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Stadt und Natur, das gilt vielfach noch immer als Gegensatzpaar. Dabei profitieren die Städte in vielerlei Hinsicht davon, der Natur ihre Freiräume zu lassen. Umgekehrt leistet Natur in der Stadt einen wichtigen Beitrag bei der Erhaltung der Artenvielfalt – und schafft so wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen.
„Stadtnatur“, Stadtgrün, grüne Infrastruktur: Diese Begriffe wecken Assoziationen mit ausgedehnten städtischen Parkanlagen und von Bäumen gesäumten Alleen. Falsch sind diese Vorstellungen nicht, sie erfassen allerdings nicht den vollen Umfang dessen, was „Stadtnatur“ etwa im gleichnamigen „Masterplan“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) bedeutet:
„In diesem Masterplan wird der Begriff „Stadtnatur“ als Gesamtheit aller Lebensräume innerhalb einer Stadt verstanden, die für die Artenvielfalt von Bedeutung sind.“
Daraus ergibt sich eine wesentlich längere Liste von Freiflächen und baulichen Elementen, die ein Bestandteil dieser städtischen Natur sein können. Zumal der Masterplan des BMU vorsieht, die naturnahen Stadtflächen über die Stadtwälder, Brachen und Agrarflächen mit der umliegenden Landschaft zu vernetzen.
Bei der Förderung der „Stadtnatur“ ist die Erhaltung der Artenvielfalt ein wichtiger Schwerpunkt. Immerhin sorgt die urbane Bebauung dafür, dass viele natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren gehen. Die Bio-Diversität von Flora und Fauna kommt aber ebenso den Menschen in vielerlei Hinsicht zugute:
Im Zentrum des „Masterplans Stadtnatur“ steht jedoch die Artenvielfalt. In diesem Zusammenhang spielen die naturnahen Bereiche der Städte bereits jetzt eine bedeutende Rolle. Sie sind zu neuen Lebensräumen für eine große Anzahl verschiedener Tier- und Pflanzenarten geworden, weil diese innerhalb der Stadt ganz unterschiedliche Bedingungen für eine Ansiedlung vorfinden. Allein in Berlin lassen sich mehr als 20.000 verschiedene Arten von Pflanzen und Tieren zählen.
Der „Stadtnatur“-Begriff des BMU umfasst große Parkanlagen genauso wie einzelne Bäume. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten und Maßnahmen, eine Stadt naturorientiert zu gestalten. Handlungsfelder gibt es im Großen wie im Kleinen. Im Rahmen der Stadtentwicklung können beispielsweise ganz allgemein Impulse gesetzt werden – durch Projektförderungen, ein optimiertes Grünflächenmanagement oder eine Innenentwicklung, die bei der Nachverdichtung Raum für Grünflächen lässt.
Veränderungen können aber auf vielen Ebenen vorgenommen werden, von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure und in nahezu allen Bereichen des städtischen Lebens. Wichtig ist, dass es bei „Stadtnatur“ nicht allein um eine Ausdehnung der Begrünung geht. Für eine Förderung der Artenvielfalt müssen vor allem vielfältige Lebensräume geschaffen werden.
In den Wohnquartieren kann „Stadtnatur“ mit verschiedenen Maßnahmen geschaffen werden. Das Spektrum reicht von Gebäudebegrünung bis hin zu Gemeinschaftsgärten.
Denkbar ist außerdem das Anlegen von Biotopen und Kleingewässern. Rückhaltebecken etwa bieten hierfür gute Voraussetzungen. Solche Veränderungen helfen zugleich bei einer naturnahen Regenwasserbewirtschaftung.
Nisthilfen für Insekten, Vögel oder Fledermäuse fördern ebenfalls die Bio-Diversität. Pflanzkübel mit heimischen Pflanzen können selbst dort für mehr Grün sorgen, wo die Möglichkeiten zum Anlegen von Grünflächen nicht gegeben sind.
Auf Kita- und Schulgeländen lohnt sich die Förderung von „Stadtnatur“ aus mehreren Gründen. Denn hier gehen Naturraum und Erlebnis- bzw. Lernraum unmittelbar ineinander über.
Die Kinder erhalten damit nicht nur die Möglichkeit, die Natur im schulischen Umfeld zu erfahren. Sie können diese aktiv mitgestalten.
Gemüse- und Kräuterbeete vermitteln einen Eindruck davon, wie das Pflanzenwachstum funktioniert, naturnahe Freiflächen mit Gehölzen, Matsch und Laub laden zum Entdecken ein.
Zudem lassen sich kindgerechte Projekte an die Naturgestaltung anschließen, etwa zu Tier- und Pflanzenkunde, Ernährung oder ähnlichem.
Nachhaltigkeit ist für Unternehmen ein wichtiges Thema und schon das eigene Firmengelände bietet einiges Potenzial, um zur „Stadtnatur“ beizutragen. Dies gilt in gleicher Weise für die Gestaltung ganzer Gewerbegebiete.
Begrünte Frei-, Dach- und Wandflächen helfen mit artenreicher Bepflanzung nicht nur in puncto Bio-Diversität. Sie schaffen darüber hinaus ein angenehmes Klima für die Mitarbeiter und können prinzipiell zu Energieeinsparungen beitragen.
Projekte für die Realisierung naturnaher und/oder insektenfreundlicher Betriebsgelände werden vom BMU gefördert. Damit stehen auch kleineren und mittleren Unternehmen Mittel für mehr „Stadtnatur“ zur Verfügung.
Der Platz für einen privaten Haus- oder Kleingarten ist in der Stadt zwar nicht immer vorhanden, dennoch können selbst auf kleinstem Raum naturnahe Umgebungen geschaffen werden.
Neben gestalterischen Maßnahmen trägt beispielsweise der Verzicht auf synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu einer größeren Artenvielfalt bei. Heimische, standortgerechte Pflanzen auf dem Balkon bieten vielen Insekten ein reiches Nahrungsangebot.
Wo die Möglichkeiten zum Urban Gardening bestehen, sollte ebenfalls eine passende Bepflanzung gewählt werden. Naturmaterialien (Totholzbeete, Trockenmauern etc.) dienen zusätzlich als Lebensraum für viele verschiedene Tiere.
Der Schutz von Artenvielfalt und die Umgestaltung der urbanen Umgebung sind wichtige und gleichzeitig herausfordernde Aufgaben. Deshalb unterstützt das BMU seit 2011 mit dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ Konzepte und Projektideen.
„Außenstelle Natur“ und „Unternehmen Biologische Vielfalt“ richten sich beispielsweise an Betriebe und Wirtschaftsverbände. „Urbanität & Vielfalt“ fördert Bio-Diversität mit Hilfe von bürgerschaftlichem Engagement. Mit „KennArt“ wird ein Schulungssystem entwickelt, um die Artenkenntnis zu verbessern.
Diese wenigen Beispiele zeigen, welche unterschiedlichen Ansätze Projekte zum Thema biologische Vielfalt verfolgen können.
Insekten sind auf blühende Wiesen als Lebensraum und Nahrungslieferant angewiesen. Deshalb gehen viele Städte inzwischen dazu über, Grün- und Rasenflächen insektenfreundlicher zu gestalten.
Im nordrhein-westfälischen Leichlingen hat der Bauhof in einem Kreisverkehr ein Wildblumenprojekt gestartet. Neben gebietsheimischen Blumen wurden außerdem Gräser beigemischt, die Schmetterlingsraupen als Nahrung dienen.
Die Verwendung mehrjähriger Wildblumen wie Wiesenmargerite, Lichtnelken, Wiesenmalve und anderen sorgen für eine bunte Blütenpracht. So erhält sich die Blühwiese gewissermaßen selbst.
Die Stadt Iserlohn hat 2020 in einem deutlich größeren Maßstab damit begonnen, kommunale Grünflächen umzugestalten. Mit Hilfe von ortsansässigen Landwirten sollen insgesamt rund 20.000 Quadratmeter Rasenflächen zu Blühwiesen umgestaltet werden. Dazu werden Pflanzen aus der Region gesät. Gemäht werden die Wiesen einmal im Jahr im Herbst.
Damit sich Insekten auf den verschiedenen Flächen ansiedeln können, wird auf die Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verzichtet. Eine Ausweitung des Programms ist in der Zielsetzung ausdrücklich vorgesehen.
In Bamberg und dem Regnitztal stehen die Straßenränder als potenzielle artenreiche Lebensräume im Fokus. Das Projekt ist Teil des überregionalen Programms „SandAchse Franken“ und läuft bereits seit 1998. Inzwischen umfasst es eine Gesamtfläche von etwa 10 Hektar.
Die Umstellung von intensiver auf extensive Pflege hat nicht nur eine artenreiche Vegetation ermöglicht (mit 140 neuen Blütenpflanzen). Weil die Grünflächen nur noch ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden, konnten außerdem Einsparungen bei Arbeits- und Energiekosten erreicht werden.
Biologische Vielfalt existiert in den Städten in vielen Bereichen, nicht nur in jenen, die offensichtlich als Lebensraum für Pflanzen und Tiere geeignet sind. Dass Artenvielfalt eben nicht nur in den Parkanlagen und Stadtwäldern möglich ist, eröffnet bei einer naturnahen Ausrichtung der Stadt verschiedene Ansatzpunkte und Möglichkeiten.
Dach- und Fassadenbegrünungen helfen dabei, die städtische Bebauung zu einem vielfältigen Lebensraum umzugestalten. In vielen Fällen sind das die Gebäude selbst aber schon und werden als Quartiere oder Brutplätze genutzt.
Die Stadt Friedrichshafen macht deshalb unter dem Motto „Artenschutz am Haus“ Grundstücksbesitzer und Hausbauer auf diesen Umstand aufmerksam. Grund für das fortlaufende Projekt waren unter anderem Mehlschwalben und Mauersegler, die im Stadtkern ein Zuhause gefunden
Das Beispiel des Ravensburger Hauptfriedhofs zeigt, welche unterschiedlichen Interessen bei der Umsetzung von „Stadtnatur“ zu berücksichtigen sind. Im Rahmen eines mehrjährigen Projekts wurde ein Konzept entwickelt, das die Zweckbestimmung als Friedhof, Fragen von Verkehrssicherheit und Denkmalschutz sowie den ökologischen Wert (als Heimat für rund 30 Brutvögel und verschiedene Fledermausarten) miteinander vereint.
Vor allem durch neue Pflanzungen und eine angepasste Pflege soll die etwa 5,7 Hektar große Parkanlage in der Kernstadt Ravensburg weiterhin die Artenvielfalt fördern.
Bienen leisten unter anderem als Bestäuber wichtige Dienste für eine gedeihende Natur. Wildbienen fehlt es in Städten aber häufig an Pflanzen und Nistmöglichkeiten. Die Stadt Köln hat deswegen schon 2017 ein Projekt ins Leben gerufen, um der Gefährdung der Wildbienen entgegenzuwirken.
Dazu wurden seither naturnahe Flächen angelegt und die Info-Kampagne „Pflanzt Futter für Wildbienen“ gestartet. Kommunales und privates Engagement sollen zusammen für ein stärkeres Bewusstsein und bessere Voraussetzungen für den Wildbienenschutz sorgen.
Für eine naturnahe Stadt sind gestalterische Maßnahmen ein wichtiges Instrument. Flächenumwandlungen, Bepflanzungen, Renaturierungen von Bächen und Biotopen tragen dazu bei, innerhalb der Städte Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Begleitende Maßnahmen wie Informationsveranstaltungen, Exkursionen etc. helfen gleichzeitig dabei, das Bewusstsein und die Akzeptanz für die Umwandlungen des städtischen Raums zu stärken.
Quellen:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU)/ Bundesamt für Naturschutz (BfN): Projekte des Bundesprogramms Biologische Vielfalt.
https://biologischevielfalt.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/Broschuere_BPBV_gesamt_barrierefrei.pdf
BMU: Masterplan Stadtnatur. Maßnahmenprogramm der Bundesregierung für eine lebendige Stadt.
https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/masterplan_stadtnatur_bf.pdf
BMU: Masterplan-Kommunen: Vorbilder für den Klimaschutz. Praxisbeispiele aus 19 Städten, Gemeinden und Landkreisen.
https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/masterplan-kommunen_bf.pdf
BfN: Natur in der Stadt.
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/StadtNaturBegleitheft.pdf
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany: Stadtnatur – grüne Freiräume schaffen.
https://www.bund.net/themen/naturschutz/stadtnatur-gruene-freiraeume-schaffen/
Kommunen für biologische Vielfalt: Stadt Friedrichshafen. Geschützte Tierarten an und in Gebäuden.
https://www.kommbio.de/praxisbeispiele/friedrichshafen-geschuetzte-tierarten-an-und-in-gebaeuden/
Dies.: Stadt Ravensburg. Biodiversität auf dem Hauptfriedhof.
https://www.kommbio.de/praxisbeispiele/biodiversitaet_hauptfriedhof/
Dies.: Stadt Köln. Pflanzt Futter für Wildbienen: Wildbienenschutz aktiv – ganz Köln macht mit.
https://www.kommbio.de/praxisbeispiele/wildbienenschutz/
Dies.: Stadt Bamberg. Straßenränder auf Terrassensand.
https://www.kommbio.de/praxisbeispiele/strassenraender_auf_terrassensand/
Dies.: Blütenstadt Leichlingen. „Wir sind Blütenstadt“ – Wildblumen im Stadtgebiet.
https://www.kommbio.de/praxisbeispiele/leichlingen-wildblumen-im-stadtgebiet/
Weiterführende Links:
Biodiversität: Schützen. Nutzen. Leben. Informationsportal rund um die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt.
https://biologischevielfalt.bfn.de/
Außenstelle Natur – Firmengelände naturnah gestalten.
https://aussenstellenatur.de/
Naturstadt. Kommunen schaffen Vielfalt.
https://www.wettbewerb-naturstadt.de/
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