimapaket-durch-den-rat.82e9bb2d-af47-44f4-9768-6745fb59fc61.html
Stuttgart.de: Kinderfreundliches Stuttgart
https://www.stuttgart.de/kinderfreundliches-stuttgart
Bottrop.de: Bottrop ist eine der nachhaltigsten Städte Deutschlands
https://www.bottrop.de/rathaus/aktuelles/nachhaltigkeitspreis.php
DStGB: Interview mit Thorsten Krüger, Bürgermeister und Nachhaltigkeitsbotschafter der Stadt Geestland
https://www.dstgb.de/aktuelles/archiv/archiv-2020/nachhaltigkeitsbotschafter-an-der-lebenswirklichkeit-vor-ort-orientieren/
Geestland.eu: Katharina Koop ist neue Klimaschutzmanagerin
https://www.geestland.eu/city_info/webaccessibility/index.cfm?region_id=5&waid=2&design_id=0&modul_id=2&record_id=68528
Kirchheim-Teck.de: Stadtnachricht
https://www.kirchheim-teck.de/de/entdecken/Aktuelles/Stadtnachricht?view=publish&item=article&id=5200
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