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Mehr InformationenLebenswerte, gesunde und nachhaltige Städte: Für viele Menschen ist das Fahrrad mittlerweile ein beliebteres Fortbewegungsmittel als das eigene Auto. Gerade in größeren Städten setzt die Bevölkerung mittlerweile immer häufiger auf Räder statt auf motorisierte Gefährte. Doch in Sachen Infrastruktur herrscht in vielen Kommunen noch erheblicher Nachholbedarf. In unserem neuen Ratgeber-Text verraten wir Ihnen, mit welchen Maßnahmen Städte fahrradfreundlicher werden – und warum sich das lohnen kann.
Zunächst stellt sich vielen Verantwortlichen wohl die Frage, weshalb überhaupt Maßnahmen zur Förderung des Fahrradverkehrs umgesetzt werden sollten. Schließlich sind derartige Pläne so gut wie immer mit hohen Investitionskosten verbunden – und die meisten Etats der Kommunen schrumpfen ohnehin schon seit einigen Jahren kontinuierlich. Doch Investitionen in diesem Bereich können sich für Städte in vielerlei Hinsicht lohnen.
Langfristig gesehen lassen sich durch fahrradfreundliche Städte erhebliche Kosten einsparen: Allein die Instandhaltung von Straßen verschlingt in Deutschland jedes Jahr mehrere Milliarden Euro. Und welches Gefährt belastet Straßen stärker: ein tonnenschwerer PKW oder ein rund 15 Kilo schweres Fahrrad? Würde ein Großteil der Bevölkerung auf Fahrräder setzen, müssten mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl weit weniger Instandhaltungsmaßnahmen umgesetzt werden.
Auch hinsichtlich gesamtwirtschaftlicher Kosten unterscheiden sich die beiden Verkehrsmittel erheblich. Schon 2011 wurde an der Wiener Universität für Bodenkultur eine Diplomarbeit mit dem Titel „Gesamtwirtschaftlicher Vergleich von Pkw- und Radverkehr – Ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion“ veröffentlicht, die zeigte, dass Fahrräder im volkswirtschaftlichen Vergleich deutlich besser abschneiden als Autos. Um dies zu beweisen wurden die Indikatoren Gesundheitsnutzen sowie Betriebs-, Reisezeit-, Infrastruktur-, Lärm-, Unfall-, Schadstoff- und Klimakosten in die Studie miteinbezogen. Die Diplomarbeit steht online auf dem „Fahrradportal“ als PDF-Dokument zum Download bereit.
Ein weiterer Grund, warum sich fahrradfreundliche Städte lohnen: Auch der Tourismus-Sektor kann davon profitieren. Gerade in diesem Bereich ergeben sich zahlreiche potenzielle Einkommensquellen. Beispielhaft dafür sind Metropolen wie Kopenhagen oder Amsterdam, die dem Radverkehr schon seit längerer Zeit eine extrem hohe Bedeutung beimessen und dadurch erhebliche Profite generieren. Aber auch Städte wie New York City haben das große Potenzial von Fahrrädern mittlerweile erkannt.
Doch ob Stadt oder Land, die Voraussetzungen für einen gesteigerten Fahrradtourismus sind überall dieselben: Intelligent geplante Infrastruktur-Maßnahmen sind der entscheidende Faktor. Einerseits muss die Sicherheit im Straßenverkehr gesteigert werden, andererseits werden gut ausgeschilderte Radwege benötigt, damit jeder Tourist (und auch Einheimischer) ohne Probleme sein Ziel erreichen kann. Nur, wenn sich der Radfahrer im Straßenverkehr sicher und gut aufgehoben fühlt, wird er das Fahrrad gerne nutzen – doch zu diesem Punkt später mehr. Sind die Radwege durch ein intelligentes Leitsystem mit allen Sehenswürdigkeiten und landschaftlich bedeutenden Gegenden miteinander verbunden, kann dies einen erheblichen Vorteil gegenüber konkurrierenden Regionen bedeuten.
Hinsichtlich Infrastruktur gibt es in den meisten Städten und Gemeinden noch erhebliche Verbesserungspotenziale. Soll die PKW-Nutzung zugunsten eines höheren Anteils am Rad- und Fußgängerverkehr umverteilt werden, muss das Radfahren insgesamt attraktiver gemacht werden – und das bedeutet oftmals auch: zulasten des Autoverkehrs. Der Autofahrer muss das Fahrrad als attraktivere Alternative begreifen. Nur dann wird sich der Radverkehr auf Dauer durchsetzen.
Dies lässt sich beispielsweise erreichen, indem Städte dafür sorgen, dass Radfahrer schneller ans Ziel gelangen als Autofahrer. Eine Möglichkeit dazu ist etwa die Abstimmung der Ampelschaltungen auf Radfahrer, sodass diese mit der grünen Welle fahren. Werden zusätzlich noch Parkanlagen zu Fahrradabstellanlagen und -einrichtungen umgebaut, verkürzt sich die Zeit, die Radfahrer bis zu ihrem Ziel benötigen nochmals erheblich.
Eine weitere Maßnahme ist die Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer. Dies wird beispielsweise in Münster umgesetzt – einer der derzeit fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands.
Ein Hemmnis, das viele Leute von einem Umstieg auf das Rad abhält, ist der Sicherheitsaspekt. In vielen Städten und Gemeinden muss man regelrecht befürchten, von Kraftfahrzeugen bedrängt und umgefahren zu werden. Ein entspannter Umgang mit dem Radverkehr ist aber eine Grundvoraussetzung für den Erfolg des Projektes Fahrradstadt.
Aus diesem Grund sind Sensibilisierungsmaßnahmen notwendig. Schon in der Fahrschule müssen zukünftige Autofahrer lernen, besser auf nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer zu achten. Doch auch Fußgänger müssen dafür sensibilisiert werden. Ob Flyer, Plakate oder andere Image-Aktionen: Die Akzeptanz des Radverkehrs muss mithilfe der Kommunen gestärkt werden.
Weitere Maßnahmen, die Städte umsetzen können: Nach Möglichkeit sollten Radfahrschleusen und -aufstellflächen an Knotenpunkten sowie sichere Querungsstellen eingerichtet werden. Darüber hinaus kann in eher gefährlichen Straßen auch eine Verkehrsberuhigung umgesetzt werden.
Daneben müssen weitere Dinge beachtet werden: Radfahrer benötigen breite Wege, die in einem guten baulichen Zustand sind. Die Radwege müssen regelmäßig gereinigt werden und sicher um Hindernisse herumführen – ohne die Fahrradfahrer zum Absteigen und dem Verlassen der Radwege zu zwingen. Gerade auch im Winter muss geräumt und gestreut werden, was in vielen Kommunen leider noch vernachlässigt wird. Hier sind die Städte und Gemeinden in der Pflicht, diese Maßnahmen in Angriff zu nehmen, um das Radfahren weiter zu etablieren.
Doch nicht nur im Straßenverkehr lauern Sicherheitsprobleme: Fahrrad-Diebstahl ist gerade in größeren Städten oftmals ein nicht zu unterschätzendes Ärgernis. Wie bereits beschrieben, sollten Kommunen ohnehin weitere Abstellanlagen schaffen. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, dass diese Anlagen die Möglichkeit bieten, die Fahrräder ausreichend zu sichern – und das auch über einen längeren Zeitraum. Ob Fahrradbox oder -ständer: Je breiter das Angebot, desto eher lässt sich die Bevölkerung überzeugen.
Um herauszufinden, welche Städte wirklich fahrradfreundlich sind, stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) jährlich einen Zufriedenheits-Index der deutschen Radfahrer zur Verfügung. Anhand eines Fragebogens wird ein Ranking erstellt, um die fahrradfreundlichste Stadt zu ermitteln und den teilnehmenden Städten aufzuzeigen, wo Verbesserungspotenzial besteht.
Unter anderem wird abgefragt, wie die Teilnehmer das Fahrradfahren in ihrer Stadt oder Gemeinde empfinden: Bedeutet es Spaß oder eher Stress von einem Ort zum anderen zu radeln? Der Fragebogen behandelt dabei zahlreiche wichtige Themen – von Sicherheit im Straßenverkehr über Diebstähle bis hin zur ausreichenden Anzahl verfügbarer Abstellanlagen.
Eine Teilnahme ist auch für kleinere Städten und Gemeinden sinnvoll: Bis 100.000 Einwohner müssen sich allerdings mindestens 50 Leute finden, die den Fragebogen beantworten. Aus diesem Grund sollten Sie unbedingt Tageszeitungen und Gemeindeblätter in die Aktion einbeziehen. Zudem können über die Website des ADFC Flyer und Poster heruntergeladen werden. Doch der Aufwand kann sich aufgrund des Erkenntnisgewinns lohnen: Leichter können Sie die Schwachstellen im Radverkehr Ihrer Kommune kaum ermitteln.
Viele Bundesländer haben mittlerweile Arbeitsgemeinschaften für fahrradfreundliche Städte gegründet. Diese Arbeitsgemeinschaften verfolgen hauptsächlich das Ziel, den Anteil des Rad- und Fußgängerverkehrs in Städten und Gemeinden zu erhöhen. Zudem verleihen einzelne Bundesländer die Auszeichnung „fahrradfreundliche Kommune“, die meist an eine Mitgliedschaft in diesen Verbänden geknüpft ist.
Um die Umsetzung fahrradfördernder Maßnahmen zu erleichtern, sollen die Kommunen zusammenarbeiten, sprich Synergie-Effekte geltend machen und Erfahrungen austauschen. Seminare, Fachgespräche, Infomaterialien und andere Veranstaltungen sollen zu einem regen Austausch beitragen, der letztendlich vor allem den Mitgliedern der Verbände nutzt. Und damit der allgemeinen Bevölkerung. Denn das Fahrrad ist das Fortbewegungsmittel der Zukunft.
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