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Mehr InformationenStadtparks können mehr sein, als eine grüne Abwechslung innerhalb der Stadtlandschaft. Für Kommunen und Städte geht es deshalb um die Frage, welche Rolle Grünanlagen bei der Lösung gegenwärtiger und zukünftiger urbaner Herausforderungen spielen.
Parkanlagen verändern sich – ständig. Das hat nicht allein mit dem Wechsel der Jahreszeiten zu tun, dem das Stadtgrün folgt. Genauso wenig beschränken sich diese Veränderungen auf neue Anpflanzungen und landschaftsgärtnerische Eingriffe.
Parks waren schon immer und überall ein Raum, in dem es vordergründig um die ästhetische Gestaltung von Natur geht. Von den englischen Landschaftsgärten über die barocken Gärten Frankreichs bis hin zu den vielfältigen Stadtparks heutiger Zeit standen aber immer sehr viel weitreichendere Überlegungen und Fragestellungen hinter der Gestaltung.
Die Parks der Frühen Neuzeit, die noch unter adliger Aufsicht angelegt wurden, und die Parks in unseren modernen Städten eint deshalb sehr viel mehr, als es auf den ersten Blick erscheint: Immer geht es darum, gesellschaftliche, ökologische und auch ökonomische Entwicklungen innerhalb eines fest definierten Raums aufzugreifen.
Für Stadtparks gilt das umso mehr. Denn die Stadtgesellschaft ist vielfältig, interkulturell und hat verschiedenste Ansprüchen. Die Parkgestaltung muss diese Heterogenität berücksichtigen, will sie allen Nutzergruppen gerecht werden. Dazu kommen die üblichen Faktoren, die mit der Stadtentwicklung zusammenfallen:
Gerade der perspektivische Umgang mit den Grünanlagen ist eine Herausforderung, denn hierbei gilt es, zukünftige Entwicklungen und die damit verbundenen Anpassungen mit aktuellen Maßnahmen überhaupt möglich machen zu können.
Auch deshalb ist es wichtig, die Stadtparks nicht einfach als Erholungsangebot und Abwechslung zum üblichen Stadtbild zu verstehen. Sie bieten vielmehr die Möglichkeit, theoretische Grundlagen und praktische Umsetzungen gemeinsam anzugehen, um einen für alle lebenswerten Ort im Stadtgefüge zu schaffen. Parks, seit jeher als Experimentier-Raum konzipiert, sind hierfür die ideale Umgebung.
Der Park als Experimentier-Raum bedeutet allerdings nicht, dass es um das bloße Ausprobieren geht. (Um-)Gestaltet wird immer im Hinblick auf eine bestimmte Absicht, auf ein bestimmtes Ziel hin – wenn auch ergebnisoffen, um den ständigen Veränderungen Rechnung tragen zu können. In der heutigen Zeit und im stadtplanerischen Kontext sind die Ziele in der Regel in eine komplexe Ausgangssituation verpackt.
Deshalb sucht die Wissenschaft nach neuen Wegen, um praktische, alltagstaugliche Lösungen für komplexe Veränderungsprozesse zu finden. Selbst auf städtischer Ebene greifen unterschiedlichste Wirkmechanismen, sind unterschiedlichste Akteure zu berücksichtigen:
Verschiedene Bevölkerungsgruppen haben jeweils eigene Bedürfnisse, die gleichermaßen befriedigt werden sollen. Dabei kommt eine Vielzahl von Faktoren zusammen – technologische, ökonomische, institutionelle, kulturelle und ökologische. Sie alle sind miteinander verbunden, sie haben und erzeugen Wechselwirkungen, die sich in ihrer Gesamtheit kaum noch erfassen lassen.
Wo die Wissenschaft ansonsten beobachtet und anschließend ein Modell für die gewünschte Veränderung entwickelt, wird dieses Vorgehen zunehmend inadäquater. Der Faktor Mensch, zusammen mit dem immer schnelleren technologischen Fortschritt, macht es zunehmend schwieriger, Veränderungsprozesse vollständig zu erfassen.
Gleichzeitig wirkt die wissenschaftliche Beobachtung selbst zurück auf diese Veränderungsprozesse – sie lassen sich nicht von diesen trennen. Wegen all dieser Wechselwirkungen wenden sich verschiedene wissenschaftliche Disziplinen verstärkt dem Prozesshaften der Veränderungen zu und begnügen sich nicht mehr mit der Beobachterrolle oder dem Ausformulieren von Modellen.
Der sogenannte „Experimental Turn“ bedeutet daher, wissenschaftliche Methodik und praktische Erfahrung nicht mehr voneinander zu trennen. Stattdessen findet eine Interaktion statt, in einem bestimmten Kontext – dem „Labor“.
Das Reallabor steckt somit einen gesellschaftlichen Rahmen ab, in dem auf Basis von Experimenten zwei Ziele verfolgt werden:
Das Konzept bewegt sich damit zwischen Wissenserzeugung und Wissensanwendung, zwischen kontrollierten und situationsspezifischen Rahmenbedingungen und vereint unterschiedliche Herangehensweisen. Das Reallabor ist in Teilen Feldbeobachtung und in Teilen ein Laborexperiment, dessen Ergebnisse in konkrete ökologische und technologische Anwendungen einfließen.
„Das Konzept beruht auf einer starken Interaktion zwischen Wissenschaft und Praxis […]. Forscher bringen in dieser Konstellation ihr wissenschaftliches Wissen, ihre Methodenkompetenz sowie ihr im Vergleich zu den Praxisakteuren handlungsentlastetes Reflexions- und Evaluationsvermögen […] ein. Die Praxisseite trägt ihrerseits spezifisches Erfahrungs- und Handlungswissen bei.“
Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen, 2016
Um der Komplexität der jeweiligen Forschungssituation gerecht zu werden, orientieren sich Reallabore an besonderen Vorgaben. So ist beispielsweise das Forschungsdesign immer eine Koproduktion von Wissenschaftlern, Zivilbevölkerung und Praxisakteuren. Gefordert ist dabei ein Forschungsverständnis, das über die jeweils eigene Disziplin hinausreicht. Dazu gehört auch, möglichst viele Disziplinen in den Forschungsprozess einzubinden.
Reallabore sind dabei langfristig ausgelegt, entsprechendes gilt auch für die wissenschaftliche Begleitung. Empfehlenswert sind hierfür Institutionen, die mit transdisziplinären Ansätzen vertraut sind und daher eine geordnete Koordination gewährleisten können. Als Prozess müssen zudem die Methoden betrachtet werden, weshalb die fortlaufende Reflexion der angewandten Methoden ein fester Bestandteil der Arbeit im Reallabor ist.
Dass die (soziologische) Forschung für Reallabore die Stadt als Bezugsgröße heranzieht, hat verschiedene Gründe:
Innerhalb der Stadtforschung werden wenigstens drei Ebenen des Reallabors unterschieden, in der Größe absteigend von der Stadtebene über die Quartiersebene bis zur Haushaltsebene. Daraus ergibt sich ein jeweils eigener Schwerpunkt, da diese Ebenen auch in ihrer Komplexität unterschiedlich sind.
„Grüne Labore“ bieten wiederum andere Bedingungen und werden deshalb in der Forschung als eigener Labor-Typ aufgefasst. In ihren Dimensionen und ihrer Wirkung können Grüne Labore durchaus variieren – grundsätzlich stehen sie der Quartiersebene nah, in verschiedenen Fällen haben sie aber für die gesamte Stadt Relevanz.
Was bei all dem beachtet werden muss: Die Methodik der Reallabore ist noch längst nicht völlig ausgereift, das Konzept an sich aber interessant genug, um in der Forschung Anwendung zu finden. Hierin liegt im methodischen Bereich nämlich gleichzeitig die große Chance.
Der Ansatz Reallabor kann so – ganz wie die Transformationsprozesse, die er erforschen will – kontinuierlich weiterentwickelt werden. Auf diese Weise leisten Reallabore sowohl bei der Methodik als auch bei den Ergebnissen wichtige Einsichten – und sorgen so für ein besseres Verständnis von Veränderungsprozessen.
Städte sind überaus komplex. Sie vereinen verschiedene Funktionen und verschiedene Räume zu einem miteinander verschränkten Ganzen. Was bedeutet es, etwa in ökologischer Hinsicht, wenn Industrie, Gewerbe und Wohnraum in enger Nachbarschaft nebeneinanderliegen? Welche gesellschaftlichen Folgen hat eine solche Konstellation?
Augenscheinliches Problem sind verschiedenen Formen der Umweltverschmutzungen und Übelastungen, die durch urbane Strukturen entstehen: Sie reichen von ständigem Lärm über schadstoffdurchsetzte Luft bis hin zu Lichtverschmutzung, die Tag und Nacht für Helligkeit sorgt.
Das wirkt sich natürlich auch auf die Menschen aus, das ist keine neue Erkenntnis. Seit dem explosionsartigen Anwachsen der Städte im Verlauf des 19. Jahrhunderts beschäftigt die Frage, wie Hitzebelastungen vermieden und für Frischluft gesorgt werden kann, die Stadtentwicklung.
Selbst, wenn die Stadtplanung keinen vergleichsweise radikalen Ansatz wie die Gartenstadt von Ebenezer Howard verfolgt, so ist seither die Bedeutung von urbanem Grün für eine gesunde Stadtentwicklung unbestritten. Städte sind nicht nur Raum von und für Menschen, sie sind gleichzeitig immer auch Raum für die Natur. Dabei geht es vor allem darum, beide auf die bestmögliche Art und Weise miteinander zu verbinden. Unabhängig von Experimenten unter Reallabor-Bedingungen gehören dazu in der Regel:
Hieran lässt sich ablesen, dass für die Stadtparks ähnliche Bedingungen gelten wie für die Städte selbst. Sie sind multifunktional und stehen daher im Spannungsfeld zwischen unterschiedlichsten Interessen:
Gleichzeitig spielt der Aspekt der Nachverdichtung im urbanen Raum für Grün- und Freiräume häufig eine Rolle. Wo es am Platz mangelt, um etwa Wohnraum zu schaffen oder Infrastrukturprojekte umzusetzen, wecken unbebaute Grünflächen schnell das Interesse an einer Umnutzung.
Das ist einer der Gründe dafür, dass auch die Stadtnatur zunehmend unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet wird. So können Kosten und Nutzen von Stadtgrün den Kosten und Nutzungen anderer Bereich der städtischen Infrastruktur gegenübergestellt werden. Ob sich mit diesem Ansatz allerdings die vielfältigen Variablen wie Gesundheits-, Gesellschafts- oder Naturschutzaspekte in belastbare Zahlen fassen lassen, ist eine zu klärende Frage.
Ein Vorteil für die weitere Erhaltung der Grünflächen ist wiederum nicht von der Hand zu weisen: Sie bekommen einen messbaren, bezifferbaren Wert, der sich mit dem Wert anderer Raumnutzungen vergleichen lässt. Da es bei der Stadtplanung und -entwicklung immer auch um wirtschaftliche Erwägungen geht – etwa die Haushalte der Kommunen – kann die Bewertung bei der Entscheidungsfindung helfen.
Denn die Bewertungen fließen in das kommunale Grünflächenmanagement ein. Der Ansatz ist ganzheitlich angelegt. So soll mit diesem Planungsinstrument gewährleistet werden, dass alle ökologischen, ökonomischen und sozialen Aufgaben für die Versorgung und Gestaltung des Stadtgrüns berücksichtigt werden.
Zu diesen Aufgaben zählen unter anderem
Im Einzelnen lassen sich diese Aufgaben je nach Situation vor Ort anpassen und ausdifferenzieren. Jede Kommune hat unterschiedliche Voraussetzungen, aus denen sich wiederum unterschiedliche Zielsetzungen in den einzelnen Bereichen des Grünflächenmanagements ergeben können. Das übergreifende Ziel bleibt jedoch, die Nutzungsmöglichkeiten der Grünflächen zu optimieren und gleichzeitig die anfallenden Kosten (für Pflege und Planung) zu minimieren.
Dazu sollte sich das Grünflächenmanagement an einigen wenigen grundsätzlichen Bedingungen und Anforderungen orientieren, denen sich die bereits genannten Aufgabenfelder zuordnen lassen:
Gerade bei der Forderung nach Beteiligung an Planungs- und Veränderungsprozessen findet sich ein wichtiger Anschlusspunkt an die Reallabore. Diese sind schließlich explizit darauf angelegt, Akteure aus Theorie und Praxis für die Durchführung der Experimente zusammenzubringen.
Ein integrierter Ansatz ist deswegen so wichtig, weil die Gestaltung von urbanen Grünflächen jenseits von ökologischen und ökonomischen Faktoren letztlich immer auch den Menschen als Nutzer zu berücksichtigen hat. Wie groß diese Aufgabe ist, zeigt Sozial- und Gesundheitsgeographin Dr. Heidi Kaspar in ihrer Untersuchung „Erlebnis Stadtpark. Nutzung und Wahrnehmung urbaner Grünräume“ auf.
Die Arbeit verdeutlicht mit Blick auf Wahrnehmung von Parkanlagen einen Aspekt, der bislang vor allem in Bezug auf die unterschiedlichen Nutzungsinteressen angesprochen wurde: Beides ist subjektiv – und nicht voneinander zu trennen.
Je nach Blickwinkel stehen verschiedene Schwerpunkte im Zentrum der Wahrnehmung, von denen sich wiederum die unterschiedlichen Nutzungen bereits ableiten lassen:
Getrennt voneinander lassen sich diese beiden Bereiche nicht betrachten, denn in der Wahrnehmung der Nutzer sind sie es auch nicht. Im Gegenteil bedingen sie einander und beeinflussen so, wie die Parks wahrgenommen werden.
Der gestaltete Natur-Raum trägt dazu ebenso bei wie die anwesenden Menschen. Als öffentlicher Raum erscheinen die Parks erst durch das vielfältige soziale Erleben – etwa in Form von Begegnungen, von gemeinsamen Aktivitäten, von empfundener Zugehörigkeit. Diese soziale Vielfalt wird üblicherweise durch allgemeine Nutzbarkeit ermöglicht.
„Die vielfältigen Bedeutungen, die Stadtparks in der alltäglichen Nutzung und Wahrnehmung zugeschrieben werden, weisen eine zentrale Gemeinsamkeit auf: Beim Parkbesuch steht die Befindlichkeit im Mittelpunkt, während die durchgeführten Aktivitäten von zweitrangiger Bedeutung sind.“
Heidi Kaspar, Erlebnis Stadtpark
Dass dabei unterschiedliche Interessen und Ansprüche hinsichtlich der Nutzung des öffentlichen Raums nicht miteinander kollidieren, hängt ebenfalls mit der Zugänglichkeit zusammen: So können zwar theoretisch alle Einwohner einen Park nutzen, um Konflikte zu vermeiden findet aber meistens eine zeitliche und/oder räumliche Verschiebung statt.
Diese Form der Konfliktvermeidung ist nicht ausschließlich positiv konnotiert. Wenn Jogger ihre Runden in den Morgenstunden durch den Park drehen, um am Mittag und Nachmittag nicht mit Spaziergängern zusammenzustoßen, ist das ein positives Antizipieren der Bedürfnisse anderer. Wenn umgekehrt Frauen aus Angst vor Gewaltdelikten den öffentlichen Raum des Parks bei Dunkelheit meiden, ist das eine Beschneidung des eigentlich freien Zugangs.
Die Wahrnehmung von sozialer Vielfalt und der formalen Ausgestaltung der Grünflächen unterscheidet sich prinzipiell nicht. Aus beiden gewinnen die Nutzer ein ästhetisches Erleben, das zu ihrem Wohlbefinden beiträgt. Anders als das gesellschaftliche Miteinander laden Natur und Architektur der Parks jedoch zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den einzelnen Elementen ein.
Die Wirkung beziehungsweise Wahrnehmung ist dabei sehr unterschiedlich: Sie reicht von Faszination und Überraschung bis hin zu einer rein pragmatischen Betrachtungsweise. Letztendlich sind Parks keine unberührte, wilde Natur. Sie sind bestenfalls ein Ersatz für die allgemeine Vorstellung davon, was Natur eigentlich sein sollte.
Ein wirklicher Nachteil ist das allerdings nicht, denn trotzdem verfügen die Parks in der Regel über die notwendige Qualität, um das wichtigste Bedürfnis bei der Nutzung zu erfüllen: Sowohl beim sozialen Erleben wie auch beim Natur-Erleben geht es um Genuss, um ein bestimmtes Empfinden, das sich weitgehend unabhängig von der eigentlichen Aktivität – die meist alltäglich ist – im Kontext des Stadtparks bei den Menschen einstellt.
Die Experimente in den Reallabors gehen über diese stimmungsorientierte Nutzung von Grünflächen hinaus. Das heißt nicht, dass ästhetische Aspekte dabei außen vor bleiben – sie erscheinen je nach „Versuchsaufbau“ aber in einer neuartigen, unerwarteten Weise.
Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat in ihrer gleichnamigen Schriftenreihe dem Thema „Grüne Labore“ einen eigenen Band gewidmet. Darin werden verschiedenste Ansätze zur Gestaltung des Stadtparks der Zukunft vorgestellt. Trotz aller Unterschiede verbindet sie ein wichtiger Aspekt: Es geht nicht allein um Landschaftsgestaltung, sondern darum, Wissen für die aktive Umsetzung zu gewinnen.
Das bedeutet eben auch, mit der üblichen Wahrnehmung und Konzeption von Parks zu brechen. Sie bleiben natürlich weiterhin ein Rückzugsort, aber einer, der nicht allein genutzt, sondern von den Menschen aktiv mitgestaltet wird: (Ko-)Produktion statt Konsum, wie es die Autoren nennen.
Gleichzeitig wird der Park so wieder mehr zu dem, was er noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war: ein Raum für Innovationen der Landnutzung.
Das Waldlabor Köln ist Teil eines größeren Freiraumsystems („RegioGrün“), in dem die Grüngürtel um Köln mit dem Umland verbunden werden sollen. Der vergleichsweise kleine Teil dieses Systems, der in den vergangenen Jahren als Waldlabor konzipiert wurde, sollte schon zur Zeit seiner Entstehung Antworten auf aktuelle Fragen liefern. In den 1960er Jahren wurde der Wald hier erweitert, um Schutz vor dem Braunkohleabbau und Erholungsfläche zu schaffen.
Die übergeordnete Fragestellung greift diesen Aspekt wieder auf: „Wie kann aus einem Acker an der Autobahn ein öffentlicher Freiraum und viel mehr noch – ein Stadtpark der Zukunft – werden, der seinen Beitrag zur urbanen Kultur Kölns leistet?“
Mögliche Antworten lassen sich bereits an den verschiedenen Bereichen des Waldlabors absehen:
Derart unterschiedliche Bereiche bedeuten selbstverständlich auch sehr unterschiedliche Fragestellungen, die sich nicht allein auf die Entwicklung des Grüns beziehen. So gilt es beispielsweise zu klären, wie die Menschen auf das Abernten von Waldstücken reagieren, an die sie sich gewissermaßen gerade erst gewöhnt haben – und für die sie die Auswahl der Bäume mitentschieden haben.
Wie können alte Industriebrachen genutzt werden, wenn eine neue industrielle oder gewerbliche Nutzung nicht möglich ist? Genau diese Frage stellte sich im Zusammenhang mit dem Zechengelände des Bergwerks Hugo in Gelsenkirchen-Buer.
Nach dem Vorbild des Emscher Landschaftsparks und im Rahmen des „Masterplan 2010“ für Industriebrachen im Ruhrgebiet sollte auch die Rekultivierung des Hugo-Geländes eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung ermöglichen.
Zu den besonderen Voraussetzungen gehörten nicht nur die unterschiedlichen Expertisen der Akteure, die eine enge Zusammenarbeit notwendig machten, sondern auch die Nähe des Areals zu angrenzenden Wohngebieten – die geplante Biomasse-Produktion sollte daher mit gestalterischem Mehrwert für die Bewohner verbunden werden.
Das Ergebnis ist ein dreigeteilter Experimentierraum:
In beiden Beispielen ist die Kommunikation der Experimente zwischen den beteiligten Akteuren eine wichtige Angelegenheit. Erkenntnisse zu Veränderungsprozessen können im Grünen Labor nur gewonnen werden, wenn Maßnahmen und Intentionen durch die Wissenschaft erklärt und umgekehrt auf die Erfahrungen und Bedürfnisse der Bürger gehört wird.
Die Experimentierräume erfordern dabei mehr als nur die Kooperation, um Pläne in der Praxis umzusetzen, sondern Partizipation, um Transformation kontextbezogen mit Mehrwert voranzubringen. Grüne Labore sind, ungeachtet des gemeinsamen theoretischen Unterbaus, immer einzigartig. Die Beteiligung der Menschen, welche die Parkräume später nutzen sollen, ist deshalb ein unerlässlicher Bestandteil des Versuchsaufbaus.
Was darüber nicht vergessen werden darf: Zu diesen Experimenten gehört immer auch die Möglichkeit des Misserfolgs. Unerwartete Ausgänge und Rückschläge müssen einkalkuliert und den Beteiligten als selbstverständliche Begleiterscheinung begreifbar gemacht werden. Das bedeutet eben auch, Experimente ergebnisoffen zu gestalten: Die Veränderung als solche steht im Vordergrund, kein festgelegtes Resultat.
Grüne Labore sind ein fortlaufender Prozess, der sich mit jedem Erkenntnisgewinn in eine neue Richtung entwickeln kann – und der auf diese Weise völlig neue Formen des Stadtparks für die Zukunft gestaltet.
Biercamp/Hirschfeld/ Mohaupt/Müller/Riousset/Spreter/Welling/Wissel/Witzel: Grünflächenmanagement im Kontext von Klimawandel und Biodiversität. Synthesebericht zum Modul I des Projekts STADTGRÜN.
https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/BILDER_und_Downloaddateien/Publikationen/2018/Stadtgr%C3%BCn_Wertsch%C3%A4tzen_Modul_1_Synthesebericht.pdf
Bundeszentrale für politische Bildung: Stadt und/oder Natur? Der Stellenwert von Natur in der Stadtentwicklung.
https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/stadt-und-gesellschaft/216881/natur-und-stadtentwicklung
Grimm-Pretner/Wück/Barthofer/Wagner: Nachhaltige Landschaftsarchitektur. Ein Modell zur Gestaltung von Parks.
https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H85000/H85200/Nachhaltige_Landschaftsarchitektur_Parks.pdf
Kaspar, Heidi: Erlebnis Stadtpark. Nutzung und Wahrnehmung urbaner Grünräume.
https://www.researchgate.net/publication/315745480_Erlebnis_Stadtpark
Lein-Kottmeier/Ostmann/Vogt (Hg.): Nachhaltige Stadtparks. Konzept und Praxisbeispiele.
https://www.ifr.kit.edu/download/Veroeffentlichung_Nachhaltige_Stadtparks_Teaser.pdf
Lohrberg/Matros: Grüne Labore. Experimente zum Stadtpark von morgen.
https://lebendige-stadt.de/pdf/Gruene_Labore.pdf
Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MBWSV NRW): Urbanes Grün in der integrierten Stadtentwicklung. Strategien, Projekte, Instrumente.
https://www.ils-forschung.de/files_publikationen/pdfs/Urbanes_Gruen.pdf
Timpe, Axel: Produktive Parks entwerfen. Geschichte und aktuelle Praxis biologischer Produktion in europäischen Parks.
http://publications.rwth-aachen.de/record/681932/files/681932.pdf?version=2
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