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Mehr InformationenWie ist es um die Situation des Radverkehrs in Deutschland bestellt? Die aktuelle Ausgabe aus der Studienreihe „Fahrrad-Monitor“ liefert Zahlen und Erkenntnisse zur Beantwortung dieser Frage in größerem Umfang als bislang. Wir betrachten die wichtigsten Erkenntnisse der neuen Studie und ordnen diese ein.
Seit 2009 erhebt das SINUS-Institut in Intervallen von zwei Jahren die Situation des Radverkehrs in Deutschland. Die vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderte repräsentative Studienreihe „Fahrrad-Monitor“ ist 2023 bereits zum neunten Mal erschienen.
Für die Erhebung wurden vollstrukturierte Online-Fragebögen genutzt. Insgesamt sind 4.003 Personen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren nach Geschlecht, Alter, Bildung und Ortsgröße rekrutiert worden, um eine repräsentative Quotenstichprobe zu erhalten. Im Rahmen der Studie haben einzelne Bundesländer, Regionen oder Städte seit einigen Jahren die Möglichkeit, spezifische und aussagekräftige Erkenntnisse auf regionaler Ebene zu gewinnen, indem sie gezielt die Zahl der Befragten erhöhen. Für den Fahrrad-Monitor 2023 wurde diese Option von sieben Städten und Gemeinden sowie drei Bundesländern in Anspruch genommen.
Die Erhebung gibt das subjektive Stimmungsbild der Radler in Deutschland wieder. Aufgrund der Dynamik und ständigen Entwicklung des Themas wurden die Befragungsinhalte für die aktuelle Welle erweitert oder sogar ergänzt. Als neue Themen sind dadurch hinzugekommen:
Einige Themenblöcke wurden zudem um einige Aspekte erweitert. Hierzu gehören:
Der vollständige Ergebnisbericht entspricht dem Stand vom 24. November 2023. Im Nachfolgenden erläutern wir die wichtigsten Thesen und Einschätzungen des BMDV zu den Ergebnissen des Fahrrad-Monitors bezüglich der Situation von Radfahrern in Deutschland.
Fahrrad-Monitor 2023: Die Themenkomplexe im Überblick | |
Verkehrsmittelnutzung |
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Nutzungsanlässe Fahrrad |
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Gründe für und gegen die Fahrradnutzung |
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Sicherheit |
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Fahrradinfrastruktur |
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Fahrradfreundlichkeit von Politik & Arbeitgebern |
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Fahrradmarkt |
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Bike-Sharing, Pedelecs & Lastenräder |
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Fahrradtourismus |
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Radfahren in kleineren Kommunen vs. in der Stadt |
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Im Hinblick auf die regelmäßige Nutzung von Fahrrädern und Pedelecs verweist das BMDV auf ein steigendes Interesse, zumindest was die zukünftige Nutzung betrifft: Von den Befragten gaben 46 Prozent an, das Fahrrad bzw. Pedelec in Zukunft häufiger zu benutzen.
Zudem ist Radfahren für die Hälfte der Befragten in den letzten Jahren subjektiv attraktiver geworden. Auch hier ist der Abstand zu anderen Fortbewegungsarten teilweise erheblich. So fanden lediglich 40 Prozent der Studienteilnehmer, dass das zu Fuß gehen attraktiver geworden sei, beim öffentlichen Personennahverkehr waren es mit 23 Prozent sogar noch weniger. Im Vergleich mit dem Fahrrad abgeschlagen rangierte der Zugfernverkehr bei nur 13 Prozent.
Wer mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs ist, der ist dies meistens gerne. Das gilt für das Fahren in der Freizeit genauso wie für die Nutzung im Alltag:
Dennoch kommen sowohl Fahrräder als auch Pedelecs häufiger als Verkehrsmittel für den Alltag zum Einsatz als in der Freizeit.
Diese Ergebnisse müssen jedoch mit Einschränkungen betrachtet werden. Das betrifft zum Beispiel die regelmäßige Nutzung des Fahrrads, entweder täglich oder mehrmals pro Woche. Hier liegt der Anteil unter den Befragten bei 39 Prozent, was im Vergleich mit den Vorjahren (38 Prozent in 2021, 40 Prozent in 2020) einem konstanten Niveau, aber keiner Erhöhung entspricht.
In diesem Zusammenhang müssen wenigstens zwei wichtige Aspekte berücksichtigt werden, die ebenfalls aus der Studie hervorgehen:
Auch in dieser Hinsicht spielt das Auto also nach wie vor eine sehr große Rolle. Das zeigt sich entsprechend an einem Anteil von 49 Prozent der Befragten, die sich selbst als Autofahrer identifizieren. Immerhin liegen Fahrräder und Pedelecs bei der Verfügbarkeit in den befragten Haushalten auf einem ähnlichen Niveau wie Pkw. In 79 Prozent der deutschen Haushalte steht sowohl ein Fahrrad als auch ein Pedelec zur Verfügung. Ausschließlich Fahrräder ohne elektrische Unterstützung gibt es in 73 Prozent der Haushalte. Zum Vergleich: Ein Auto ist in 82 Prozent der Haushalte vorhanden.
Neben der Fahrradnutzung hat die Studie auch für das Sicherheitsgefühl der Radfahrer in Deutschland Daten ermitteln können. Von den Befragten fühlten sich 60 Prozent sicher, was einer leichten Verschlechterung im Vergleich zu 2021 entspricht (63 Prozent).
Am unsichersten fühlen sich Menschen ab einem Alter von 50 auf dem Fahrrad. In den Gruppen der 50- bis 59-jährigen und der 60- bis 69-jährigen ist der Anteil der Befragten mit unsicherem Gefühl mit jeweils 47 Prozent am höchsten. Bei den jüngsten Studienteilnehmern im Alter von 14 bis 19 Jahren ist das Gefühl der Unsicherheit hingegen deutlich geringer.
Erhebliche Unterschiede bestehen auch zwischen den Geschlechtern: Während sich bei Männern lediglich ein Drittel (32 Prozent) beim Fahren mit dem Fahrrad unsicher fühlt, ist es bei den Frauen fast die Hälfte (49 Prozent).
Zu den Hauptgründen für das Unsicherheitsgefühl von Radfahrern zählen Konflikte mit dem Autoverkehr:
Hinzu kommen plötzlich geöffnete Türen, die 42 Prozent der Befragten als Sicherheitsrisiko angaben. Mit einem Anteil von 46 Prozent gehören aber auch rücksichtslose Radfahrer zu den Gründen dafür, dass sich andere Radfahrer unsicher fühlen. Der eigene körperliche Zustand oder geringe/mangelnde Erfahrung auf dem Fahrrad zählen hingegen zu den geringfügigeren Gründen. Sie spielen lediglich für 11 Prozent der Teilnehmer eine Rolle bei ihrem Sicherheitsgefühl.
Aus den Antworten der Befragten lässt sich entnehmen, dass die infrastrukturellen Voraussetzungen für Radfahrer ein großes Thema im Hinblick auf das Sicherheitsgefühl sind. Anders formuliert: Die Schwächen der Verkehrsinfrastruktur sorgen in vielerlei Hinsicht dafür, dass sich Radfahrer unsicher fühlen.
Die Befragten monierten in diesem Zusammenhang unter anderem
Weitere Kritikpunkte betrafen unklare Verkehrsregelungen auf der Strecke (27 Prozent) und Radwege, die für andere Verkehrsteilnehmer nicht klar erkennbar sind (24 Prozent).
Im Rahmen des Fahrrad-Monitors 2023 wurde zum ersten Mal das subjektive Sicherheitsgefühl der Befragten in Bezug auf unterschiedliche Wegearten, Kreuzungen und Kreisverkehre untersucht. Dabei wurde auf eine Einschätzung gebeten, wie sicher die Teilnehmer die jeweiligen Verkehrsanlagen empfinden. Diese wurden in einzelnen Bildern gezeigt und sollten auf einer Skala als „sehr sicher“, „eher sicher“, „eher unsicher“ oder „sehr unsicher“ eingestuft werden. Als fünfte Möglichkeit konnten die Befragten auch „weiß nicht“ auswählen.
Die gezeigten Straßenabschnitte entsprachen alle den Regelmaßen der „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA). Bei der Bildauswahl wurde darauf geachtet, Abbildungen mit Störfaktoren zu vermeiden, damit diese nicht unbewusst in die Sicherheitseinschätzungen einflossen.
Die Befragung ergab, dass überwiegend solche Radwege und Kreuzungen für ein hohes Sicherheitsgefühl sorgen, die Radfahrer von anderen Verkehrsteilnehmern deutlich trennen:
Bei Kreuzungsanlagen wurden ebenfalls jene Varianten als am sichersten bewertet, die in irgendeiner Form für eine Trennung der verschiedenen Verkehrsteilnehmer sorgen. Knotenpunktzufahrten, die mit Pollern abgesichert sind, erhielten dabei die meiste Zustimmung (75 Prozent), gefolgt von baulich getrennten Radwegen bis zur Kreuzung (60 Prozent) oder Kreuzungen mit separaten Ampelphasen für Rad- und Autoverkehr (60 Prozent).
Besonders unsicher fühlen sich Radfahrer dort, wo es keine Trennung des Radverkehrs zu anderen Verkehrsarten gibt. Daran ändern auch Geschwindigkeitsbegrenzungen nichts – selbst bei Tempo 30 empfanden nur 21 Prozent der Befragten das Radfahren als sicher, solange es im Mischverkehr ohne Separierung stattfinden muss.
Die Beurteilung der Fahrradpolitik auf Landesebene zeigt durchaus Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Führend ist Bremen, hier wird die Politik für Radfahrer von 70 Prozent der Befragten als fahrradfreundlich beurteilt. Ähnlich gut sind die Ergebnisse für Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg mit jeweils 68 Prozent positiven Bewertungen.
Mit einem Anteil von 11 Prozent im Bereich „sehr fahrradfreundlich“ bildet Berlin in dieser Hinsicht die Spitze, nur Hamburg (9 Prozent) und Baden-Württemberg (8 Prozent) erreichen hier ähnliche Werte.
In Thüringen wird die Fahrradpolitik deutlich kritischer betrachtet, hier liegt der Anteil positiver Angaben nur bei 42 Prozent.
Fahrradfreundlichkeit von und Forderungen an Politik und Arbeitgeber
Ein zentrales Kriterium, das der Fahrrad-Monitor bei jeder neuen Auflage untersucht, ist die Fahrradfreundlichkeit von Politik und Arbeitgebern. Dieser Aspekt ist deshalb so wichtig, weil er eng mit den Voraussetzungen für einen sicheren und attraktiven Radverkehr verbunden ist.
Laut Ergebnissen des Fahrrad-Monitors schneiden sowohl Politik als auch Arbeitgeber in diesem Kontext gut ab:
Der Blick auf die Zeitreihe zeigt bei den positiven Bewertungen der Fahrradpolitik einen Aufwärtstrend – und zwar auf allen Ebenen. Seit 2019 werden die politischen Bemühungen um den Radverkehr kontinuierlich besser beurteilt. Die Politik des Bundes konnte sich um 10 Prozentpunkte steigern, auf Landes- und Kommunalebene sind es jeweils 9 Prozentpunkte. Darüber hinaus attestierten 46 Prozent der Befragten ihren Kommunen, mehr für die Verbesserung der Radverkehrssituation zu tun als noch vor ein paar Jahren.
Das gute Stimmungsbild heißt wiederum nicht, dass es keine Veranlassung zu weiterem Handeln gäbe. Denn im Rahmen des Fahrrad-Monitors wurden ebenfalls verschiedene Forderungen formuliert, die sowohl an die Politik als auch an die Arbeitgeber gerichtet sind. Grundsätzlich drehen sich die Wünsche um einen weiteren Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur und damit bessere Voraussetzungen für die Fahrradnutzung.
Die Wunschliste der Radfahrer umfasst einige Forderungen von größerer Dringlichkeit. Dazu gehören:
Ein weiterer Wunsch sind sichere Abstellanlagen für Fahrräder. Um diese Forderungen zu erfüllen und mehr Radwege zu realisieren, sollte die Politik nach Meinung von 65 Prozent der Befragten mehr Geld ausgeben.
Die Wünsche an die Arbeitgeber sehen ähnlich aus. Sie reichen von finanziellen Zuschüssen rund um das Thema Radfahren (47 Prozent) über ein stärkeres Engagement für bessere Radwege bei der Kommune (41 Prozent) bis hin zu Reparaturmöglichkeiten für das Fahrrad.
Die vielen guten Ergebnisse, die das BMDV in seiner Zusammenfassung des Fahrrad-Monitors 2023 herausstellt, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor in vielen Bereichen Potenzial für Verbesserungen besteht. Das zeigen zum Beispiel die Antworten auf Fragen zum Sicherheitsempfinden insgesamt und im Hinblick auf verschiedene Wegearten, Kreuzungen etc.: Hier gibt es in puncto Sicherheit und Ausbau der Radfahrinfrastruktur immer noch Nachholbedarf, zumal sich diese beiden Aspekte gegenseitig bedingen.
Besser könnten die Voraussetzungen außerdem bei der Kombination von Radverkehr und ÖPNV sein. Denn die Möglichkeit, das Fahrrad im Nah- und Fernverkehr mitnehmen zu können, hat unter Radlern einen hohen Stellenwert. Dennoch ist die Nutzung bislang mit einem Anteil von 19 Prozent der Befragten vergleichsweise niedrig. Dabei würde die Verbindung von ÖPNV und Fahrrad den Aktionsradius beider Verkehrsmittel deutlich erhöhen – und damit ein wesentliches Argument gegen die Fahrradnutzung widerlegen: nämlich zu weite Wege, um sie mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Diese Beispiele machen deutlich, dass die Radverkehrssituation in vielen Belangen noch verbesserungswürdig ist. Das gilt genauso für die sehr unterschiedliche Bedeutung des Fahrrads als Fortbewegungsmittel auf dem Land und in der Stadt. Denn hier ist das Gefälle weiterhin sehr groß: Während Radfahren in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern für 45 Prozent der Befragten regelmäßig eine Option ist, nutzen auf dem Land nur 37 Prozent der Menschen das Fahrrad.
Grundsätzlich zeichnet der Fahrrad-Monitor 2023 ein positives Bild der Radverkehrssituation in Deutschland mit vielen guten Entwicklungen im Vergleich zu früheren Befragungen. Dennoch könnten die Voraussetzungen in einigen Bereichen – Sicherheit, Radverkehrsinfrastruktur, Kombination mit ÖPNV, Förderungen etc. – noch besser sein. Die Radfahrer haben in dieser Hinsicht klare Forderungen und Wünsche an Politik und Arbeitgeber formuliert.
Quellen:
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)/ SINUS-Institut: Fahrrad-Monitor 2023. Ergebnisse einer repräsentativen Online-Befragung
https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/StV/fahrradmonitor-langfassung.pdf?__blob=publicationFile
BMDV: Fahrrad-Monitor
https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/Radverkehr/fahrradmonitor.html
Vision Mobility: Fahrradmonitor 2023: Bikes & Cargobikes immer beliebter – trotzdem Stagnation
https://vision-mobility.de/news/fahrradmonitor-2023-bikes-cargobikes-immer-beliebter-trotzdem-stagnation-296453.html
Bilder:
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