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Hunde steigern die Lebensqualität ihrer Halter – und zwar überall. Deshalb ist der Wunsch nach einem Hund in der Stadt kaum weniger verbreitet als auf dem Land, trotz mutmaßlich schlechterer Lebensbedingungen. Städte und Kommunen suchen deshalb nach Lösungen, die Sicherheit, Sauberkeit und Freiheit im Zusammenleben mit den Stadthunden gewährleisten können.
Fast 11 Millionen Hunde hat der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V. im Jahr 2020 in Deutschland gezählt. Im europäischen Vergleich bedeutet das Platz 2 hinter Russland (mit schätzungsweise 17 Millionen Hunden). Das Vereinigte Königreich belegt mit 8,5 Millionen Hunden den dritten Platz.
In jedem fünften deutschen Haushalt wohnte ein Hund, nicht wenige davon in Städten. Allein in Berlin waren es 2018 bereits mehr als 100.000 Vierbeiner, die Hansestadt Hamburg verzeichnete zum selben Zeitpunkt mit rund 80.000 Hunden ein Rekordhoch.
Auch im städtischen Wohn- und Lebensumfeld wollen viele Menschen also nicht auf die Begleitung durch einen Hund verzichten. Unproblematisch ist das Zusammenleben in der Stadt allerdings nicht, und zwar aus verschiedenen Gründen: von der Hygiene bis zum verfügbaren Raum ist Hundefreundlichkeit eine echte Herausforderung.
In öffentlichen Anlagen und auf öffentlichen Straßen gilt: Hunde sind so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass eine Gefährdung, Schädigung oder Belästigung anderer Personen oder Tiere ausgeschlossen werden kann. In dieser oder ähnlicher Weise werden die Pflichten von Hundehaltern in den Gesetzen der Länder und den Verordnungen von Städten und Gemeinden zusammengefasst.
Konkret bedeutet das: Anleingebote in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Raums, Betretungsverbote für viele Anlagen und die Pflicht, Verunreinigungen durch Hundekot umgehend zu beseitigen. Vor allem die räumliche Nähe und die große Bevölkerungsdichte machen solche und weitere Vorgaben unerlässlich.
Auf der anderen Seite brauchen Hunde selbstverständlich Raum zur Entfaltung und zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Kann das in einer Stadt überhaupt geleistet werden?
Hinter der oben gestellten Frage steckt im Grunde genommen die nach der „artgerechten“ Haltung von Hunden und ob diese in der Großstadt möglich ist. Schließlich genießen die Vierbeiner auf dem Land sehr viel mehr Freiheiten (allerdings gelten dort Regeln und Pflichten genauso) und vor allen Dingen weniger Lärm, Menschen, Autos und was ihnen darüber hinaus Stress verursachen kann.
Das Problem ist in der Regel eine falsche Vorstellung von „artgerechter“ Hundehaltung, wie Hundetrainerin Conny Sporrer erklärt. Denn Leinenführung, Kommandos und dergleichen bedeuten letztendlich ebenfalls eine Einschränkung der natürlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Hunden.
Ein ähnlich weit verbreitetes Missverständnis liegt vor, wenn es um den Platzbedarf der Vierbeiner draußen geht. Denn die sind durchaus anpassungsfähig und flexibel – solange die Nähe zu ihren Bezugsmenschen gegeben ist. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede je nach Rasse oder auch Alter der Tiere. Es genügt zudem nicht nur, möglichst ausgedehnte Spaziergänge zu machen: Hunde wollen körperlich und geistig gefordert werden. In dieser Hinsicht bietet die Stadt viel Abwechslung, die nur genutzt werden will.
Grundsätzlich spricht also nichts dagegen, in der Stadt einen Hund zu halten. Aus Sicht der Hundehalter ist es dennoch wichtig zu wissen, was dort für den eigenen vierbeinigen Begleiter angeboten wird. Der „Beste Städte für Hunde Index 2020“ hat sich damit auseinandergesetzt und versucht, die weltweit hundefreundlichsten Großstädte zu ermitteln.
Untersucht wurden dazu unter anderem Belange der Infrastruktur, wie
Die jeweiligen Faktoren wurden mit einem Score versehen, der in die Gesamtbewertung einfloss. Die Liste mit 50 Städten wird angeführt von San Francisco, allerdings hat es mit Hamburg auch eine deutsche Stadt unter die Top 5 geschafft. München (Platz 14) und Berlin (Platz 17) liegen noch unter den besten 20 Städten, etwas abgeschlagener folgen noch Köln, Frankfurt, Dresden, Münster, Bremen, Stuttgart und Leipzig.
Was das Ranking und die Auswahl der relevantesten Aspekte für Hundefreundlichkeit ebenfalls zeigt: Neben der Regulierung ist die Bereitstellung von öffentlichen Flächen für Hunde das wichtigste Mittel der Städte und Gemeinden, um hundefreundlicher zu werden.
Mit der Analyse für den „Beste Städte für Hunde Index“ sollte laut Auftraggeber Coya ein möglichst vollständiges Bild davon gezeichnet werden, was Hundehalter und ihre Hunde in den jeweiligen Städten erwartet. Die Infrastruktur ist dabei nur ein Teilaspekt. Untersucht wurden daher auch die Kosten über die Lebensdauer des Hundes sowie verschiedene Gesichtspunkte aus dem Bereich Regulierung und Besitz.
Hierbei ging es etwa um die Frage, wie hoch der Anteil zurückgelassener Hunde ist. Außerdem wurden Bußgeldhöhen für nicht entsorgten Hundekot sowie Befragungen zur Hundekot-Problematik ausgewertet. Untersucht werden sollten also verschiedene Faktoren, die mit dem Thema Hundebesitz in der Stadt zusammenhängen.
Die endgültige Liste mit 50 Städten repräsentiert im Übrigen nur einen zuvor gewählten Ausschnitt. Aufgenommen wurden solche Städte, die bereits in früheren Umfragen als hundefreundlich ausgezeichnet wurden, sowie Städte mit vergleichbaren und verfügbaren Daten.
Hundezonen, Hundeauslaufflächen, Hundeparks oder Hundefreiräume: In allen kleineren und größeren Städten gibt es sie, mancherorts in mehr als großzügiger Zahl. Die Stadt Wien beispielsweise hat über 160 Hundezonen eingerichtet, die sich auf die beträchtliche Ausdehnung von insgesamt 1 Million Quadratmetern Fläche erstrecken.
Nicht jede Stadt kann und will sich das leisten, zumal Freiflächen im urbanen öffentlichen Raum selten genug sind und für eine Vielzahl an Nutzungen zur Verfügung stehen. Aus stadtplanerischer Sicht ergibt sich damit bereits das Problem, dass Freiräume für Hunde nicht unbedingt vorhanden sind – oder dass Nutzungskonflikte bestehen.
Denn Hundezonen sind meist eingezäunte Bereiche, die in zweifacher Hinsicht Sicherheit geben sollen:
Die Einzäunung ist aber keineswegs überall gegeben oder gefordert. Das liegt nicht zuletzt an der fehlenden einheitlichen Definition, was unter einer „Hundezone“ zu verstehen ist, welche Funktion sie genau hat und welche rechtlichen Grundlagen für sie gelten. Daher sind auch die unterschiedlichen Bezeichnungen nicht verwunderlich, die letztlich alle das gleiche meinen:
Unterschiedliche Typen lassen sich zwar anhand verschiedener Charakteristika (vor allem Größe, Einzäunung, Möglichkeit zum längeren Aufenthalt etc.) voneinander trennen. In der Praxis ist es aber sowohl für Hundehalter als auch Nicht-Hundehalter oftmals schwierig, eine klare Unterscheidung vorzunehmen – was unter anderem für die richtigen Verhaltensweisen in den Zonen entscheidend ist.
Die eindeutige Kennzeichnung der Hundezonen ist aber nur eines der Probleme, mit dem sich Stadtplaner bei diesem Thema auseinandersetzen müssen. Bei der Planung geht es außerdem um die Fragen, wo solche Bereiche überhaupt eingerichtet werden können und wie sie ausgestattet werden sollen.
Schwieriger zu beantworten ist sicherlich die Platz-Frage. Zu große Nähe zu Wohnbebauung führt womöglich dazu, dass sich Anwohner durch Lärm und Geruch belästigt fühlen. Zu weite Wege zu den Hundezonen senken wiederum die Akzeptanz, insbesondere bei schlechter Erreichbarkeit (etwa gefährliche Wege entlang von Straßen).
In bestehenden Parkanlagen müssen immer mögliche Konflikte mit anderen Nutzern berücksichtigt werden. Viele Städte zeigen allerdings, dass sie durchaus auch für vierbeinige Bewohner Freiräume finden können.
Dann gilt es noch zu klären, wie die bereitgestellten Flächen ausgestattet werden sollen bzw. müssen. Wichtig sind dabei nicht nur die Bedürfnisse der Hunde – auch deren Halter sollten bei der Gestaltung berücksichtigt werden.
Wege & Böden |
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Wasser |
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Licht & Möblierung |
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Abfallentsorgung |
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Ansonsten lohnt es sich, bei der Gestaltung von städtischen Räumen für Hunde über das Konzept der Hundezone hinaus zu denken. Schließlich begleiten die Vierbeiner ihre Halter fast überall hin. Aus diesem Grund wurde etwa im Fürther Stadtwald auf private Initiative hin der vorhandene Trimm-Dich-Pfad zu einem „Mensch-Hunde-Parcours“ erweitert. Selbst gefertigte Schilder weisen auf die Übungen für Mensch und Hund hin, per QR-Code lassen sich die passenden Videos aufrufen. Das Potenzial für eine hundefreundliche Stadtplanung ist also vorhanden – und braucht womöglich nur ein wenig Kreativität.
Quellen:
Eckl, Peter/Ramharter, Birgit: Leinen los! Hundefreiräume in der Stadt
https://docplayer.org/26489709-Universitaet-fuer-bodenkultur-wien-institut-fuer-landschaftsarchitektur-leinen-los-hundefreiraeume-in-der-stadt.html
Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V.: Trend zum Heimtier hält auch 2020 an
https://www.ivh-online.de/der-verband/daten-fakten/anzahl-der-heimtiere-in-deutschland.html
Coya: Beste Städte für Hunde 2020
https://www.coya.com/dogs/beste-staedte-fuer-hunde-2020
Conny Sporrer: Ein Plädoyer für Stadthunde
https://www.martinruetter.com/wien/news/details/artikel/ein-plaedoyer-fuer-stadthunde-3/
Stadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: Mit dem Hund ins Hamburger Grün
https://www.hamburg.de/contentblob/135048/8624d821657e4af6dbd72a71f6b45c52/data/hund-hamburger-gruen.pdf
Stadt Wien, Kontrollamt der Stadt Wien: Prüfung der Hundezonen und Hundeauslaufplätze in öffentlich zugänglichen Parkanlagen
https://www.stadtrechnungshof.wien.at/berichte/2011/lang/05-17-KA-III-42-1-12.pdf
Schleswig-Holsteinische Landesforsten: Hundewälder in den Landesforsten
https://www.forst-sh.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Service/Erholung/190121_Forst_SH_Hundewald_Karte_web.pdf
Bilder:
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