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Mehr InformationenZu wenige Wohnungen, zu wenige Flächen zum Bauen, steigende Wohnkosten: Vor allem in Städten bleiben die Probleme auf dem Wohnungsmarkt akut. Geringes Platzangebot und hoher Bedarf erfordern daher innovative Lösungen. Tiny Houses gelten seit einigen Jahren als vielversprechender Ansatz mit großem Potenzial – aber wie sieht es mit den Mikro-Häusern in der Praxis aus?
55,4 Quadratmeter pro Person – das ist die durchschnittliche Wohnfläche in deutschen Haushalten. In Einpersonenhaushalten liegt die Fläche sogar bei über 73 Quadratmeter pro Kopf, in Eigentümerhaushalten stehen jedem Haushaltsmitglied im Durchschnitt rund 65 Quadratmeter zur Verfügung.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen damit einen anhaltenden Trend: In Deutschland wird die durchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche immer größer. Während das auf der einen Seite ohne Frage den Vorzug hat, sich in den eigenen (oder gemieteten) vier Wänden freier entfalten zu können, ergeben sich daraus aber auch Probleme.
Vor allem in Verbindung mit einem weiteren Trend, denn es steigt zugleich die Zahl der Einpersonenhaushalte. Bis 2040, so das Statistische Bundesamt, könnte ihr Anteil auf über 40 Prozent anwachsen.
Leben auf kleinerem Raum, der sich nicht so klein anfühlt: Bei der Entwicklung ihres Konzepts hat die Architektin und Autorin Sarah Susanka eine Reihe von Prinzipien ausgearbeitet.
Diese drehen sich im Wesentlichen um die Kategorien Raum, Licht und Ordnung. Für jede gibt es eine Reihe von Aspekten, die bei der Gestaltung berücksichtigt werden können. Sie alle sollen dabei helfen, auch auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche ein vielfältiges, komfortables Wohnen zu ermöglichen.
Die Vorschläge reichen von Mehrfachfunktionen für einen Raum über verschiedene Deckenhöhen, dem Spiel mit Innen und Außen bis zur Komposition der Fenster oder der Ausrichtung von Objekten.
Die Folgen solcher Entwicklungen lassen sich besonders in Großstädten erkennen: fehlender Wohnraum, wenig Platz für den Wohnungsbau und die erhöhte Nachfrage sorgen für steigende Wohnkosten.
Die Anfänge des Small House Movement in den USA gehen auf ähnliche Trends zurück. Hier waren es insbesondere Einfamilienhäuser, die über Jahrzehnte immer größer geworden waren. Innerhalb von knapp 30 Jahren ist deren Wohnfläche auf durchschnittlich 230 Quadratmeter gewachsen. Die Häuser waren damit im Durchschnitt rund 40 Prozent größer als noch zum Ende der 1970er Jahre.
Mit ihrem Buch „The Not So Big House – A Blueprint For The Way We Really Live“ lieferte die in den USA lebende britische Architektin Sarah Susanka deshalb bereits 1997 einen Gegenentwurf zu der „Bigger is Better“-Mentalität im Hausbau. Ihre Ideen gelten heute vielen als der Beginn der Tiny House-Bewegung.
Größeres Interesse erfuhr die Idee der Tiny Houses in den USA jedoch erst einige Jahre später. Gründe hierfür waren zum einen die Verwüstungen durch den Hurrikan Katrina, in deren Folge die Designerin Marianne Cusato sogenannte „Katrina Cottages“ entwickelte – kleine Häuser mit rund 27 Quadratmeter Fläche, um den Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Zum anderen zeigte die Bankenkrise von 2007 die Problematik des „Bigger is Better“ drastisch auf: Die übergroßen Häuser waren für viele Familien nicht mehr finanzierbar.
Kleinere Häuser versprachen hingegen weniger Kosten und damit zumindest aus finanzieller Sicht ein sichereres Zuhause. In anderen Ländern lag der Fokus bei der Entwicklung von Minihäusern stärker auf Nachhaltigkeitsaspekten und dem Umgang mit dem Platzmangel in den Städten.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends entstanden deshalb beispielsweise in Tokyo und Barcelona erste Tiny Houses von Eva Prats, Ricardo Flores oder Takahura Tezuka.
Aus der Perspektive von Stadtplanern sind die Argumente für Mini-Häuser offensichtlich. In urbanen Umgebungen mit wenig verfügbarem Platz und hohem Bedarf an Wohnraum bietet ein Tiny House die Möglichkeit, den Traum vom Eigenheim selbst unter schwierigen Bedingungen zu verwirklichen.
Nach den Baugesetzen der USA ist ein Tiny House eine Wohnstatt mit einer Fläche von bis zu 37 Quadratmetern. In Deutschland fallen unter Umständen auch noch umbaute Wohnräume mit bis zu 110 Quadratmetern in diese Kategorie. Das entspricht bei einer vierköpfigen Familie in etwa der Wohnfläche pro Person, die das Statistische Bundesamt für den bundesdeutschen Durchschnitt ermittelt hat (nämlich 29,9 Quadratmeter in Haushalten mit 4 Personen).
Die entscheidende Frage aus Verbraucher-/Bewohnerperspektive lautet allerdings: Reicht das aus für den Alltag? Die Marktanalysen beantworten diese Frage zumeist mit einem klaren Ja. Starkes Interesse (gemessen unter anderem an Google-Suchanfragen) und ein Marktpotenzial von fast 4 Milliarden Euro bescheinigt etwa die Marktstudie von Livee den kleinen Häusern.
Wichtige Gründe bei der Kaufentscheidung sind neben den deutlich geringeren Kosten gegenüber einem „normalen“ Neubau vor allem die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten und die Nachhaltigkeit:
Die geringere Wohnfläche erfordert einen anderen Lebensstil: So ist beispielsweise der Platz für ein „zu viel“ an persönlichen Besitztümern gar nicht vorhanden. Wer in ein Tiny House zieht, muss sich also auf das Wesentliche beschränken. Selbst bei der bewussten Entscheidung für das Wohnen im Mini-Format kann das eine große Umstellung sein.
Was die Ausstattung an sich betrifft, muss das jedoch nicht der Fall sein. Je nach Größe und Budget sind recht luxuriöse Varianten realisierbar. Das gilt sowohl für die verarbeiteten Materialien als auch für die Ausstattung. Ein Tiny House als individuelles Architektenhaus zu entwerfen und umzusetzen, ist prinzipiell möglich – inklusive des gewünschten Maßes an zusätzlichem Komfort.
Dass Tiny Houses trotz des wachsenden Interesses und ihrer praktischen Vorteile nach wie vor eine Art Nischendasein fristen, hat seine Gründe. Und diese haben viel weniger mit dem eingeschränkten Wohnraum zu tun, der den Bewohnern zur Verfügung steht.
Es hängt vielmehr mit einer zentralen Voraussetzung zusammen, die grundsätzlich den Wohnungsbau erschwert: Denn selbst für ein noch so kleines Haus muss irgendwo der notwendige Platz vorhanden sein. Zwar wäre für ein Tiny House ein kleineres Grundstück durchaus ausreichend. Allerdings müssen solche Grundstücke in einer entsprechend kleinen Aufteilung von den Kommunen freigegeben werden. Das ist jedoch eher unüblich, weil bei der Ausweisung neuer Wohngebiete in der Regel konventionelle Einfamilienhäuser zu Grunde liegen.
Hinzu kommen baurechtliche Fragen, etwa ob eine Baugenehmigung für das Tiny House erforderlich ist oder ob es überhaupt aufgestellt werden darf. Maßgeblich hierfür sind einerseits die Landesbauordnungen, andererseits die kommunalen Bebauungspläne.
Grundvoraussetzungen für das dauerhafte Aufstellen eine Mini-Hauses an einem festen Standort sind:
Die jeweilige Landesbauordnung legt dann fest, ob eine Genehmigung notwendig ist und in welcher Form diese von den Eigentümern des Tiny House erbracht werden muss. Hier sind die Regelungen von Bundesland zu Bundesland verschieden. Es ist daher zu empfehlen, im Vorfeld der Planungen die zuständigen Behörden zu kontaktieren.
Zu den möglichen Szenarien gehören:
Außerdem ist zu beachten, dass ein Tiny House ohne Küche und Bad laut Landesbauordnungen nicht für das dauerhafte Wohnen geeignet ist. Unter diesen Voraussetzungen ist es nicht genehmigungsfähig.
Eine Ausnahme stellt im Übrigen das Abstellen auf einem Campingplatz dar, wenn dort dauerhaftes Wohnen erlaubt ist. Für diesen Fall ist laut Baugesetzbuch keine Genehmigung erforderlich.
Trotz der baurechtlichen Schwierigkeiten zählen Tiny Houses zu den alternativen Wohnformen, die mögliche Lösungen für die steigende Zahl an Single-Haushalten, hohen Bedarf an Wohnraum und fehlende Bauflächen bieten. In verschiedenen deutschen Städten sind deshalb Modellprojekte entstanden, die unter anderem auf Mini-Häuser setzen.
Dazu gehört beispielsweise das Projekt „Kleine Häuser“ in Dortmund, das auf einem früheren Sportplatz 35 Wohneinheiten schaffen will. Die Stadt hat die Ausweisung des Geländes als Bauland an bestimmte Bedingungen geknüpft – es dürfen dort demnach nur kleine Häuser errichtet werden.
Die „Kleinen Häuser“ sind nur eines von mehreren Tiny House-Projekten, die in Deutschland bereits existieren oder sich in Planung befinden. Daneben gibt es immer wieder Forschungsprojekte wie an der Hochschule Coburg. Hier wurde ein Circular Tiny House entwickelt, dass nicht nur CO2-neutral und flächensparend ist, sondern zudem vollständig aus nachhaltigen, recycelbaren Materialen besteht.
Obwohl das Leben in einem Mini-Haus den ökologischen Fußabdruck spürbar reduzieren kann, lässt sich das Konzept gerade in den Bereichen Energieeffizienz und Baumaterialien noch weiter verbessern. Wie lange der Trend anhält und wie groß sein Einfluss auf stadtplanerische Ansätze in der Zukunft sein wird, bleibt vorläufig noch abzuwarten.
Quellen:
Einfach gemeinsam leben e. V.: Die ökologischen Fußabdrücke von Tiny House Downsizern – Eine explorative Studie von Maria W. Saxton (Zusammenfassung)
https://www.einfach-gemeinsam-leben.info/wp-content/uploads/2019/07/Studie-Maria-Saxton-Kurzfassung-deutsch.pdf
Ipsos: Wohnen im Wandel. Wie bewerten die Deutschen ihre aktuelle Wohnsituation und zukünftige Wohnformen?
https://www.ipsos.com/sites/default/files/ct/news/documents/2022-05/Ipsos-PI_Wohnen%20im%20Wandel_April2022-ohne%20Video.pdf
Tiny House Verband: Broschüre für Gemeinden
https://www.tiny-house-verband.de/wp-content/uploads/2023/05/Broschuere-fuer-Gemeinden-V2.0.pdf
Baulinks.de: Circular Tiny House (CTH) fast ausschließlich aus nachwachsenden Materialien
https://www.baulinks.de/webplugin/2022/1476.php4
Baulinks.de: Ipsos-Studie – Eigenheimwunsch trifft auf alternative Wohnformen
https://www.baulinks.de/webplugin/2022/0772.php4
Baulinks.de: Interesse an Tiny Houses nimmt zu
https://www.baulinks.de/webplugin/2021/1705.php4
Karlsruher Institut für Technlogie (KIT) – Fakultät für Architektur: Tiny Timber Tourism
https://www.arch.kit.edu/aktuelles/tinyhouse_durlach.php
Aurèle Haupt: TinyHouse Energieeffizienz
https://wirbauenzukunft.de/wp_v3/wp-content/uploads/2017/06/2018-12-15-TinyHome-Energieeffizienz.pdf
Livee: Tiny House Marktstudie
https://livee-house.com/tiny-house-marktstudie-sonstige/
ZDF 37 Grad: Der Traum vom kleiner Wohnen – Abenteuer Tiny House
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-der-traum-vom-kleiner-wohnen-102.html
Statistisches Bundesamt (Destatis): Wohnfläche
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Wohnen/Tabellen/tabelle-wo-wohnflaeche.html
Wohnglück.de: Baugenehmigung fürs Tiny House – Wichtige Infos zum Baurecht
https://wohnglueck.de/artikel/tiny-house-baurecht-6549
Sarah Susanka: Not So Big House: Not So Big Principles
https://susanka.com/not-so-big-house/not-so-big-principles/
Bilder:
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