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Bereits seit 2009 besteht der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). In jedem Jahr werden Kommunen und Regionen für ihre Leistungen in verschiedenen Kategorien nachhaltiger Entwicklung ausgezeichnet. Wir stellen einige Best-Practice-Beispiele aus dem Kreis der Sieger von 2021 vor.
Wie lassen sich aus den erfolgreichen und vorbildlichen Maßnahmen für den Klimaschutz, die einzelne Kommunen umsetzen, Synergieeffekte für andere Städte und Gemeinden ableiten? Mit dem Wettbewerb „Klimaaktive Kommunen“ setzt das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) auf eine Mischung aus gestärkter Handlungskompetenz und Wissenstransfer. Mit der Verleihung des Preises werden die Best-Practice-Beispiele öffentlichkeitswirksam vorstellt.
In Kooperation mit dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Landkreistag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund werden seit 2009 verschiedene Projekte beurteilt und ausgezeichnet. Teilnehmen können Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen aus dem gesamten Bundesgebiet. Eine Jury aus Vertretern des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamts sowie der Kooperationspartner des Wettbewerbs wählt für jede der Kategorien drei gleichrangige Gewinner aus, die jeweils ein Preisgeld von 25.000 Euro erhalten.
Maßnahmen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel sind vielfältig. Um einzelne Projekte besser identifizieren und einordnen zu können, ist der Wettbewerb in drei Kategorien unterteilt. Daneben verleiht die Jury einen Sonderpreis für Maßnahmen, die Klimaschutz und Naturschutz miteinander verbinden.
Die teilnehmenden Kommunen bewerben sich für eine der Kategorien. Für den Wettbewerb 2022 wurde mit „Klimafreundliche Verwaltung“ eine neue Kategorie eingeführt. Darunter fallen Strategien und Maßnahmen, mit denen sich Treibhausgase in der Kommunalverwaltung reduzieren lassen. Sie müssen dazu einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und verschiedene Aspekte bündeln – von energieeffizienten Gebäuden über klimaschonendes Mobilitätsmanagement bis hin zur Beteiligung der Mitarbeiter. Die neue Wettbewerbskategorie ersetzt die bisherige Kategorie „Klimaaktivitäten zum Mitmachen“, die allerdings für die Preisvergabe 2021 noch gültig war.
Die Gewinner des Jahres 2021 zeigen deutlich, wie unterschiedlich sinnvolle und erfolgreiche Maßnahmen für den Klimaschutz auf kommunaler Ebene aussehen können. Die Projekte reichen von der energieautarken Kläranlage (Markt Peißenberg) bis zum Elektro-Carsharing (Landkreis Grafschaft Bentheim). Die große Bandbreite der Beispiele soll laut Prof. Dr. Carsten Kühl (Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Difu) helfen, die Möglichkeiten „erlebbar“ zu machen: „Das heißt, wir sollten gute Beispiele präsentieren, die es zu reproduzieren und zu vervielfachen lohnt, Erfahrungen mit anderen teilen, Kooperationen bilden, um gemeinsam in die Umsetzung zu gehen, und Anreize zu setzen, um viele weitere Akteure mitzunehmen.“ Einige der ausgezeichneten Projekte stellen wir nachfolgend vor.
Das baden-württembergische Singen im Landkreis Konstanz suchte nach einer Möglichkeit, das Aufkommen von Einweg-Geschirr in der rund 49.000 Einwohner zählenden Stadt zu reduzieren. Mehrweg statt Einweg sollte in den lokalen Gastronomiebetrieben und Bäckereien zum Einsatz kommen – und zwar in einem einheitlichen System.
Um eine praktikable Lösung zu finden, die auch die örtlichen Gastronomen mittragen, wurden diese frühzeitig in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Neben der Wahl des Mehrweg-Anbieters wurden die Betriebe im Vorfeld auch über die Rahmenbedingungen des neuen Mehrwegsystems informiert.
Diese beinhalten finanzielle Anreize in Form von Förderzuschüssen für den Vertragsabschluss sowie Bonuszahlungen für den langfristigen Verzicht auf Einweg-Artikel. Dazu übernimmt die Stadt sowohl die Öffentlichkeitsarbeit für das Pfandsystem als auch organisatorische Aufgaben (etwa Bestellungen beim Anbieter).
In der Ruhrpott-Metropole Essen gibt es bereits seit 2017 Bemühungen, die lokalen Arbeitgeber aktiv in die Verkehrswende einzubeziehen. Konkret sollen Anreize geschaffen werden, damit die Betriebe ihren Mitarbeitern den Umstieg auf das Fahrrad erleichtern, um die Mobilität in der Stadt klimafreundlicher zu gestalten.
Die Aufgabe, eine betriebliche Radfahrkultur aufzubauen, ist vielschichtig. Deshalb bietet die Stadt Essen interessierten Unternehmen verschiedene Hilfestellungen an:
Das Zertifikat wird in Bronze, Silber und Gold vergeben. Ausschlaggebend sind europaweit einheitliche Kriterien, die in verschiedenen Bereichen die Fahrradfreundlichkeit prüfen. Gefordert ist für alle Siegel die Benennung von betrieblichen Radverkehrskoordinatoren. Ansonsten entscheiden Maßnahmen wie ausreichende und sichere Fahrradstellplätze – etwa Fahrradparker und Anlehnbügel oder Fahrradunterstände –, Umkleide- und Duschmöglichkeiten im Betrieb, Fahrrad-Checks, die Bereitstellung von Dienstfahrrädern und viele Punkte mehr darüber, wie gut ein Unternehmen abschneidet.
Seit der Einführung haben 16 Unternehmen und Organisationen das Zertifikat der Stadt Essen erhalten. Regelmäßige Aktionen und Fördermaßnahmen sollten dazu beitragen, dass die Zahl weiter steigt. Dabei hilft auch der „Arbeitskreis Fahrradfreundlicher Arbeitgeber in Essen“, in dem seit 2019 ein Austausch zwischen zertifizierten Betrieben und solchen, die das Zertifikat erreichen wollen, stattfindet.
Baumpflanzungen sind ein zentrales Element, um Klima- und Naturschutz miteinander zu verbinden. Denn die Bäume übernehmen im ökologischen System viele Funktionen:
Im Landkreis Marburg-Biedenkopf werden Baumpflanzaktionen bereits seit 2014 von einem Umweltbildungsprogramm begleitet. Dieses richtet sich an Schüler, die so in der Praxis für die Bedeutung von Bäumen für Klima und Natur sensibilisiert werden. Im Landkreis finden deshalb regelmäßig Workshops statt, die unter dem Motto „Keine Pflanzung ohne Bildung“ durchgeführt werden. Pro Jahr erreichen diese Veranstaltungen 400 bis 500 Schüler.
Der Landkreis kooperiert zu diesem Zweck mit Obst- und Gartenbauvereinen, Forstämtern, Baumschulen, Eigentümern von geeigneten Pflanzflächen sowie den zuständigen Verwaltungsstellen. Darüber hinaus bekommen die Schulen Hilfe bei der Organisation und Durchführung der Baumpflanzaktionen. Diese finden an ganz verschiedenen Orten statt, vom Forst bis zum Schulgelände. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist außerdem die Nachbereitung der Pflanzung: Die Schüler werden dabei an der Kontrolle, Pflege und Dokumentation der Entwicklung ihrer gepflanzten Bäume beteiligt.
Quellen:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Bundesumweltministerium zeichnet Kommunen für besonderes Klimaengagement aus.
https://www.bmu.de/pressemitteilung/bundesumweltministerium-zeichnet-kommunen-fuer-besonderes-klimaengagement-aus
klimaschutz.de: Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ 2009 – 2021.
https://www.klimaschutz.de/de/service/wettbewerbe/wettbewerb-klimaaktive-kommune-2009-2021
klimaschutz.de: Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2021“ – Sieger-Kommunen verkündet.
https://www.klimaschutz.de/de/service/meldungen/wettbewerb-klimaaktive-kommune-2021
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu): Klimaaktive Kommunen.
https://difu.de/projekte/klimaaktive-kommunen
Difu: Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2021“: Neun Siegerkommunen geehrt.
https://difu.de/presse/pressemitteilungen/2021-11-04/wettbewerb-klimaaktive-kommune-2021-neun-siegerkommunen-geehrt
Difu: Preisträger in der Kategorie Ressourcen- und Energieeffizienz: Singen (Hohentwiel)
https://difu.de/sites/default/files/media_files/2021-11/20211014-DIFU-Wettbewerb-Factsheet-Singen_bf.pdf
Difu: Preisträger in der Kategorie Klimafreundliche Mobilität: Stadt Essen.
https://difu.de/sites/default/files/media_files/2021-11/20211018_DIFU-Wettbewerb-Factsheet-Essen_bf.pdf
Difu: Preisträger in der Kategorie Klimaaktivitäten zum Mitmachen: Landkreis Marburg-Biedenkopf.
https://difu.de/sites/default/files/media_files/2021-11/20211018-DIFU-Wettbewerb-Factsheet-Marburg-Biedenkopf_bf.pdf
Bilder:
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