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Der öffentliche Raum ist für Fußgänger nicht nur dazu da, um sich von einem Punkt zum nächsten zu bewegen. Er bietet auch Gelegenheiten zum Verweilen und Ruhen. Eine wichtige Voraussetzung hierfür sind Sitzgelegenheiten, sofern sie denn vorhanden sind. Denn in vielen Städten fehlt es an öffentlichen Bänken – und damit an Aufenthaltsqualität.
Das Klischee vom Stadtleben beinhaltet üblicherweise rege Betriebsamkeit und viel Hektik. Rund um die Uhr sind alle irgendwohin unterwegs: zur Arbeit, zu Terminen, zu Veranstaltungen, nach Hause. Das Bild vom öffentlichen Raum in der Stadt ist geprägt von Bewegung.
Dabei suchen gerade Fußgänger dort immer wieder nach Möglichkeiten zum Verweilen und Ausruhen von dieser Betriebsamkeit. Parkbänke und andere Sitzgelegenheiten laden dort zur Erholung und zum Innehalten ein.
Für einen lebenswerten öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität braucht es deshalb eine ausreichende Ausstattung mit Stadtmobiliar, das Jung und Alt kürzere – oder längere – Auszeiten gestattet.
In vielen Städten und Gemeinden gibt es allerdings ein Problem mit öffentlichen Bänken, die von allen vorbeikommenden Menschen genutzt werden könnten: Sie fehlen.
Zwar sind in den belebten Innenstädten durchaus Sitzgelegenheiten vorhanden, diese gehören aber größtenteils zu den Gastronomiebetrieben. Wer sitzen möchte, muss also etwas verzehren – und für seinen Sitzplatz „zahlen“. Für die Restaurants, Cafés, Eisdielen und Bistros ist das ein wirtschaftlich relevanter Faktor und für die Passanten sind solche Sitzmöglichkeiten häufig die einzige Option.
Gerade in Fußgängerzonen und anderen stark frequentierten Straßen gibt es vielerorts zu wenige oder gar keine Bänke, die kostenlos zur Verfügung stehen. Besser sieht es dagegen in Parks und Grünanlagen aus.
Der öffentliche Raum übernimmt viele Funktionen im täglichen Leben und eine besonders wichtige ist die des Begegnungsraums. Im städtischen Zusammenhang wird er durch diese Rolle sogar noch wertvoller, weil private Freiflächen für Begegnungen mit anderen Menschen zumeist fehlen.
An den Stadträndern oder im ländlichen Raum sind fast überall Gärten vorhanden, die ein geselliges Beisammensein oder entspannte Momente im Freien erlauben. In der Stadt hingegen sind es die öffentlichen Parks und Plätze, die diese Funktion übernehmen und sozusagen als „erweitertes Wohnzimmer“ dienen.
In den Lockdowns während der Corona-Pandemie wurde nochmals deutlich, wie groß das Bedürfnis der Menschen nach solchen Freiräumen ist – und welche Rolle dabei die Parkbänke spielen, deren Nutzung vielerorts eingeschränkt wurde.
Auf einer allgemeinen Ebene lässt sich die Nutzung des öffentlichen Raums in zwei Aktivitäten unterteilen: Bewegung und Aufenthalt. „Aufenthalt“ bedeutet in diesem Fall Verweilen, wenngleich damit sehr verschiedene Dinge gemeint sein können – zum Beispiel unterschiedliche Positionen und Tätigkeiten:
Parkbänke haben den großen Vorteil, dass sie im vielfältigen Kontext des Verweilens eine ganze Reihe von Funktionen übernehmen können. Manche Aktivitäten werden durch das Bereitstellen von Sitzbänken im öffentlichen Raum überhaupt möglich gemacht.
Ausruhen, vor sich hin dösen, den eigenen Gedanken nachhängen – dieses „zweckfreie Sitzen“ ist erst mit bequemen Sitzgelegenheiten wirklich denkbar. Im Stehen würde schlichtweg der Komfort fehlen, den es für solche entspannte und entspannende Tätigkeiten braucht.
Der Schweizer Fachverband für Fußgänger „Fussverkehr Schweiz“ verweist in einem Überblick zum urbanen Aufenthalt darauf, dass es essenzielle Wechselwirkungen zwischen Sitzbänken, Aufenthaltsaktivitäten und der Qualität des Ortes gibt:
Parkbänke und Senioren, die von ihrem Sitzplatz aus in aller Ruhe die Umgebung und die Menschen beobachten: Das ist nicht nur eine verbreitete Assoziation, wenn es um die Frage geht, wer denn eigentlich die Bänke in den Städten nutzt. Es dürfte in Zukunft ein immer häufigeres Bild im öffentlichen Raum werden, bedingt durch den demografischen Wandel. Dabei sind es keineswegs nur ältere Menschen, die von einer größeren Zahl bereitgestellter Sitzgelegenheiten profitieren würden. Vielfältige Angebote können im Gegenteil die Bedürfnisse vieler Nutzergruppen befriedigen.
Sitzmöglichkeiten für Eltern mit Kindern müssen verschiedene Funktionen leisten. In erster Linie sollten sie dabei helfen, die Kleinen jederzeit beaufsichtigen zu können.
Ein zentraler Aspekt ist dabei die Positionierung der Bänke, damit die Umgebung für die Eltern immer frei einsehbar ist.
Daneben spielen soziale Interaktionen (z. B. mit anderen Eltern) eine Rolle. Ebenfalls wichtig sind Bänke, die für die Kinder selbst gut nutzbar sind. So haben sie Gelegenheit zu Verschnaufpausen während des Spielens oder können zur Stärkung in Ruhe etwas essen und trinken.
Je nach Alter unterscheiden sich die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen deutlich.
Ab einem gewissen Alter können sich Kinder ohne Eltern frei bewegen, sie schätzen aber Gefahren oft noch nicht richtig ein. Sichere Abstände zwischen Sitzgelegenheiten und gefährlichen Verkehrswegen sind deshalb wichtig.
Jugendliche nutzen öffentliche Sitzbänke häufig als Treffpunkt und Ort der Begegnung. Ihr vereinnahmendes Verhalten birgt jedoch Konfliktpotenzial mit anderen Nutzern. Für beide Gruppen stellt es übrigens meist kein Problem dar, auch den Boden oder die Rückenlehnen der Bänke zum Sitzen zu nutzen.
Für die seniorengerechte Stadtplanung gibt es zwei Prämissen: Einerseits soll der öffentliche Raum Bewegung als gesundheitsförderndes Mittel unterstützen. Andererseits müssen für die Älteren ausreichend Möglichkeiten zum Ausruhen vorhanden sein, um zu lange Wege zu verhindern.
Speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnittene Stadtmöbel bieten ergonomischen Komfort und einen erleichterten Zugang. Damit bauen sie zugleich Barrieren für ältere Menschen ab und ermöglichen ihnen, am öffentlichen Leben teilzuhaben.
Parkbänke für Ältere dienen dabei einerseits als Begegnungsort, andererseits auch als Möglichkeit zu beobachten.
Das „BNCH project“ im niederländischen Groningen ging über mehrere Wochen der Frage nach, wie Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum überhaupt genutzt werden.
Eine moderne, modulare Holzbank wurde zu diesem Zweck an verschiedenen Stellen in der Stadt aufgestellt. Ein integrierter QR-Code gab den Sitzenden die Gelegenheit zur Teilnahme an einer Befragung zum Sitzen im öffentlichen Raum, flexible Mittelteile luden zum Experimentieren ein und Sensoren registrierten das Nutzerverhalten.
Das Ergebnis: An stark frequentierten Orten stieg die Frequenz des Sitzens – geringere Verweildauer, häufigere Wechsel. Umgekehrt verhielt es sich an ruhigeren Stellen – die Zahl der Nutzungen lag niedriger, dafür blieben die Menschen länger sitzen. Grundsätzlich zeigte das Projekt aber das allgemeine Bedürfnis nach Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum.
Sitzbänke und der öffentliche Raum stehen in einer engen Beziehung. Deshalb ist die räumliche Einordnung von besonderer Bedeutung, damit die Sitzgelegenheiten wie gewünscht genutzt werden können. Weil Stadtmöbel unterschiedliche Funktionen übernehmen und verschiedene Nutzergruppen ansprechen können, müssen die entscheidenden Kriterien für die Positionierung von Situation zu Situation berücksichtigt werden.
Wo im öffentlichen Raum Sitzmöglichkeiten fehlen, lässt sich auf verschiedenen Wegen genau analysieren. Das niederländische „BNCH project“ (siehe Infokasten) ist eine denkbare Herangehensweise. Im nordrhein-westfälischen Lippstadt wurden für eine Erhebung Standortbegehungen mit Seniorenbeiräten und -vertretungen durchgeführt. Zentrale Aspekte für einen passenden Standort sind folgende Fragen:
Wie die Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum und zueinander angeordnet werden, hat einen direkten Einfluss auf die Funktion und Nutzung. Mögliche Anordnungen – im Kreis, in einer Linie etc. – eignen sich deshalb unterschiedlich gut für bestimmte Aktivitäten (etwa soziale Interaktionen oder das Betrachten der Landschaft). Die Lösungen ergeben sich in der Regel schon aus der geplanten Nutzung der Bänke.
Im Zusammenspiel verschiedener Sitzmöbel – etwa durch die Ergänzung der Parkbänke durch Hocker oder Stühle – lassen sich „dynamische“ Sitzgruppen bilden. Die einzelnen Sitzelemente können damit zu einem lockeren Verbund angeordnet werden, mit dem sich Kommunikation und Geselligkeit fördern lassen.
Nicht zuletzt deshalb, weil die Menschen nicht nur nebeneinander sitzen können, sondern einander zugewandte Plätze finden. Das erleichtert Gespräche und das allgemeine Miteinander.
In Barcelona wird diese Form der Anordnung bereits an vielen Stellen umgesetzt. Auf den ersten Blick zufällig zueinander positionierte Sitzgruppen finden sich daher auf den Ramblas und in den Parks der Stadt.
Der zentralen Rolle von Sitzbänken im öffentlichen Raum muss nicht nur mit deren quantitativer Verfügbarkeit Rechnung getragen werden. Als Stadtmöbel und stadtgestalterisches Element haben Parkbänke vielmehr zahlreiche Kriterien zu erfüllen:
Insgesamt darf die Wirkung von Parkbänken und anderen Sitzgelegenheiten auf die Qualität des öffentlichen Raums nicht unterschätzt werden. Sie ermöglichen einen reizvollen, geselligen Stadtraum, in dem alle Menschen ihren (Sitz-)Platz finden können.
Quellen:
Aboutcities. Städte in Niedersachsen: Liebeserklärung an die Parkbank. Eine Ode dem Nichtstun.
https://aboutcities.de/staedte/wolfenbuettel/liebeserklaerung-an-die-parkbank
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Kommune gemeinsam gestalten. Handlungsansätze zur Beteiligung Älterer vor Ort.
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94166/22ab5b0ab76d7a57fe2ee3f1b156b512/kommune-gemeinsam-gestalten-data.pdf
Diener, Andrea: Vom kostenfreien Sitzen. Die Parkbank.
https://blogs.faz.net/ding/2010/04/03/vom-kostenfreien-sitzen-die-parkbank-193/
Geht-doch.Wien Initiative fürs Zu Fuß Gehen und den Öffentlichen Raum: „Sitz doch“ à la Niederländisch.
https://geht-doch.wien/2020/02/25/sitz-doch-a-la-niederlaendisch/
Humankind.City: The Benchmark – A Smart Bench That Teaches Cities About the Public Space.
https://www.humankind.city/post/the-benchmark-a-smart-bench-that-teaches-cities-about-the-public-space
Pochon, Mathieu/ Schweizer, Thomas: Sitzen im öffentlichen Raum. Ein Überblick zum urbanen Aufenthalt.
https://fussverkehr.ch/fileadmin/redaktion/publikationen/20150223_Sitzen-im-oeffentlichen-Raum.pdf
Schneider, Anette (Deutschlandfunk Kultur): Rettet die Parkbank!
https://www.deutschlandfunkkultur.de/oeffentlicher-raum-rettet-die-parkbank.2156.de.html?dram:article_id=355765
Thiel, Sophie/ Dechant, Christian/ Münster, Guntram: Sitz-Doch. Der Sesseltanz für mehr Demokratie im öffentlichen Raum.
https://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/08_publikationen/verbandszeitschrift/FWS/2020/3_2020/FWS_3_20_Thiel_et_al.pdf
Trudslev, Alexandra: Die neue Bankenkrise.
https://www.zeit.de/entdecken/2018-06/parkbaenke-oeffentlicher-raum-mobile-stadt-urbanisierung?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F
Winkler-Hermaden, Rosa: Tratschen, Arbeiten, Essen. Das Recht aufs Bankerl im öffentlichen Raum.
https://www.derstandard.de/story/2000126773903/das-recht-aufs-bankerl-im-oeffentlichen-raum
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