Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA - 4WP laden. Dieser Dienst schützt Websites vor Bots. Dieser Dienst sammelt und analysiert die Interaktionen eines Benutzers auf der Website und erstellt eine Punktzahl, die auf verdächtiges Benutzerverhalten hinweist.
Mehr InformationenEnge Bebauung, wenige Grünflächen: Das Klima in Städten ist ein problematisches Thema. Deshalb werden zunehmend Flächen begrünt, um den negativen Folgen wie Wärmeinseln, Luftverschmutzung und vielen anderen entgegenzuwirken – mit Erfolg?
Grüne (Land) oder grün-blaue (Land und Wasser) Infrastruktur genießt seit einigen Jahren einen besonderen Stellenwert in der Raumplanung, etwa im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie oder im „Bundeskonzept Grüne Infrastruktur“ (BKGI), das in EU-weite Entwicklungen eingebettet ist. Es geht dabei um Naturschutz, um Landschaftspflege und um sogenannte Ökosystemleistungen.
Die Maßnahmen und Konzepte zielen dabei ab auf
Nach der Definition der Europäischen Kommission schließt dies neben ländlichen Räumen, terrestrischen und aquatischen Ökosystemen auch den urbanen Raum mit ein.
Dieser ist seit Jahren davon geprägt, dass einerseits die Wohnraumentwicklung vorangetrieben werden muss, während andererseits die räumlichen Bedingungen – topografisch wie naturräumlich – diesen Bestrebungen Grenzen setzen. Die Herausforderung für die Städte besteht darin, eine ausgewogene Mischung zu erreichen, bei der alle unterschiedlichen Nutzungen berücksichtigt werden und die gleichzeitig verantwortungsvoll mit dem wenigen verfügbaren Raum umgeht.
Grüne und graue Infrastruktur (Letzteres bezeichnet die technische und soziale Infrastruktur) müssen miteinander verbunden werden, zum Beispiel im Sinne der doppelten Innenentwicklung: Innerstädtische Nachverdichtung von Freiflächen kann dadurch vorgenommen werden, zugleich muss die Entwicklung urbaner Grünflächen dabei „mitgedacht“ werden.
Unversiegeltes, naturnahes und gestaltetes Grün steht somit nicht im Widerspruch zur Bebauung. Vielmehr können beide Bereiche der Infrastruktur miteinander vernetzt werden. Dachbegrünungen zeigen, wie diese Verbindung im urbanen Kontext funktionieren kann.
Für das Anbringen von Dachbegrünungen liefert die Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) ausführliche Richtlinien, die auch Planung und Instandhaltung einschließen. Dazu sind bei der Ausführung verschiedene Normen einzuhalten. Bei der Frage nach den rechtlichen Rahmenbedingungen, also ob Dachbegrünungen zulässig oder verboten sind, ist die Lage weniger eindeutig.
Unterscheiden können sich die rechtlichen Grundlagen nach der Tragweite der jeweiligen Zielstrategie:
Abhängig von den jeweiligen Regelungen ist auch deren rechtliche Verbindlichkeit sehr unterschiedlich. So geben Flächennutzungspläne üblicherweise nur Empfehlungen zur Gebäudebegrünung, enthalten aber keine verbindlichen Vorgaben. Ein Bebauungsplan wiederum kann sehr wohl konkret den qualitativen und quantitativen Umfang solcher Maßnahmen festlegen.
Auf kommunaler Ebene bleibt der Umgang mit Begrünungsplänen jedoch weitgehend im Bereich politischer Abwägungen. Welche Vorgaben gelten oder ob überhaupt Regelungen ausgearbeitet werden, ist daher immer bis zu einem gewissen Grad abhängig vom politischen Willen der Kommune.
Eine Ausnahme stellen jedoch Maßnahmen dar, die nach der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung als Kompensation gelten. In solchen Fällen hat die Kommune keine Handhabe, um die Begrünung erst abzuwägen, sie an eigenständige qualitative und quantitative Vorgaben zu binden oder gar entfallen zu lassen.
Gebäudebegrünungen – egal, ob an Fassaden oder auf Dächern – sind also nicht nur eine ästhetische Angelegenheit. Als Teil der urbanen grünen Infrastruktur übernehmen sie vielmehr wichtige Aufgaben für den Stadtraum, weshalb grüne Fassaden und Dächer von vielen Städten und Gemeinden bereits seit Jahren gefördert werden.
Solche Maßnahmen müssen immer vor dem Hintergrund der bereits erläuterten Stellung von Stadtgrün innerhalb stadtplanerischer Entwicklungen gesehen werden. Planerische und ökonomische Funktionen von Dachbegrünungen sind zu berücksichtigen und vor allem die ökologischen. In dieser Hinsicht beeinflussen die Grünflächen auf den Dächern zahlreiche Schutzgüter:
Die Zusammensetzung des Substrats entscheidet außerdem darüber, welche Pflanzenarten sich auf einer begrünten Dachfläche ansiedeln können. Ein ökologischer Ausgleich, von dem auch lokale und regionale Arten profitieren können, ist möglich – setzt aber fachgerechte Planung voraus.
Die Auflistung zeigt, dass der ökologische Nutzen von Dachbegrünungen durchaus vorhanden ist, selbst über positive Auswirkungen auf das Klima hinaus. Grundsätzlich lassen sich andere Schutzgüter auf diesem Weg im urbanen Raum erhalten, wenn auch mit Einschränkungen.
Die exponierte Lage und die baulichen Voraussetzungen bestimmen die Möglichkeiten der Begrünungsmaßnahmen und damit letztendlich die erzielte Wirkung. Dabei darf auch der Kostenfaktor nicht unterschätzt werden: Mehr Biodiversität und eine bessere ökologische Schutzfunktion lassen sich zwar prinzipiell erreichen, dazu ist aber fachgerechte Planung und ein erheblicher (finanzieller) Mehraufwand notwendig.
Das schließt die Pflege und Instandhaltung der geschaffenen Grünflächen mit ein. Je naturnaher die Dachbegrünung gestaltet wird, desto mehr pflegerische Aufmerksamkeit braucht sie.
Auf der anderen Seite wirkt sich die Begrünung in vielerlei Hinsicht positiv aus:
In ihrer tatsächlichen Wirkung unterscheiden sich die einzelnen Faktoren, wie oben bereits aufgezeigt werden konnte. Die Lage auf dem Dach dürfte also für den Lärmschutz einen geringeren Effekt haben als Kühleffekt oder Rückstrahlvermögen.
Bei Neubauten lassen sich die sonst üblichen Defizite – räumlich begrenzte Wirkung, kein ästhetischer Nutzen, schwierige bis fehlende Zugänglichkeit für die Menschen – schon bei der Planung berücksichtigen und bei der Konzeption der Bauten ausgleichen. Damit lassen sich die positiven Effekte weiter steigern.
Abgesehen von den technischen Voraussetzungen (bauphysikalische Anforderungen, Dachgefälle, Dränage, Statik etc.) bieten Dachbegrünungen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei wird zwischen zwei Arten unterschieden.
Die Unterscheidung richtet sich in erster Linie nach dem Pflegeaufwand, den die ausgewählten Pflanzenarten verursachen.
Der Grundgedanke bei dieser Form der Dachbegrünung liegt im Potenzial der Vegetation, sich selbst zu erhalten und weiterzuentwickeln – ohne großen Pflegeaufwand. Vor allem die vergleichsweise anspruchslosen Sedumarten kommen dabei häufig zum Einsatz, daneben Kräuter, Gräser und Moose.
Vorteile:
Deutlich anspruchsvoller ist eine Intensivbegrünung, die auch unter dem Begriff „Dachgarten“ bekannt ist. Hierbei ist schon der gestalterische Aufwand höher, die größere Pflanzenvielfalt mit Stauden und Sträuchern sowie gelegentlichen Rasenflächen und Bäumen erlaubt dafür aber im Ergebnis eine größere Naturnähe – wozu beispielsweise auch Wasserflächen beitragen.
Damit einher geht aber gleichzeitig eine intensivere Pflege, vor allem bei der Versorgung mit Nährstoffen und Wasser. Rasenflächen müssen zudem regelmäßig gemäht werden.
Vorteile:
Sowohl Intensiv- als auch Extensivbegrünungen können als ein- oder mehrschichtige Variante konzipiert werden. Der Unterschied liegt letztlich nur darin, wie dick die einzelnen Schichten (Dachabdichtung, Schutzlage, Dränage, Substrat, Vegetation) ausfallen.
Extensive Dachgrünanlagen bedienen sich bei der Pflanzenauswahl bei denselben Arten, die auch in einem Steingarten problemlos zurechtkommen: Dach- und Hauswurz, Mauerpfeffer und Fetthennen benötigen kaum etwas, um zu gedeihen. Ergänzt werden sie durch verschiedene Nelkenarten und Kräuter wie Thymian oder Schnittlauch.
Bei intensiven Dachbegrünungen ist die Auswahl deutlich größer, da sie auch Stauden und Gehölze umfassen kann. Wichtig ist hierbei, dass die Pflanzen Frostperioden gut überstehen können und unempfindlich gegen Trockenheit sind. Das gilt umso mehr, wenn etwa ein Sumpfpflanzendach angelegt werden soll – was durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
Um die Artenvielfalt zu fördern, bieten sich selbstverständlich Pflanzen an, die in der Region ohnehin heimisch sind. Diese können auf den Dächern einen neuen Lebensraum finden und gleichzeitig der heimischen Tierwelt einen solchen bieten.
Bundesamt für Naturschutz: Bundeskonzept Grüne Infrastruktur. Grundlagen des Naturschutzes zu Planungen des Bundes.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/planung/bkgi/Dokumente/BKGI_Broschuere.pdf
Bundesverband GebäudeGrün e.V.: Grüne Innovation Dachbegrünung.
https://www.gebaeudegruen.info/fileadmin/website/downloads/bugg-fachinfos/Dachbegruenung/Dachbegruenung_Gruene_Innovation_08-2018_2.pdf
Climate Service Center Germany: Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung.
https://www.climate-service-center.de/imperia/md/content/csc/report30.pdf
Europäische Kommission: Eine Grüne Infrastruktur für Europa.
https://ec.europa.eu/environment/nature/ecosystems/docs/GI-Brochure-210×210-DE-web.pdf
Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V.: Pflanzen zur extensiven Dachbegrünung – Hauptsortiment.
https://www.gebaeudegruen.info/fileadmin/website/downloads/bugg-fachinfos/Dachbegruenung/FBB-Hauptsortiment_Pflanzen_extensiv.pdf
Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ): Sumpfpflanzendächer.
https://www.gebaeudegruen.info/fileadmin/website/Service/buchempfehlungen/Sumpfpflanzendaecher_web_min.pdf
Neumann, Klaus: Planungs- und baurechtliche Festlegungen der Gebäudebegrünung in der Bauleitplanung (in Deutschland).
https://www.gebaeudegruen.info/fileadmin/website/downloads/wgic_vortraege/Neumann_Klaus%20-%20rechtl.%20Festlegungen.pdf
Polzin, Nils: Dachbegrünungen als Ausgleichsmaßnahme für einen Eingriff in Natur und Landschaft.
https://edoc.sub.uni-hamburg.de/hcu/volltexte/2018/441/pdf/Polzin_Nils_Master_20181113.pdf
Reincke, Britt: Gebäudeoptimierung zur Klimaanpassung – Möglichkeiten und Grenzen von Fassadenbegrünung.
https://edoc.sub.uni-hamburg.de/hcu/volltexte/2017/383/pdf/Reincke_Britt.pdf
Schmauck, Sebastian: Dach- und Fassadenbegrünung – neue Lebensräume im Siedlungsbereich. Fakten, Argumente und Empfehlungen.
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript538.pdf
Schweiger/Neil Bird/Gallaun/Zuvela-Aloise/Andre: Reduktion städtischer Wärmeinseln durch Verbesserung der Abstrahleigenschaften von Gebäuden und Quartieren.
https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/sdz_pdf/berichte/schriftenreihe_2018-29-kelvin.pdf
Umweltbundesamt: Umwelt- und Aufenthaltsqualität in kompakt-urbanen und nutzungsgemischten Stadtstrukturen. Analysen, Fallbeispiele, Handlungsansätze unter Nutzung und Weiterentwicklung des Bauplanungs- und Umweltrechts.
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2018-01-29_texte_06-2018_stadtstrukturen.pdf
Volk/Wallace: Der Kühleffekt von Dachbegrünung in der Stadt.
https://www.klima.tu-berlin.de/insulaner/sites/default/files/2018-08/A1_Literaturstudie_Volk_Wallace.pdf
Bild 1: Adobe Stock © Branko Srot
Bild 2: Adobe Stock © miss_mafalda
Bild 3: Adobe Stock © alisonhancock
Bild 4: Adobe Stock © alon
Bild 5: Adobe Stock © Ulf
Bild 6: Adobe Stock © miss_mafalda
Parc d’Activité Syrdall 48, rue Gabriel Lippmann L-6947 Niederanven FON +352.28 67 65 01 FAX +352.28 67 65 20 shop@abes-online.com
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen