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Mehr InformationenDer Öffentliche Personennahverkehr und seine Fahrgäste haben ein großes Problem: Sie sind und bleiben auf das vorhandene Straßenverkehrsnetz angewiesen, das sie sich mit einer Vielzahl anderer Verkehrsteilnehmer teilen müssen. Trotz Bevorrechtigung von Bussen und Bahnen bedeutet ein hohes urbanes Verkehrsaufkommen daher häufig kein sonderlich schnelles Vorankommen. Seilbahnen hingegen bewegen sich über dem Straßenverkehr – und bieten damit neue Möglichkeiten bei der Personenbeförderung in Städten.
Das tägliche Verkehrsaufkommen in Städten ist aus verschiedenen Gründen problematisch: Staus zu den Stoßzeiten, große Konkurrenz zwischen individuellem motorisierten Verkehr, dem öffentlichen Verkehr und nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmern sowie Umweltbelastungen durch Schadstoffe und Lärm sind nur einige der Herausforderungen, vor denen die urbane Verkehrsinfrastruktur steht.
Dabei ist fließender Verkehr nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern bedeutet für die Menschen gleichzeitig ein Stück Lebensqualität. Zum Beispiel weil sie schneller an ihr Ziel gelangen und weniger Zeit aufwenden müssen, die sie in einem Verkehrsmittel verbringen.
Wie können und wie sollen die Städte mit diesem Phänomen umgehen? Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Lösungsansätzen, die von innovativen Mitteln in der Verkehrsführung über Parkraummanagement und kostenlosen Nahverkehr bis zur Logistik im verdichteten urbanen Umfeld reichen.
Weitreichende Verbesserungen sind nur dann zu erwarten, wenn unterschiedliche Ansätze sinnvoll miteinander verbunden werden. Flächenknappheit, Mobilitätsbedarf und die gebauten Strukturen der Verkehrsinfrastruktur lassen dazu aber nur begrenzte Spielräume.
Einige Städte haben deshalb Verkehrskonzepte etabliert, die nicht auf, sondern über den Straßen funktionieren. Eines der prominentesten Beispiele für solche „Elevated Systems“ ist die Wuppertaler Schwebebahn, ähnliche Umsetzungen gibt es außerdem mit der „H-Bahn“ in Dortmund, dem Aerobus in Mannheim und dem ebenfalls international bekannten „Loop“ in Chicago.
Sie lösen jedoch alle nicht das Problem der Flächenknappheit: Die Bahnen selbst fahren zwar nicht mehr auf den Straßen, die notwendigen tragenden Strukturen allerdings nehmen wiederum erheblichen Platz ein. Sie sind also nur bedingt geeignet, um die Verkehrsinfrastruktur und den öffentlichen Raum zu entlasten.
Aus diesem Grund sind Seilbahnen inzwischen eine Alternative, die weltweit bereits in vielen Städten genutzt wird. Denn der große Vorteil liegt nicht zuletzt darin, dass sie schon mit wenigen Stützen große Entfernungen überbrücken können.
Prinzipiell sind Seilbahnen kein neues Beförderungsmittel. Im Gegenteil sind sie vor allem in Ski- und Bergregionen ein seit langer Zeit etabliertes Konzept für den Transport von Menschen, auch in großer Zahl. Selbst in Städten stellen Seilbahnen keine gänzlich neue Form der Fortbewegung dar, sie werden im urbanen Kontext allerdings häufig nicht als Verkehrsmittel im eigentlichen Sinne eingesetzt. Vielmehr spielen sie hier immer noch eine größere Rolle im Freizeitbereich.
Was Seilbahnen generell auszeichnet, ist ihre vielseitige Verwendbarkeit:
Daran lässt sich der Variantenreichtum von Seilbahnen bereits erkennen, die zudem immer unterschiedliche Aspekte wie touristische Anziehungskraft und Praktikabilität miteinander verbinden können. Dass es verschiedene Ausführungen erlauben, die Seilbahnen in einer Vielzahl urbaner Kontexte einzusetzen, macht sie umso attraktiver für den ÖPNV.
Die Assoziation mit den Varianten für Skigebiete ist daher etwas irreführend: Seilbahnen funktionieren längst nicht nur als Luftseilbahn. Es gibt daneben auch terrestrische Systeme. Im Gegensatz zu den schwebenden Versionen sind diese jedoch fahrweggebunden und laufen auf Schienen. Standseilbahnen, Schrägaufzüge und sogenannte Cable Liner fallen in diese Kategorie.
Bei den Elevated Systems lassen sich ihrerseits zwei grundlegende Prinzipien voneinander unterscheiden.
Ein wichtiges Unterscheidungskriterium für die Leistungsfähigkeit ist außerdem die Anzahl der Seile. 3-S-Bahnen (mit drei Seilen) laufen auf insgesamt drei Seilen und sind die leistungsfähigste Variante – aber auch die teuerste. 1-S-Bahnen funktionieren mit nur einem Seil, sind im Vergleich kostengünstiger, benötigen aber eine größere Zahl an Masten für die notwendige Stabilität. Systeme mit zwei Seilen stellen einen Kompromiss für Einsatzgebiete dar, in denen mittlere Kapazitäten ausreichen.
Für den alltäglichen Gebrauch spielt aber nicht nur das System selbst eine zentrale Rolle, wenn es um die Anforderungen im ÖPNV geht. Ein wichtiges Kriterium stellt außerdem die Ausstattung der Kabinen dar, die nach Möglichkeit verschiedenste Bedürfnisse erfüllen sollen:
Dieser Punkt betrifft nicht allein die Kabinen, sondern muss auch bei der Gestaltung der Stationen berücksichtigt werden. Wesentliche Faktoren sind:
Unter der technischen Ausstattung sind sehr unterschiedliche Leistungsmerkmale zusammengefasst, zum Beispiel:
Wie groß kann oder besser muss eine Seilbahn-Kabine sein? Das hängt einerseits von der Nachfrage ab, andererseits vom verwendeten System. Mit einer 3-S-Umlaufbahn lassen sich problemlos Kabinen bewegen, in denen bis zu 35 Personen Platz finden. Grundsätzlich sind damit Transportkapazitäten zwischen 2.000 und 7.000 Menschen pro Stunde realistisch.
Einige wichtige Vorteile von Seilbahnen als öffentlichem Verkehrsmittel wurden bereits angesprochen:
Dazu kommt die Ökobilanz, die im Vergleich mit anderen Transportmitteln des ÖPNV deutlich besser ausfällt. Die Tatsache, dass die Seilbahnen vor Ort völlig emissionsfrei betrieben werden können, ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor. Zu klären ist allerdings, wie hoch der Energieaufwand für den Betrieb ist und woher die dazu notwendige Energie kommt. Strom aus fossilen Energieträgern wirkt sich insgesamt negativ auf die Ökobilanz aus.
Überhaupt können Seilbahnen in ökologischer Hinsicht überzeugen:
Bei der Gestaltung können außerdem alle Elemente variiert werden: Die Stützen etwa in Höhe, Durchmesser, Konstruktionsweise und vor allem in ihrer Position im Verkehrsraum. Die Stationen können entweder plangleich oder planfrei – also entweder auf demselben Niveau wie die übrigen Verkehrswege oder darüber – angelegt werden. Sie können in neueren Systemen auch Richtungswechsel der Trassenführung erlauben, wenn sich beispielsweise Straßenverläufe krümmen oder städtebauliche Eckpunkte umgangen werden müssen. Gleichzeitig ist ein Rückbau jederzeit und mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich.
Für die praktische Umsetzung zählen darüber hinaus noch andere Punkte. Seilbahnen kommen zwar mit deutlich weniger Stützen aus als andere Elevated Systems. Dennoch stellt sich die Frage, wie solche Systeme bestmöglich in den öffentlichen Raum integriert werden können.
Das gilt zum Beispiel für die Trassenführung. Der Vorteil: Durch den geringen Flächenbedarf der Stützen können diese selbst in dichter Bebauung installiert werden. Da moderne Anlagen außerdem vielfach modular gefertigt sind, können sie in kurzer Zeit errichtet werden und stören den laufenden Verkehr damit sehr viel weniger als übliche Straßenbauarbeiten.
Anders verhält es sich beim Bau der Stationen, die ausreichend groß dimensioniert sein müssen, um Kabinen und Fahrgästen Platz zu gewähren. Unter Umständen dienen sie gleichzeitig als Lager für die Kabinen, wenn diese gerade nicht im Einsatz sind. In solchen Fällen ist das Problem der städtischen Flächenknappheit deutlich schwerwiegender.
Obwohl eine lineare Trassenführung weitgehend üblich ist, sind bei Seilbahnsystemen auch Krümmungen im Streckenverlauf realisierbar. Damit werden sie als Verkehrsmittel noch flexibler und lassen sich theoretisch einfacher in den öffentlichen Raum integrieren.
Es stellt sich jedoch die Frage nach der rechtlichen Situation, wenn eine Seilbahntrasse ein privates Grundstück überquert. In solchen Fällen braucht es mindestens die Zustimmung der Eigentümer, die Städte und Kommunen können die Betroffenen aber für die Nutzung der Überflugsrechte auch entschädigen – ohne beispielsweise das Grundstück zu kaufen.
Daraus ergibt sich in einer dicht bebauten urbanen Umgebung zugleich die Herausforderung, dass die Trassenführung von der Akzeptanz der Menschen abhängt.
Für städtebauliche Überlegungen spielt neben den technischen und juristischen Aspekten selbstverständlich auch die Ästhetik eine Rolle. Während die Stützen in dieser Hinsicht nur wenig gestalterischen Freiraum lassen, bieten die Stationen sehr viel mehr Möglichkeiten.
Sie können sich daher baulich ebenso gut in ihre Umgebung einfügen, wie sie planerische und kreative Freiheiten einräumen. Insofern ist es problemlos möglich, die Stationsgebäude im Sinne einer optischen Lokalisierung für die jeweiligen Gegebenheiten verschiedener Städte und Stadtbilder anzupassen. Ähnlich wie bei Bus- und Bahnhöfen spricht prinzipiell nichts dagegen, architektonisch und designtechnisch individuellere Lösungen zu finden und umzusetzen.
Eine hohe Taktfolge, bei der kein Fahrplan notwendig ist und Wartezeiten im Prinzip keine Rolle spielen, dazu kürzere Wege dank Beförderung entlang der Luftlinie und im Idealfall eine Entlastung des öffentlichen Busverkehrs – es gibt viele gute Argumente für urbane Seilbahnsysteme.
Es gibt aber auch Grenzen:
Hinzu kommt die Frage, wie sich das System insgesamt in das bestehende Verkehrsaufkommen einfügt. Welche Folgen bedeutet eine Seilbahn beispielsweise für den Autoverkehr, wenn die Stationen die Parkraumsituation verschärfen? Wie komfortabel ist die Verbindung zu anderen Mobilitätsangeboten? Wie sehr entlastet das Angebot den Straßenverkehr insgesamt?
Tatsächlich liefern Seilbahnen viele gute Antworten hierauf:
Seilbahnen sind nicht in jeder Situation als Lösung für den urbanen ÖPNV geeignet, sie sind auch keine alleinige Lösung, die alternative Angebote vollständig ablösen kann. Viele erfolgreiche Beispiele aus der ganzen Welt zeigen aber, dass Potenziale vorhanden sind – und dass sich Antworten auf die oben genannten Fragen finden lassen.
Unter den richtigen Voraussetzungen bietet sich mit Seilbahnsystemen deshalb eine besonders effiziente Möglichkeit, um den ÖPNV in Städten zu bereichern. Das Beispiel aus La Paz zeigt, wie groß die Bedeutung von Seilbahnen sein kann. Unter schwierigen infrastrukturellen, topografischen und geografischen Voraussetzungen ist kein anderes Verkehrsmittel besser geeignet, um den Individualverkehr und den ÖPNV zu ergänzen.
Wie bei allen städtebaulichen Veränderungen kommt es aber auch bei Seilbahnen darauf an, ihren vielfältigen Nutzen – als sicheres und zuverlässiges Verkehrsmittel, als Angebot mit touristischem Mehrwert, als ökologisch sinnvolle Alternative – in der Bevölkerung zu kommunizieren. Nur so lässt sich die Akzeptanz für neue, ungewöhnliche Wege im ÖPNV steigern, mit denen Verkehrsplaner eine flexible und effiziente Antwort auf die städtischen Verkehrsprobleme erhalten.
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: Leitfaden für die Entwicklung von Seilbahnen an urbanen Standorten.
https://www.stmb.bayern.de/assets/stmi/med/aktuell/leitfaden_urbane_seilbahnen_in_bayern.pdf
Gritsch, Stefan Wolfgang: Potentialanalyse alternativer Mobilitätsformen mit Fokus auf eine Stadtseilbahn für die Stadt Graz.
https://diglib.tugraz.at/download.php?id=5990d0ed9f448&location=browse
Hamborg, Jakob: Seilbahnen als urbanes Verkehrsmittel. Potentiale für den öffentlichen Personennahverkehr und Barrieren der Projektimplementierung.
https://www.eurist.info/wp-content/uploads/Seilbahn-als-urbanes-Verkehrsmittel.pdf
Kremer, Frieder: Innovation Seilbahn. Potentiale für den urbanen Personennahverkehr und Positionen der beteiligten Akteure (ISR Impulse Online 55).
https://d-nb.info/107268411X/34
Muschwitz, Christian: Urbane Seilbahnen. Moderne Seilbahnsysteme – neue Wege für die Mobilität in Städten.
https://docplayer.org/58166554-Urbane-seilbahnen-…-am-in-bozen-oitaf-weltkongress.html
Reichenbach, Max/Puhe, Maike: Praxis urbaner Luftseilbahnen (KIT Scientific Working Papiers 57).
http://www.itas.kit.edu/pub/v/2017/repu17a.pdf
Reutter, Oscar/Rudolph, Frederic/Koska, Thorsten: Von der Auto-Stadt zu einer Stadt des Umweltverbunds: Zehn Leitlinien zur Verkehrswende in Wuppertal. Ein Impulspapier (Impulse zur WachstumsWende 9).
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/149650/1/877639507.pdf
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